Brühl. Eigentlich wollte die Kolpingfamilie der Hufeisengemeinde ihr 70-jähriges Bestehen mit einer großen Jubiläumsveranstaltung im Pfarrzentrum feiern, mit einem gemeinsamen Mittagessen, Vorträgen und vielem mehr. Aber das Vorhaben musste wegen der aktuellen Corona-Situation abgesagt werden. Den Gedenktag für Adolph Kolping (1813-1865) feierte die katholische Gemeinschaft deshalb am Samstag – dem Todestag des Priesters und Sozialreformers – bei einem Gottesdienst in der Schutzengelkirche.
„Wir sagen euch an den lieben Advent“ sang die Gemeinde, bevor der Vorsitzende der Kolpingfamilie, Gerhard Zirnstein, die Besucher zur Heiligen Messe begrüßte. „Steht auf und gebt der Welt ein Lebenszeichen. In jedem von euch brennt dasselbe Licht. Noch ist es dunkel, doch die Nacht wird weichen. Schenkt der Welt ein menschliches Gesicht“, heißt es in dem Lied „Lebenszeichen“ aus dem Musical „Kolpings Traum“.
Die Geehrten
70 Jahre Mitgliedschaft: Fritz Herrmann, Herbert Metzger und Werner Münch.
40 Jahre Mitgliedschaft: Gisela Bartonek, Heidi Endres und Clemens Ellert.
Neu aufgenommen: Gabi Berger, Moni Diener, Maria Herschlein, Ursula Jennewein, Christa Horr, Gabriele Jordan sowie Pfarrer und Präses Erwin Bertsch. vw
Hoffnung und Zuversicht benötigten die Menschen, denn nur so könnten sie „all dem trotzen, was uns Sorgen und Ängste bereitet“, meinte Zirnstein. Die Zeilen brächten es auf den Punkt, „worum es damals Adolph Kolping ging und worum es uns heute gehen sollte“.
Persönliches Engagement
„Du, Herr, bist das Licht der Welt“, eröffnete Pfarrer Erwin Bertsch den Gottesdienst: „Doch unsere Advents- und Weihnachtsbeleuchtung scheint heller zu strahlen als unsere Herzen. Aber mit unserem Pessimismus ersticken wir das Licht der Hoffnung. Doch unsere Gleichgültigkeit verhindert es, dass der Funke der Liebe auf uns überspringt! Herr erbarme dich unser!“
Bertsch begann seine Predigt mit dem Gedicht „Von Johannes dem Täufer“ von Angelus Silesius. Johannes der Täufer, der strenge Asket in der Wüste, kündigt das Auftreten des Messias an. „Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen“, lässt der Evangelist Lukas ihn sagen. „Wenn Gott kommt, dürfen wir nicht untätig bleiben“, erläuterte Pfarrer Bertsch, wie wir alle Wegbereiter werden können. Vor allem nicht dem kommerziellen Sog der Vorweihnachtszeit erliegen. Persönliches Engagement sei im Advent unerlässlich. Dann würden alle Menschen auch das Heil sehen, das von Gott kommt.
Der Pfarrer ging auf das Essay „Du musst dein Leben ändern“ des Philosophen Peter Sloterdijk ein, das lebenslanges Üben empfiehlt. Drei Verse aus dem Evangelium könnten aber viel mehr aussagen. „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Den Weckruf von Johannes dem Täufer als klassisches Leitwort für die Adventszeit neu entdecken. Die Botschaft schrittweise in die Tat umsetzen und dabei so gut einüben, um anderen beim Wegbereiten zu helfen. Dann wird der Advent zu einer überaus fruchtbaren Zeit.
Es folgten Glaubensbekenntnis und Fürbitten. Die Gemeinde betete für die verstorbenen Mitglieder, insbesondere für Hildegard Kindtner, Berthold Blank, Klaus Boch und Jürgen Ellert. Durch das Beispiel Adolph Kolping wissen die Menschen, wie sie das Licht Jesu Christi weitertragen können.
Der internationale katholische Sozialverband engagiert sich für eine gerechte Welt und hilft Menschen in Armut. Die Kolpingfamilie Brühl mit ihren etwa 70 Mitgliedern trifft sich ein- bis zweimal im Monat im Bernhardusstüble des Pfarrzentrums zu Vorträgen und Veranstaltungen und beteiligt sich an den Festen der Pfarr- und der Hufeisengemeinde.
Totengedenken auf dem Friedhof
Begonnen hatte der Kolpinggedenktag bereits am Tag zuvor mit einem Totengedenken auf dem Friedhof der Hufeisengemeinde. „O Heiland, reiß die Himmel auf“ sang dabei die Gemeinde zu den Gaben von Brot und Wein: „Darum bitten wir dich, durch Christus, unseren Herrn.“ Es folgten Sanctus, Vaterunser und Friedensgruß. Das Schlussgebet leitete wieder zu Adolph Kolping über. Gerhard Zirnstein berichtete vom Spendenbeschluss des Vorstandes. An den Verein „Hilfe für Peru“ gehen 300 Euro. Die Aktion „Ziegen für Afrika“ erhält 250 Euro – das bedeutet die Anschaffung von fünf Ziegen. Der „Förderverein Frühchen“ wird mit 300 Euro und der „Förderverein Palliativ“ mit 200 Euro bedacht. An die Brüder und Schwestern der Kolpingfamilie im Ahrtal werden für die Flutopferhilfe 500 Euro weitergereicht.
Zirnstein verlas den Text der Urkunden für die Geehrten im Namen von Kolping International. „Wer Gutes unternimmt mit Vertrauen auf Gott, hat doppelten Mut“ heißt es bei Kolping. Die Neumitglieder indes sollen Licht in der Gemeinschaft werden. „Wir sind Kolping“ versprach das gemeinsam gesungene Schlusslied in der Schutzengelkirche.
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