Lesetipp

Autoren entführen ans Mittelmeer und an die Isar

Unser Literarisches Duett aus Dagmar Krebaum und Barbara Hennl-Goll empfiehlt zwei Neuerscheinungen

Von 
zg/ra
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Brühl. Der Herbst naht mit großen Schritten. Und auch wenn sich dann die nächsten Wochen der Liegestuhl nicht mehr unbedingt als gemütlicher Platz zum Schmökern anbietet, gibt es noch viele andere kuschelige Plätze zum Lesen, für das es wieder ein paar Tipps gibt. Unser Literarisches Duett – Dagmar Krebaum und Barbara Hennl-Goll – hat zwei Empfehlungen herausgesucht, bevor mit der Frankfurter Buchmesse viele neue Werke den Markt stürmen.

Zunächst präsentieren sie von Alexander Oetker „Sonntags am Strand“, das im Atlantik Verlag unter der ISBN 978-3-455-01391-7 erschienen ist. Die 176 Seiten kosten 20 Euro.

Es ist der 15. August, Ferragosto - Feiertag in Italien – und viele Italiener fahren an diesem Tag ans Meer. So wird der Strandabschnitt von Enzo sehr voll werden. Neben seinen Stammgästen mieten sich auch vier Paare, die unterschiedlicher nicht sein könnten, Liege und Sonnenschirm. Sie streiten sich, sie lieben sich, sie finden zueinander oder schweigen sich einfach an. Und immer im Mittelpunkt für das Leben am Meer: die kleine Bude von Enzo.

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Hans-Dieter Fronz
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Er versorgt sie alle mit Aperol, feinen Panini, Eis, hat für jeden Gast auch einen schönen und passenden Satz. Auch kocht er zum ersten Mal hingebungsvoll die legendären Spaghetti Carbonara, nach dem Rezept seiner verstorbenen Frau.

Für alle ist der 15. August „der Wendepunkt des Sommers in Italien“, denn trotz aller Sorgen und Nöte, aller Missverständnisse finden alle wieder zueinander. Hauptsache, man spricht miteinander. Die einzelnen Geschichten leben von der Beobachtungsgabe des Autors, seinem sehr feinen Gespür für Stimmungen mit einer gehörigen Portion Melancholie, meint Krebaum. Dieser Roman bringt Strand und Meer aufs Sofa, an milden Tagen auch noch auf den Balkon oder die Terrasse. Am Ende des Tages beziehungsweise des Buches liegt man – so verspricht es das halbe Duett – lächelnd im Bett und denkt sich: „Hach, war das schön!“

Von Italien geht es nach Bayern. Der Roman von Heidi Rehn „Die Buchhandlung in der Amalienstraße“ ist im List-Verlag mit der ISBN 978-3-471-36044-6 aufgelegt worden. Die 464 Seiten gibt es gebunden für 19,99 Euro.

Die Geschichte spielt im Jahr 1913 in München. Die 19-jährige Elly Grafenstetter ist überglücklich, dass sie in der Buchhandlung in der Amalienstraße einen Ausbildungsplatz gefunden hat, denn sie will ihr Leben selbst in die Hand nehmen und nicht in die Ehe gedrängt werden.

Auch ihre beste Freundin Henni wird dort als Aushilfe angestellt. Da Lesen beider Leidenschaft ist, wollen sie auch einen Schriftstellerinnen-Salon gründen. Doch werden sie als Frauen nicht ernst genommen und als der Weltkrieg ausbricht, wird die Lage für die Buchhandlung schwierig. Dieser Roman ist ein eine Hommage an die Literatur, sowohl an die Schreibenden, Verkaufenden und die Lesenden, ist sich unser Literarisches Duett einig. Und man lerne die damalige Literaturszene kennen – unter anderem den Salon der Carry Brachvogel, die den Verein Münchner Schriftstellerinnen gründete und 1942 im KZ Theresienstadt ermordet wurde.

Der Roman führt Leser nicht nur in die Kaiserzeit zurück, sondern auch in die Anfänge der Frauenbewegung. Wie immer recherchiert die Journalistin und Autorin Heidi Rehn, die auch am Institut für Bayerische Literaturgeschichte arbeitete und Auszeichnungen für historische Belletristik erhielt, sehr genau und führt durch die Wirren und Schicksalsschläge, die ihre Figuren erleiden müssen. „Heidi Rehn ist ein anspruchsvoller, vielschichtiger und gleichwohl unterhaltsamer Roman gelungen“, so das Urteil. s zg/ra

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