Erdwärme

BI prognostiziert bis zu 125 Geothermie-Anlagen

Aktionsgruppe schickt einen Mahnbrief an alle Gemeinderäte und Rathauschefs der Region

Von 
ras
Lesedauer: 
Das vordere, stark gesicherte Loch der einst geplanten Geothermie-Anlage im Brühler Süden reicht bis in eine Tiefe von knapp 3,5 Kilometern, das andere nicht erkennbare geht nur wenige hundert Meter tief in den Untergrund. © strauch

Brühl. Die Bürgerinitiative gegen die Tiefe Geothermie hat in diesen Tagen an alle Bürgermeister und Ratsmitglieder aus dem sogenannten Aufsuchungsfeld Hardt – also neben Brühl und Ketsch auch in Schwetzingen, Oftersheim, Plankstadt, Heidelberg und Eppelheim – einen Brief verschickt. Darin weisen die Sprecher der BI, Rainer Hüngerle, Thomas Gaisbauer und Ursula Calero-Löser, erneut auf die von ihnen ausgemachten Risiken der umstrittenen Technik zur Energiegewinnung hin.

Zunächst gehen die Aktivisten noch einmal auf die seismischen Messungen mittels Vibrotrucks ein. „Wir möchten festhalten, dass die Schäden, die hier aufgetreten sind, keineswegs unvorhersehbar waren“, heißt es in dem Brief. Vor diesem Hintergrund sei es befremdlich, dass es „ein vermeintlich erfahrenes Unternehmen wie Geohardt trotz ausreichender Vorlaufzeit nicht geschafft hat, die betroffenen Bürger sowie die Kommunen im Vorfeld umfangreich darüber zu informieren, was hier tatsächlich passieren wird“.

Die BI betont darauf aufbauend, dass bei induzierter Seismizität im Echtbetrieb eines Geothermie-Kraftwerkes die Probleme noch größer wären. „Dort machen Beben leider nicht an einer Ortsgrenze halt, sondern können einen Schadensradius von rund zehn bis 30 Kilometern erreichen.“ Und solche Erdbeben während des Kraftwerkbetriebs würden keine einmalige Sache bleiben, sondern würden bei einem flächendeckenden Ausbau im Oberrheingraben zur Routine werden – mit all „ihrer Problematik der Schadenshaftung“.

Mehr zum Thema

Leserbrief Geothermie – Lithium – Windkraft

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Tiefengeothermie

Tiefengeothermie erhitzt die Gemüter in Waghäusel

Veröffentlicht
Von
ws
Mehr erfahren

Es gehe dabei nämlich „schon längst nicht mehr nur um etwas Erdwärme, die in das Fernwärmenetz der MVV eingespeist werden soll“, heißt es seitens der Bürgerinitiative. Insgesamt seien „alleine hier in unmittelbarer Nachbarschaft neben der – extra für diese Zwecke gegründeten – Geohardt noch die Firmen Deutsche Erdwärme, Vulcan Energie sowie die Stadtwerke Speyer und Schifferstadt am Zuge“, wird aufgezählt. Sie alle würden im Südwesten Deutschlands Erdwärme fördern und gleichzeitig auch noch Lithiumschatz gewinnen wollen. Dazu sollen, so die BI, in 50 und 125 Tiefengeothermie-Kraftwerke auf engstem Raum entstehen – durchschnittlich alle drei bis sechs Kilometer eines, rechnet die BI vor.

Sie zitieren weiter Vulcan-Firmengründer, Dr. Horst Kreuter, der behauptet habe: „Wir haben das Erdbebenproblem inzwischen also im Griff.“ Trotzdem habe Vulcan schon nach weniger als einem Jahr spürbare Erdbeben erzeugt und das, obwohl Insheim angeblich mit reduzierter Leistung betrieben werde, um eben Beben zu vermeiden. „Aber anstatt ein schlechtes Gewissen zu haben, behauptet Kreuter ,induzierte Beben seien behördlicherseits akzeptiert’ und ,die Werte liegen allesamt in der untersten dunkelgrünen Stufe eines sechsstufigen Reaktionsschemas’, bei der die Fließrate noch nicht einmal leicht reduziert werden muss“, fasst die BI ihre Erfahrungen zusammen. Das bedeute, selbst wenn es immer wieder zu Seismizität und Schäden komme, müsse eine einmal in Betrieb genommene Tiefengeothermie-Anlage deswegen nicht stillgelegt werden. „Wir müssen dann dauerhaft mit Schäden leben“, so die BI in ihrem Schreiben zusammenfassend.

Als CDU-Gemeinderat übergab Thomas Gaisbauer in der jüngsten Ratssitzung an Bürgermeister Dr. Ralf Göck zudem einen Fragenkatalog zur Geothermie in Brühl. Diese rund 40 Fragen sollten von einem Rechtsanwalt geprüft und entsprechend beantwortet werden, beantragte Gaisbauer namens seiner und der FW-Fraktion.

Die Bandbreite er Fragen reicht bis zur Prüfung der Möglichkeit, die beiden in Brühl bereits gebohrten Löcher für die einst geplante Anlage endgültig zu verfüllen – das eine reicht 3500 Meter in die Tiefe, das andere 500 Meter.

Bürgermeister Göck möchte jetzt bei dem entsprechenden Rechtsanwalt einen Kostenvoranschlag einholen, denn er sieht dadurch größere Ausgaben auf die Gemeinde zukommen. „Eventuell muss der Anwalt dann ja auch im Bergamt Freiburg vorstellig werden, um Fakten zu vor Ort sammeln“, so Göck. ras

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung