Brühl. Ja, die Natur braucht gerade Regen und das nicht zu knapp. Aber aus Sicht der Brühler Kerwe war das Timing doch mindestens suboptimal. Am Sonntag sorgte der Dauerregen für das fast komplette Aus des Bühnenprogramms. Lediglich der Liedermacher für Kinder und Junggebliebene, Jörg Schreiner, fand ein regendichtes Schlupfloch und ließ sich nicht abhalten. Für die anderen Auftritte mit der Turnabteilung des TV Brühl, dem Kinderzauberer und den Twisted Spoons war auf der pitschnassen Bühne leider nichts zu wollen.
Doch die meisten Sonntagsbesucher schien das kaum zu stören. Zugegeben, es waren vor allem Kinder, ein Elternteil und ein paar Jugendliche. Aber die amüsierten sich trotz des grauen Firmaments. Am deutlichsten wurde die fünfjährige Lilli, die mit ihrer Mutter Melanie Filsinger vorm Karussell stand. Mit leuchtenden Augen erklärte sie gegenüber der Schwetzinger Zeitung, dass sie die Kerwe über alles liebe und das Wetter angesichts dessen doch „völlig egal“ sei. Und das sei keine Übertreibung, so die Mutter. „Lilli konnte die letzte Nacht vor lauter Kerwe-Aufregung kaum schlafen.“ Nicht so tief ging die Kerwe-Leidenschaft bei Franziska (12), Melina (13) und Annika (15). Aber das Wetter schreckte sie keinen Moment. Im Gegenteil, so müsse man nicht lange warten und könne viel fahren.
Der stellvertretende Bürgermeister Bernd Kieser – an den Fahrgeschäften weniger interessiert – betonte, dass er nie den FV-Frühschoppen verpassen würde. Und wenn es Katzen hageln würde. Eine Sicht, die auch für die Fans des Bamboleo-Zelts zu gelten schien. Die Stimmung hier befand sich im krassen Gegensatz zum Grau des Himmels. Egal, was da von oben kommt, so Patrick Rebennack, „wir lassen uns das Feiern nicht nehmen“.
Zum Verrücktwerden schön
Weniger feiern, aber trotzdem genießen, stand bei Simone Mahler und Eva Schäfer auf dem Plan. Beim Stand „Drin was drauf steht“ genossen sie einen Prosecco und sichtlich auch das Leben. Selbiges auf der Kerwe war am Sonntag der sichtbare Ausdruck eines Gedankens des tschechischen Schriftstellers Bohumil Hrabal: „Das Leben ist zum Verrücktwerden schön. Nicht, dass es so wäre, aber ich sehe es so.“
Mit dem Antritt des Musikers Schreiner schien der Regen dann endgültig vergessen zu sein. Mit seinen gut gelaunten Mitmachliedern sorgte er nicht nur bei den Kleinsten für fröhliche Stimmung.
Aber natürlich waren die Kinder vorne dabei. Max, sechs Jahre alt, erkor Jörg Schreiner zum besten Sänger. Und die fünfjährige Emilie fand ihn vor allem besonders lustig. An den Regen dachte hier jedenfalls niemand mehr.
Party steigt am Abend
Und so ab 19.30 Uhr ließ das Schmuddelwetter dann auch in Wirklichkeit nach, was zwar nichts mehr für das Bühnenprogramm bedeutete, aber in den Zelten doch noch für ordentlich Betrieb sorgte. Bis kurz vor Mitternacht war hier noch richtig was los.
Dann kam er. Am dritten Kerwetag. Der Goldene Oktober. Und mit ihm der Besucheransturm auf dem Festareal. „Was für ein Tag“, konnte Jochen Ungerer als Mitorganisator nur stöhnen. Vor den Ständen der Vereine und an den Attraktionen des Vergnügungsparks bildeten sich schon am späten Vormittag die ersten Schlagen. Und die wuchsen über Mittag noch an. Da mussten einzelne Vereine, obwohl sie zwischenzeitlich spontan nachbestellt hatten, am Nachmittag verkünden, dass sie ausverkauft seien. Darben musste allerdings niemand, es gab immer noch Alternativen bis in den Abend hinein. Für die Vereine bedeutete das trotz des mäßigen Starts in die Kerwetage einen Riesenumsatz.
Auf der Bühne und davor war an diesem Montag dann auch endlich richtig was los. Die TVB-Zumba-Gruppen wirbelten über die Bühne, die Orientalische Tanzgruppe des TSC präsentierte sich und der Zauberer schuf nicht nur mit seinem Auftritt magische Momente, er knotete auch im Akkord den ganzen Tag über Luftballontiere.
Dass Corona noch immer ein Thema ist, zeigte sich durch die Absage der Bands, doch für Montagabend hatte Ungerer mit den „Goodies“ einen kurzfristigen Ersatz verpflichtet, der für Stimmung sorgte. Auch die „Fabelhaften Shakerboys“ beim Musikverein waren Garanten für Kerweatmosphäre.
Leider gab es auch einzelne Gäste, die in der Nacht auf Montag für Probleme sorgten. Doch das Positive überwog deutlich, bilanzierten die Verantwortlichen. Dass Kerweschlumpel entführt wurde und ausgelöst werden musste, nahmen die Borscht mit Humor.
Info: Weitere Bilder der Kerwe unter www.schwetzinger-zeitung.de
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