Gemeinderat

Abwasser wird in Brühl ab 2023 wesentlich teurer

Die Gebührenentwicklung geht nach oben: Ein umfangreiches Gutachten macht die Dringlichkeit der Gebührenerhöhung deutlich. Dem Gemeinderat wurde erläutert, wie die Beträge zustande kommen.

Von 
Ralf Strauch
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Eine genaue Berechnung der Kosten für das Abwasser, das über die Kanalisation entsorgt wird, ist im Rathaus die Grundlage für die Festlegung der Gebühren. © strauch

Brühl. Diejenigen, die gerne mutmaßen, dass Gebühren in der Gemeinde willkürlich festgelegt werden, wurden in der jüngsten Ratssitzung eines Besseren belehrt. Immerhin fast 40 Seiten umfasst eine komplexe und zahlenreiche Kalkulation, die dem Ratsgremium von Stefan Kasteel, Geschäftsführer der Kommunalberatung Allevo, vor der Festsetzung der Abwassergebühr 2023 vorgestellt wurde.

Doch an der Richtung bei den Gebührenentwicklungen ändert dieses Zahlenwerk nichts – es geht weiter sehr deutlich nach oben. Von der Kalkulation überzeugt votierte der Rat schließlich einstimmig dafür, dass die Gebühr beim Schmutzwasser ab 2023 je Kubikmeter auf 2,77 Euro – nach 2,29 im laufenden Jahr – steigen wird. „Ein deutlicher Sprung nach oben“, räumte Bürgermeister Dr. Ralf Göck ein. Und das Niederschlagswasser wird dann statt der aktuell 58 Cent je versiegeltem Quadratmeter die Haushalte 71 Cent kosten.

Doch wie kommen die Beträge zustande? Das zeigte Kasteel mit Blicken in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zurück: Bei den Abwassergebühren darf eine Kommune keine Gewinne oder Verluste machen, sondern muss die jeweilige Differenz zwischen Kalkulation und Realität in den folgenden fünf Jahren durch die neue Berechnung ausgleichen. Wurde also in einem Jahr mehr eingenommen, als an Kosten angefallen ist, senkt das die Gebühren danach um diesen Betrag.

Durch die Umstellung auf die neue Haushaltsführung liegen beim Abwasserzweckverband allerdings noch keine Ergebnisse ab 2019 vor, erklärte Stefan Kasteel. Der Sachverständige unterstrich aber, dass man im Zweckverband schnellstmöglich die notwendigen Abschlüsse für die vergangenen Jahre nachliefern wolle. Doch für das kommende Jahr sei das nicht möglich. Danach könne man darauf hoffen, dass eventuelle Überschüsse zwischen 2019 und 2022 die Gebührensätze künftig abmildern könnten.

Kanäle schlucken viel Geld

Zur Gegenwart und Zukunft: Da sorgt laut Kasteel die aktuelle Krisensituation auch im Klärwerk für massiv steigende Kosten bei Strom, Gas und Chemikalien. Das bringe dann auch eine Preissteigerung bei den Abwassergebühren. Und Kasteel erklärte zudem, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein könnte – wie die Energie- und Chemikalienpreise sich weiterentwickeln werden, sei nicht vorherzusagen ohne ins Reich der Spekulationen abzurutschen.

Deshalb habe man, anders als bisher, mit der Gebührenkalkulation nur das kommende Jahr in den Blick genommen, sonst wurden die Gebührensätze stets für zwei Jahre festgelegt. „Doch da sind viel zu viele Unbekannte in der Rechnung“, unterstrich Kasteel, „so gibt es ja auch noch keine klaren Aussagen oder gar Zusagen von den Lieferanten“.

Ein zweiter Punkt neben den Kosten fürs Klärwerk, die auf alle im Zweckverband vereinten Kommunen verteilt werden, schlage für Brühl derzeit mit einer kräftigen Ausgabensteigerung in Kontor. Bei der Erhaltung des Kanalnetzes müssten die diesmal hohen Kosten anteilig auf die beiden Gebührensätze angerechnet werden.

Es spielen also jede Menge Faktoren eine Rolle bei der Kostenermittlung, die allerdings immer eine Schätzung auf Faktenbasis bleibt. Dazu gehört auch, dass die so ermittelten Gesamtaufwendungen von rund 2,3 Millionen Euro auf die Bereiche Schmutzwasser und Niederschlagswasser aufgeteilt werden müssen. Das geschieht mit einem prozentualen Schlüssel jeweils für die einzelnen Kanaltypen und für die Kosten im Klärwerk, bei denen das zugeführte Regenwasser beispielsweise mit einem Anteil von zehn Prozent angesetzt wird.

Dann werden beim Schmutzwasser die Mengen geschätzt, die aus Brühl ins Klärwerk fließen werden – 2023 sollen das 641 100 Kubikmeter sein. Außerdem werde die bebaute und befestigte Fläche im Ort, von denen das Regenwasser in die Kanäle fließt, wohl auf 712 300 Quadratmeter anwachsen. Aus all diesen Zahlen und Prozenten ergeben sich dann am Ende die beiden neuen Gebührensätze. Es wird also ein großer Aufwand für die Berechnung betrieben.

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