Brühl. Wenn man eine neue Brille benötigt, ist das in Deutschland kaum ein Problem. Man geht zum Augenoptiker, sucht sich ein schickes, zur Not auch ein kostengünstiges Modell aus und sieht in kurzer Zeit wieder optimal. „Dann lagern die ausgedienten Sehhilfen oftmals ungenutzt und überflüssig in Schubladen, liegen auf Garderobenschränken herum“, weiß Gerhard Zirnstein von der Brühler Kolpingfamilie zu berichten. „Diese Brillen waren alle einmal nützlich, sind aber eines Tages für die früheren Nutzer nicht mehr passend, weil sich die Dioptrien verändert haben, oder aktuell eine andere Modellreihe Programm ist.“
Und das ist nur ein Ruhestand für die Sehhilfen. Weltweit landen viele Millionen funktionsfähige Brillen im Abfall. Gleichzeitig gibt es aber auch Millionen bedürftiger Menschen, die aufgrund einer Sehbeeinträchtigung dringend eine Brille bräuchten, sagt der engagierte Mann aus Brühl. Damit die alte Brille anderen Menschen noch gute Dienste erweisen kann, sammelt die Kolpingfamilie aus Brühl regelmäßig die abgelegten Exemplare für Bedürftige im globalen Süden, in dem die wenigsten Menschen das Geld haben, sich eine Sehhilfe zu leisten. Die Brühler Gruppe arbeitet dabei mit der Non-Profit-Organisation „Brillen Weltweit“ zusammen, die diese scheinbar überflüssigen Brillen seit Jahrzehnten sammelt, um sie dann an hilfsbedürftige Sehhilfeempfänger in der ganzen Welt zu verteilen.
Brillen als Beitrag zur höheren Bildungsqualität
Kinder können dank der kostenlosen Brillen wieder zur Schule gehen, weil sie Tafel und Heft endlich lesen können. Mehr Sehen bedeutet eine höhere Bildungsqualität für die berufliche Entwicklung der Kinder. Auch Analphabeten können Lesebrillen verwenden, da sie damit Insekten und Unrat aus Getreide und Reis aussortieren können. Auch Arbeiten am Webstuhl und sonstige handwerklichen Tätigkeiten im Nahbereich können wieder gemacht werden. Mit diesen Arbeiten kann wieder ein Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie geleistet werden.
So wurden jetzt in Brühl von der Kolpingfamilie rund 3.000 Sehhilfen an die Aktion „Brillen weltweit“ übergeben. Die Kolpingfamilie hat sie in den vergangenen Monaten im Ort gesammelt und für den Versand vorbereitet. „Ein herzliches Dankeschön an alle, die Brillen gespendet haben“, erklärt Zirnstein im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Spender kämen aus Brühl und den Nachbargemeinden sowie von einer Partnergruppe aus Weinheim.
Bei dieser Gelegenheit wurden den Mitgliedern der Aktion „Brillen weltweit“ beim katholischen Pfarrzentrum auch Hörgeräte und sonstige Kleingeräte für den medizinischen Bedarf übergeben. Zudem wurden rund 600 Armbanduhren zur Aufarbeitung und zum Verkauf in Secondhand-Shops weitergereicht.
Brühler Kolpingfamile sammelt seit Jahren Brillen
Die Aktion „Brillen weltweit“ hat ihren Sitz in Koblenz und beschäftigt etwa 100 Mitarbeitende. Die gespendeten Brillen werden dort sortiert, gereinigt, geprüft, vermessen, überarbeitet und registriert. Im vergangenen Jahr wurden danach über eine Million Brillen kostenlos an Menschen mit Sehbehinderung im In- und Ausland kostenlos abgegeben. „Möglich ist das, weil ,Brillen Weltweit‘ in Deutschland unter anderem auch Langzeitarbeitslose einbindet, denen damit die Wiedereingliederung in das Berufsleben erleichtert werden soll“, heißt es seitens der Organisation.
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Zudem stecken hinter „Brillen Weltweit“ keinerlei kommerzielle Interessen. Träger ist das Katholische Blindenwerk, das mit dem höchsten Spendensiegel ausgezeichnet wurde. Die Brillen landen vor allem in Afrika, Asien und Südamerika bei sachkundigen Personen in Kliniken, Kranken- oder Missionsstationen und kommen dort kostenfrei sehbehinderten, aber mittellosen Menschen zugute. „Wir danken allen, die zum Gelingen der Aktion beigetragen haben, insbesondere den vielen Brillenspendern“, freut sich Zirnstein über den Erfolg dieser erneuten Brühler Spendenaktion.
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