Arbeitswelt

Brühler Betriebe kommen unterschiedlich gut an Auszubildende

Zum Start ins neue Lehrjahr zeigt unsere Umfrage sehr unterschiedliche Situationen in der Gemeinde. Je nach Branche ist auch der Aufwand verschieden, den die Betriebe leisten müssen.

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Ralf Strauch
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In Brühler Unternehmen ist man mit der Besetzung der Lehrstellen zufrieden. Auf dem Bild feilt ein Auszubildender an einem Metallteil. © dpa

Brühl. Es ist das traditionelle Datum des Ausbildungsstarts – der 1. September. Doch die Berufsverbände klagen, dass noch viele Stellen unbesetzt sind. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz seien deshalb für die jungen Menschen in diesem Sommer weiter gut. So werden von der Agentur für Arbeit Heidelberg für den Bezirk momentan noch viele freie Ausbildungsplätze in allen Bereichen gemeldet.

Große wie kleine Unternehmen suchten weiter intensiv Bewerber, um Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen. Es gebe in nahezu jedem Berufsfeld noch freie Ausbildungsplätze. Die Arbeitsagenturen der Region beziffern die Zahl der vakanten Ausbildungsplätze auf 1100. Auch wenn das Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, könnten junge Menschen also noch eine Ausbildung aufnehmen, heißt es seitens der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar.

Weniger Vertragsabschlüsse

Zum Start des neuen Ausbildungsjahres vermeldet die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald zwar 1137 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Kammergebiet, doch das seien 5,1 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Das momentane Minus erkläre aber sich nicht durch einen Rückgang des Lehrstellenangebots. Im Gegenteil: Landesweit sei das Ausbildungsangebot im Handwerk um rund drei Prozent gegenüber 2021 gestiegen.

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efri
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Auch im Rhein-Neckar-Odenwald-Raum gebe es weit mehr Lehrstellen als Bewerber, weshalb weiterhin aktuell zahlreiche Ausbildungsstellen unbesetzt seien. „Bewerbungen lohnen sich also auch zum jetzigen Zeitpunkt immer noch“, sagt deshalb Kammerpräsident Klaus Hofmann.

„Wir haben in diesem Jahr Glück gehabt und konnten beide Ausbildungsstellen besetzen“, freut sich Elke Ramer vom Brühler Sanitätshaus. Das sei in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall gewesen, auch wenn Ramer versucht, über Praktika für die beiden Berufe im Verkauf und in der Werkstatt zu werben. „Das Handwerk des Orthopädietechnikers ist wirklich sehr schön und vielseitig“, unterstreicht Ramer. Und ihr Sanitätshaus ist vom Berufsverband sogar für die guten Prüfungsergebnisse der Auszubildenden ausgezeichnet worden. „Trotzdem haben wir in den vergangenen beiden Jahren die Stellen nicht besetzt bekommen“, bedauert Ramer.

Praktika als Vorbereitung

Manche Jugendliche würden während eines Praktikums auch erkennen, dass der tägliche Umgang mit kranken Menschen nichts für sie sei. Und so würden aus Praktikanten nur selten Auszubildende, ist Ramer enttäuscht.

„Diese Probleme hatten wir bisher noch nicht“, sagt Astrid Giese von Giese Metallbau, „und auch in diesem Jahr haben wir wieder einen vielversprechenden Bewerber für unsere Lehrstelle gefunden“. Zunächst über das Schul- und dann noch einmal über ein freiwilliges Praktikum habe sich der junge Mann über den Beruf des Metallbauers in der Fachrichtung Konstruktionstechniker informiert, um nun seine Lehre zu beginnen.

Insgesamt würden sich jedes Jahr mehrere Jugendliche um einen Ausbildungsplatz bei Giese bewerben, da könne man dann schon einen vielversprechenden jungen Menschen auswählen. Mehr als einen Auszubildenden wolle man allerdings nicht nehmen, damit das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Fachkräften und Auszubildenden in der Balance bleibe, „es soll ja qualifiziert ausgebildet werden und nicht nur so nebenher laufen“, betont Astrid Giese.

Auch im B+O-Seniorenzentrum freuen sich die Verantwortlichen über ein reges Interesse auf ihre Ausschreibungen. So würden derzeit 15 Auszubildende der Bereiche Altenpflegehelfer und Pflegefachmänner beziehungsweise -frauen in den verschiedenen Jahrgängen beschäftigt sein. In der neuen Saison sind auch zwei Bewerberinnen aus Vietnam dabei.

Zudem engagiere sich B+O in einer Kooperation mit mehreren Krankenpflegeschulen, damit die Schüler Praxiserfahrungen im ambulanten und stationären Dienst machen können.

Das Bild wandelt sich

Bei der Firma Hima wird zusammen mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim ein Ausbildungssystem mit Studium angeboten. Sechs Ausbildungsplätze hat das Brühler Unternehmen ausgeschrieben, berichtet Michael Blüm, Leiter des Personalwesens, allerdings konnten nur fünf Plätze besetzt werden. „Während der Bereich Informatik und Cyber Security gut von jungen Menschen nachgefragt wird, wird es im Bereich Elektrotechnik und Automatisierungstechnik – und das ist bei unseren Mitarbeitern der Hauptbereich – zunehmend schwerer. Offensichtlich ist der Abschluss des Diplom-Ingenieurs nicht mehr so gefragt.“

Und so geht Hima nun in die Werbung und wird auf der Messe „Jobs for Future“ auf dem Maimarktgelände auf Suche nach jungen Talenten für 2023 gehen. Und auch eine gewerbliche Ausbildung möchte Hima demnach wohl schon bald bieten, sagt Blüm im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ein anderes Unternehmen mit einer Filiale in Brühl hat es schwer gebeutelt. Von den insgesamt zwölf ausgeschriebenen Ausbildungsstellen, sei gerade einmal eine einzige besetzt worden – für die anderen fehlten schlichtweg qualifizierte Bewerber.

Allerdings hört man auch von manchen Betrieben, dass sie zurzeit keine Ausbildungsplätze mehr anbieten, „weil das die aktuelle Auftragslage einfach nicht hergibt“, meint ein Brühler Handwerksmeister etwas betrübt. Und ein anderer ergänzt: „Mir reichen meine fest angestellten Mitarbeiter derzeit wirklich aus.“

Info: Die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald bietet eine Lehrstellenbörse unter www.hwk-mannheim.de/65,0,jobboardoffersearch.html

Redaktion

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