Im Interview - Bürgermeister Dr. Ralf Göck spricht über seine Kandidatur bei der Wahl im Frühjahr / Er steht gern im direkten Kontakt mit den Menschen

„Amt ist zwar stressig, aber vielfältig“

Von 
Ralf Strauch
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Dourtengas Bürgermeister Armand Abgas überreicht 2018 an seinen Amtskollegen Dr. Ralf Göck eine Urkunde, die den Rathauschef zum Großmeister des Nationalordens von Burkina Faso ernennt. © Widdrat

Brühl. Wenn im kommenden Frühling der Bürgermeister für die kommenden acht Jahre gewählt wird, steht ein Name für den Stimmzettel bereits fest. Amtsinhaber Dr. Ralf Göck hat bekanntgegeben, für eine vierte Amtszeit kandidieren zu wollen (wir berichteten). Wir sprachen mit dem Rathauschef über seine bisherige Dienstzeit und Ziele, die er sich für die nächste gesetzt hat.

Wann haben Sie sich das erste Mal überlegt, Bürgermeister Ihrer Heimatgemeinde Brühl zu werden?

Dr. Ralf Göck: Als ich 1989 in den Gemeinderat mit der dritthöchsten Stimmenzahl in der SPD-Fraktion gewählt wurde. Ich habe damals als 26-jähriger Neuling etliche arrivierte Gemeinderäte stimmenmäßig überholt. Da hatte ich erstmals feststellen dürfen, dass mich viele Bürger wählen. Der Wunsch, für die Verwaltungsspitze zu kandidieren, verfestigte sich nach meinem Studium, als ich 1991 bis 1994 das Referendariat für den höheren allgemeinen Verwaltungsdienst machte. Danach stand direkt die nächste Ratswahl an – und mein Ergebnis war noch besser. Ich kam als Zweiter durchs Ziel. Damals habe ich sogar Werner Fuchs überholt. Diese Wahlerfolge haben mich bestärkt, auf dem Fundament der Verwaltungsausbildung eine Bürgermeisterwahl anzugehen.

Das war aber zunächst nicht in Brühl, oder?

Göck: Genau, ich habe 1994 den ersten Versuch in Gaiberg gemacht. Dort – wo ich ja als Auswärtiger angetreten war – habe ich 49,5 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang erreicht. Der andere Kandidat hatte nur sechs Stimmen mehr. Das war zwar eine Niederlage, die geschmerzt hat, aber es war auch ein Beweis, dass ich gegen einen ortsbekannten Kandidaten, der seit Jahren im dortigen Rathaus beschäftigt war, bestehen konnte. Das hat mich bestärkt, dann in meiner Heimatgemeinde Brühl anzutreten – dort, wo ich immer Bürgermeister werden wollte.

Sie haben jetzt drei Amtszeiten hinter sich – warum wollen Sie nach 24 Jahren noch eine vierte dranhängen?

Göck: Ich möchte noch einige in den vergangenen Jahren angestoßene Projekte zu Ende bringen. Das ist natürlich der Sportpark-Süd, der im Sommer oder Herbst nächsten Jahres fertig wird. Auch das Thema der Gegenfinanzierung dieser Anlage, die noch unter Dach und Fach zu bringen ist. Es ist alles auf einem guten Weg, aber noch nicht ganz erledigt. Deswegen sehe ich mich in der Verantwortung und will weiterarbeiten, damit das ganze Projekt, von dem ich voll überzeugt bin, zu einem guten Ende kommt. Das geplante Wohnviertel am Schrankenbuckel wird ein interessantes und vorbildliches Bauvorhaben. Da wird eine ganz neue Wohnqualität geboten, wie uns seitens der Wissenschaft bestätigt wird. Und es gibt noch weitere Projekte, die auf uns zukommen, für die ich einige Fördermittel an Land gezogen habe. Da ist das Kinderbildungszentrum zu nennen, für das wir aus Berlin 2,5 Millionen Euro bekommen. Damit wird die Kinderbetreuung nochmals deutlich verbessert. Auch die Ladesäulen sowie raumlufttechnische Anlagen in Schulen und Kindergärten stehen auf dem Programm. Sie werden erheblich von Bund und Land gefördert. Klimaschutz und Pandemie-Vorsorge will ich noch stärker gewichten.

Man merkt, dass Sportpark-Süd und Wohnquartier für Sie Herzensanliegen sind ...

Göck: Ja, insofern, dass wir hier eine gute Lösung finden, die mit modernen Standards eine Verbesserung zu früher entwickelten Wohngebieten aufweist durch Barrierefreiheit, durch weitgehende Autofreiheit und Verdichtung, so dass weniger Flächen verbraucht werden. Kurze Wege zum Kinderbildungszentrum, zu den Naturschutzgebieten und zu den Lebensmittelmärkten zeichnen das Gebiet aus. Die neuen Bewohner können viele Wege ohne Auto zurücklegen.

Sie haben aber etwas mit der Bekanntgabe der Kandidatur gezögert – warum?

Göck: Voraussetzung war für mich, dass ich körperlich so gesund bin, dass ich mich voll einbringen kann. Deshalb habe ich mich zunächst einmal medizinisch durchchecken lassen. Und die Ärzte meinten, dass gesundheitlich nichts gegen eine vierte Amtszeit spricht.

Was ist das Schöne am Beruf des Bürgermeisters?

Göck: Das Schöne an diesem Beruf ist die Gestaltungsmöglichkeit, die ich hier in der Gemeinde sehe. Das Amt ist zwar stressig, aber es ist vielfältig – da kann es sein, dass an einem einzigen Tag erst der Themenbereich Testen und Impfen ansteht, dann geht es um Vertragsverhandlungen mit Investoren, danach um die Gratulation zum runden Geburtstag, schließlich um die Ehrungen langjährig aktiver Ehrenamtlicher. Dadurch hat ein Bürgermeister viel Kontakt zu Menschen in seiner Kommune. Und das liegt mir. Ich stehe gern im Kontakt mit Menschen und freue mich, wenn ich Menschen weiterhelfen kann. Gerne teile ich mit meinen Mitbürgern ihre freudigen Ereignisse, ob es persönliche Jubiläen sind oder wenn ich als Standesbeamter wirken darf. Dass auch das Miteinander in Brühl stimmt, zeigt sich auch daran, dass 90 Prozent unserer Entscheidungen im Gemeinderat einstimmig oder mit großen Mehrheiten erfolgen. Es läuft im Rat sehr harmonisch, selbst dann, wenn wir bei manchen Beschlüssen nicht einer Meinung sind. Es wird von allen Seiten versucht, sich so einzubringen, dass wir einen Weg finden, den eine große Mehrheit gehen kann. Deshalb schätze ich den Rat der Gemeinde Brühl sehr. Da sitzen Leute drin, die mitdenken, mithelfen und mitmachen bei der Entscheidungsfindung. Ich nehme mich da auch ab und zu mal zurück, wenn ich merke, dass manche Entscheidungen von einer breiten Mehrheit anders gesehen werden, als ich sie vielleicht im ersten Moment gesehen hatte. Das gute Miteinander ist auch ein Grund für mein Weitermachen.

Gab es dennoch Momente in den vergangenen Jahren, in denen das Amt des Bürgermeisters nicht so schön für Sie war?

Göck: Nein. Ich bin ein optimistischer Mensch, der auch in schwierigen Zeiten das Positive nicht aus dem Blick verliert. Das gilt selbst bei ungerechtfertigten persönlichen Vorwürfen, die ich schon erlebt habe. Das ärgert mich dann zwar, aber es gab nie den Moment, in dem ich überlegt habe, womöglich nicht weiter zu machen. Auch bei der Geothermie nicht, obwohl mich das Thema ziemlich gestresst hat.

Mit Ihrem heutigen Wissen: Gibt es Dinge, die Sie anders gemacht hätten?

Göck: Vielleicht würde ich mir rückblickend wünschen, noch mehr Fördermittel bekommen zu haben. Es dauert lange, bis auf Gemeindeebene vorgedrungen ist, welche Zuschüsse möglich sind. Das ist oft unübersichtlich und kompliziert. Jetzt mit der Erfahrung, wie es geht, gelingt es ganz gut, Gelder nach Brühl zu holen.

Die Bürgerbeteiligung wächst immer stärker in kommunalpolitischen Prozessen. Macht das die Arbeit einfacher oder schwieriger?

Göck: Die Bürgerbeteiligung macht sie einfacher, wenn sich die Menschen während des Meinungsbildungsprozesses zu einer Maßnahme informieren und konstruktiv beteiligen, um zu guten Lösungen zu kommen. Wenn es aber gegensätzliche Interessen gibt, dann wird es natürlich schwierig. Das kann dann dazu führen, dass wichtige Infrastrukturprojekte wegbrechen. Manche Leute haben durch einzelne Projekte – persönlich gesehen – Nachteile. Große Vorteile für die Gemeinschaft werden dann gar nicht mehr wahrgenommen. Dann ist es die Aufgabe der Moderation – etwa durch die Verwaltung und Mitglieder des Gemeinderats – den Menschen die langfristigen Vorteile für sie selber und die Allgemeinheit aufzuzeigen. Es muss mehr positiv gesehen werden, um die Vorteile zu erkennen.

Sie scheinen aber durchaus zuversichtlich in die vierte Amtszeit zu schauen, oder?

Göck: Ja, auf jeden Fall. Ich kann auf gute Jahre für Brühl zurückblicken und kann auf dieser gesunden Basis noch einige Zukunftsprojekte angehen.

Redaktion

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