Brühl. Der Brühler Kollersee, dessen Wasserqualität seit Jahren als hervorragend ausgewiesen wird, bietet neben der perfekten Abkühlung an heißen Tagen vielfältige Wassersport- und Erholungsmöglichkeiten. Zurzeit jedoch ist das alles nicht möglich – nicht, weil das Wetter für das Sommervergnügung aktuell nicht passend scheint, sondern weil das Baden dort wegen einer mikrobiologischen Belastung des Wassers vorübergehend verboten ist.
Die Entscheidung des Gesundheitsamtes im Landratsamt, ein Badeverbot zu empfehlen fiel am Freitagnachmittag (wir berichteten). Sie beruht auf der routinemäßigen Probenahme von Dienstag, 3. Juni, „bei der die mikrobiologischen Parameter der Badegewässerverordnung, also Enterokokken und Escherichia coli, um mehr als das 20-fache überschritten waren“, heißt es seitens des Landratsamtes auf Nachfrage unserer Zeitung. Dies deutet auf eine hohe fäkale Belastung des Badewassers hin. Es gelten bestimmte EU-weite Grenzwerte , die sie nicht überschreiten dürfen. Bislang war der Kollersee bei den regelmäßigen Qualitätskontrollen des Badewassers nicht auffällig gewesen – im Gegenteil. Aber Naturbadegewässer unterliegen einigen unkalkulierbaren Naturprozessen und sind hinsichtlich der Gewässergüte kaum beeinflussbar.
Sorgen Gänse für die Belastung des Brühler Badegewässers?
Die nun in auffällig hoher Konzentration entdeckten Bakterien sind in der Regel harmlos. Sie kommen im Darm von Mensch und Tier vor und gelangen zumeist mit fäkalbelastetem Abwasser in die Flüsse und Seen. Allerdings wird ja in den Otterstädter Altrheinarm kein Abwasser eingeleitet, weshalb die Vermutung naheliegt, dass die Hauptquelle für diese Verunreinigung wohl die dort zahlreich lebenden Wasservögel wie Enten und Gänse sein dürften. Durch die starken Regenfälle der vergangenen Tage könnte deren Kot vom Uferbereich in den linksrheinischen Kollersee gespült worden sein. Diese Theorie wird seitens des Landratsamtes allerdings weder verworfen noch bestätigt, „eine konkrete Ursache kann seitens des Gesundheitsamts nicht festgestellt werden“, heißt es auf unsere Nachfrage.
„Eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit ist allerdings zu befürchten“, heißt es auf unsere Anfrage aus Heidleberg, weshalb dem Ordnungsamt der Gemeinde Brühl unmittelbar vor den Pfingsttagen dringlichst nahegelegt wurde, als zuständige Ortspolizeibehörde das Badeverbot zu erlassen.
Die gemessene Bakterienkonzentration mit Enterokokken und Escherichia coli führt bei Verschlucken von derart stark belastetem Wasser zu Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Enterokokken sind zudem Bakterien, die unter Umständen Darmerkrankungen und Harnwegsinfektionen auslösen können, wenn Wasser mit einer hohen Konzentration verschluckt wird. Neben Magen-Darm-Infektionen können auch Wundinfektionen und Atemwegsinfektionen durch Escherichia coli ausgelöst werden, in seltenen Fällen sogar Blutstrominfektionen.
Aktuell wird eine neue Wasserprobe im Labor analysiert
Die Wasserqualität wird durch das Gesundheitsamt weiter kontrolliert. So wurde am Dienstag nach Pfingsten die Nachbeprobung des Wassers im Kollersee durchgeführt. Die Probe sei bereits im Labor des Landesgesundheitsamtes in Stuttgart. Die Auswertung der mikrobiologischen Proben dauert in der Regel 48 Stunden, so dass man im Landratsamt mit einem Ergebnis im Laufe des Donnerstags rechnet. Im Wasser können Enterokokken bis zu einer Woche überleben.
Wenn die Messwerte wieder unterhalb der Grenzwerte liegen, könnte das Badeverbot aufgehoben werden. Sollten die Werte jeoch weiterhin über den Maßnahmenwerten von 700 Enterokokken pro 100 Millilitern liegen, bleibt es bestehen. Also ist die weitere Entwicklung unklar und von den Laborwerten abhängig. Bis zur möglichen Entwarnung sollte das Badeverbot deshalb unbedingt eingehalten werden.
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