Brühl. Bei tropischen Temperaturen versammelte sich ein bunt gemischtes Publikum in der „Bücher Insel“ zu einem Ausflug ins winterliche Russland. Der in Brühl lebende Autor Erik Hauser las aus seinem kürzlich erschienenen historisch-fantastischen Roman „Das Erbe der Wölfe“. Das Buch spielt im zaristischen Russland im Jahre 1871, zehn Jahre nach der Befreiung der Leibeigenen durch den Zaren Alexander II.
Zwei Studenten aus St. Petersburg, sogenannte Narodniki, treffen in einem kleinen Dorf ein, um den dort lebenden Bauern das Ideal einer freien, gleichen und brüderlichen Gesellschaft zu predigen, und lösen eine unheilvolle Kette von Ereignissen aus. Bald ereignet sich auch ein Mord, und die Bauern haben den Verdacht, dass ihr Dorf seit der Ankunft der Narodniki von Werwölfen heimgesucht wird.
Spannung und Humor
Die Zuhörer lauschten gebannt der Ankunft der Narodniki in dem kleinen Dorf und den ersten Anzeichen für eine Bedrohung durch Werwölfe, die von den Dorfbewohnern mit drastischen Mitteln bekämpft wird. Auf Wunsch vor allem der jüngeren Zuhörer schloss die Lesung aus „Das Erbe der Wölfe“ mit einer actiongeladenen Sequenz, in einem Roman, der insgesamt eine Balance zwischen Spannung und Humor hält, wie eine Zuhörerin im Anschluss bemerkte.
So lässt sich der Roman, wie der Autor eingangs erläuterte, auch als Parabel auf die Macht einer verbrecherischen Clique über eine Gemeinschaft und die aktuelle Lage in Russland lesen, auch wenn der Autor dies beim Verfassen natürlich nicht vorausahnen konnte. „Das Erbe der Wölfe“ sei allen „mutigen Russinnen und Russen gewidmet, die sich gegen die Herrschaft der Wölfe in ihrem Land wehren“, erklärte der Autor inzwischen.
Hauser verstand es durch seinen lebendigen Vortrag, der auch das Publikum mit einbezog, diese ferne Zeit und die im Roman geschilderten Ereignisse plastisch entstehen zu lassen.
Am Ende war das Publikum so gepackt, dass es nach einer Zugabe verlangte und der Autor noch zwei Passagen in Mundart aus seinem Vorgängerwerk, dem Erzählband „Jenseits des Rheins“, zum Besten gab. Darin lassen sich ein „alteingesessener Brühler“ und eine „lustige Brühlerin“ über ein vermeintliches Monster aus, das die Rheinauen und den Ort unsicher macht. Der komödiantische Vortrag sorgte für reichliche Lacher und bewies einmal mehr, dass Erik Hauser es versteht, Komik und Tragik zu mischen und in Einklang zu bringen.
Hintergründe verraten
Im anschließenden Frageteil gab der Autor seinen Zuhörern bereitwillig Aufschluss über die Hintergründe und Entstehungsgeschichte seines Werks. So erfuhr das Publikum, dass „Das Erbe der Wölfe“ bewusst in einer leicht archaisierenden Sprache verfasst ist, um den Einschein einer Chronik aus dem 19. Jahrhundert zu erwecken.
Und Hauser verriet, dass er keinen Einfluss auf die Gestaltung des Buchcovers hatte, das beim Publikum überwiegend gut ankam, aber auch manche als „zu reißerisch“ empfanden. Ebenso, dass eine Vorgängernovelle zu dem Roman existiert, die noch der Veröffentlichung harrt.
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