Brühl. Ins 32. Jahr ihres Bestehens geht die Jugendkunstschule Brühl mit einem attraktiven Frühlingsangebot. Die Kurse der Jugendkunstschule – 1991 in Kooperation mit der Freien Kunstschule Rhein-Neckar von der Gemeinde ins Leben gerufen – sind als Ferienprojekte konzipiert und richten sich an Kinder ab sechs Jahren.
Wir sprachen mit der Leiterin der Einrichtung, Andrea Tewes, über das Konzept der Kurse und die Kreativität im Allgemeinen.
Zur Person: Andrea Tewes
- Andrea Tewes wurde 1971 im nordrhein-westfälische Wuppertal geboren.
- Sie lebt und arbeitet seit 2007 in Brühl.
- Von 1991 bis 1997 absolvierte sie ein Studium der Fächer Germanistik und Geschichte auf Lehramt an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie ein lehramtsbezogenes Kunststudium der Universität Duisburg-Essen.
- Seitdem ist sie freiberufliche Dozentin mit dem Schwerpunkt Kunstvermittlung.
- Seit 2008 leitet sie die Jugendkunstschule in Brühl.
- Die Kurse der Jugendkunstschule – 1991 in Kooperation mit der „Freien Kunstschule Rhein-Neckar“ von der Gemeinde Brühl ins Leben gerufen – sind als Ferienprojekte konzipiert und richten sich an Kinder ab sechs Jahren.
- Als freischaffende Künstlerin ist sie seit 2010 tätig und immer wieder bundesweit mit ihren Arbeiten bei Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten.
- 2019 stellte sie unter anderem unter dem Titel „Was uns verbindet“ in der Villa Meixner zusammen mit ihrer Kollegin an der Jugendkunstschule mit Nina Kruser aus.
- Tewes ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler.
Hat die Jugendkunstschule die Pandemiepause gut überstanden?
Andrea Tewes: Ja, das hat sie. Insgesamt hatten wir wegen Corona vier Kurse absagen müssen – das geschah dann immer relativ kurzfristig. Und da hatten wir natürlich die Befürchtung, dass danach manche Eltern ihre Kinder nicht mehr anmelden, weil es stellt ja letztlich auch immer wieder eine Enttäuschung dar, wenn sie sich auf den Kurs freuen und der dann doch nicht stattfindet. Außerdem geht so auch die Planungssicherheit für die Ferienzeit verloren. Doch diese Befürchtung hat sich Gott sei Dank nicht bestätigt. Wir haben sogar eher gemerkt, wie froh alle waren, dass dieses Angebot wieder aufgegriffen wird. Wir haben nach der Pandemie die Kurse durchweg ganz oder zumindest fast komplett ausverkauft.
Was ist das konzeptionelle Ziel bei der Jugendkunstschule?
Tewes: Ich finde es extrem wichtig, dass wir wertfrei Kunst vermitteln wollen. Wir haben den Pluspunkt, dass sowohl meine Kollegin Nina Kruser als auch ich als freischaffende bildende Künstler tätig sind. In unseren eigenen Ateliers arbeiten wir immer wieder mit ganz unterschiedlichen Herangehensweisen. So haben wir nicht nur den kunstpädagogischen Ansatz, sondern darüber hinaus auch einen künstlerischen. Wir versuchen stets verschiedene Kunsttechniken und Ansätze zu vermitteln, die letztendlich den Rahmen eines normalen Kunstunterrichts in der Schule bei weitem sprengen würde. Auf spielerische Weise werden zahlreiche Materialien und Werkzeuge eingeführt, verschiedene Techniken vermittelt und damit künstlerische Ausdrucksformen erprobt.
Interagieren die jungen Teilnehmer in den Kursen auch intensiv miteinander?
Tewes: Ja, auf jeden Fall. Wir haben in den Kursen eine relativ große Altersspanne – das reicht von den Sechsjährigen bis zu den 12-, 13-Jährigen. Manchmal drücken wir auch bei Jugendlichen von Anfang 14, die schon seit Jahren dabei sind, ein Auge zu. Und da funktioniert das soziale Miteinander in den Kursen ganz fantastisch. Weil im Prinzip ist es so: Wir vermitteln den Teilnehmern einen Impuls – auch durch die jeweils im Zentrum stehende Technik. Dann kann jedes Kind je nach eigenem Können, eigener Schnelligkeit und Individualität das so umsetzen, wie es passt. Da gibt es Kinder, die machen das sehr detailliert oder ausführlich – die brauchen mehr Zeit als andere, die zügiger arbeiten. Von daher ist es toll, wenn die schnelleren die anderen dann noch unterstützen. Und das funktioniert fantastisch.
Frühjahrsangebote der Jugendkunstschule
- „Das gibt es nur einmal!“, heißt es in der Ferienwoche 22. bis 24. Februar. Die Teilnehmer entdecken das klassische Kunsthandwerk des Emaillierens neu. Es entstehen schimmernde Unikate, die – auf kleine Leinwände montiert und kombiniert mit farbiger Strukturpaste – zu faszinierenden Bildern im Miniaturformat werden.
- Die Gebühr dieses Kurses mit Andrea Tewes liegt inklusiv Material bei 49 Euro.
- In der Karwoche, 5. und 6. April, findet ein Schnupperkurs Malerei mit Nina Kruser statt. Es geht um verschiedene Maltechniken mit Acrylfarben, um farbenfrohes Bild mit Pinsel, Spachtel oder Schwamm zu gestalten.
- Die Gebühr dieses Kurses liegt inklusiv Material bei 39 Euro.
- In der Woche nach Ostern, 11. bis 14. April, werden unter der Überschrift „Sind die süß – witzige Käfer aus Gips“ kleine Skulpturen geschaffen. Alles, was dazu benötigt wird, sind Gipsbinden, Draht, Acrylfarbe, leere Dosen und Joghurtbecher vor allem Fantasie.
- Die Gebühr dieses Kurses mit Andrea Tewes liegt inklusiv Material bei 49 Euro.
- Die Kurse richten sich an Kinder von sechs bis zwölf Jahren.
- Karten gibt es im Vorverkauf an der Rathauspforte, Telefon 06202/2 00 30, sowie – zuzüglich Vorverkaufsgebühr – in der Geschäftsstelle unserer Zeitung, Telefon 06202/20 52 05.
Sind Kinder in der Kreativität freier als Erwachsene?
Tewes: Ja, auf jeden Fall. Gerade die ganz jungen Kinder sind alle kreativ – ich habe noch nie ein unkreatives Kind getroffen. Diese Kreativität wird aber, je älter man wird, mehr und mehr ausgebremst, weil sie in Schubladendenken gepresst oder einem Bewertungszwang unterworfen wird. Die Einteilung in gut und schlecht, richtig und falsch unterdrückt jede Form der Kreativität. Das erkenne ich auch bei den Kursen, die ich andernorts für Erwachsene gebe: Da muss man sich das oft erst wieder mühsam erarbeiten, loslassen zu können und wieder wie Kinder zu denken, um einfach mal spontan drauflos zu malen.
Sind Sie schon einmal vom Ideenreichtum der Kinder überrascht worden?
Tewes: Klar, man ist in manchen Situationen platt, aber eigentlich so richtig überraschend kommt es dann doch nicht, weil Kinder eben so ein unglaubliches Kreativitätspotenzial haben – und das ist uns ja bewusst. Und wenn man das richtig herauskitzelt, bekommt man diese Erfahrung auch immer wieder bestätigt. Das ist toll zu sehen, was da an Ergebnissen rauskommt. Aber so vollkommend überraschend ist es eigentlich nicht. Gleichwohl bleibt es immer faszinierend. Und das ist auch der Grund warum ich die Arbeit seit Jahren mache und sie wirklich liebe. Es ist einfach toll, dass es die Institution der Jugendkunstschule in Brühl gibt. Ich finde es deshalb auch super, dass die Gemeinde dieses Angebot jedes Jahr aufs Neue den Kindern in den jeweiligen Ferien unterbreitet.
Inzwischen kommen auch vermehrt Kinder aus umliegenden Kommunen zu den Kursen – ist das ein Problem?
Tewes: Absolut nicht. Es zeigt uns nur, wie sehr unser Angebot auch über die Ortsgrenzen hinaus von den Menschen gewürdigt wird, denn ähnliches gibt es dort kaum. Und auch für die Gemeindekasse entsteht durch die Kinder aus den Nachbargemeinden kein Nachteil, denn die Kurse tragen sich im Großen und Ganzen finanzielle durch die jeweiligen Gebühren, die im einzelnen von den Eltern entrichtet werden.
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