Brühl. Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung wurde am vor rund zehn Jahren von den 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet. Sie enthält 17 globale Nachhaltigkeitsziele, die eine nachhaltige Entwicklung ganzheitlich in Bezug auf ökonomische, soziale und ökologische Aspekte im politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Handeln festigen sollen. Die Zwischenbilanz der Agenda 2030 weist allerdings deutliche Lücken zwischen der bisherigen Fortschrittsgeschwindigkeit und dem Zielpfad aus. Ein Aspekt der Maßnahmenliste ist das nachhaltige Bauen.
Wie ganzheitlich nachhaltig ein Bürogebäude sein kann, das erlebten die rund 15 Teilnehmer einer Exkursion der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien Brühl in Heidelberg. Für die Mitglieder der Gruppe und Gäste war ein Besuch bei der Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG) organisiert worden. Während der Architekturführung durch das Gebäude „e+Kubator“ zeigte Nicolai Ferchl, Bauherr des Projekts und Vorstand der HEG, die Räumlichkeiten und erläuterte energetische sowie konzeptionelle Besonderheiten der Gewerbeimmobilie.
Bürgerfinanziertes Projekt
„Wir haben im und um das Gebäude Maßnahmen der Effizienz, Suffizienz und Konsistenz durchgeführt, um ein Leuchtturmprojekt zu schaffen, das zeigt, dass Nachhaltigkeit auch im Bereich von Gewerbeimmobilien möglich ist“, erklärt Ferchl. Es scheint nur folgerichtig, dass an dieser Anlaufstelle für die Energie- und Verkehrswende die HEG und die AG Erneuerbare Energien Brühl zusammenkommen, die sich beide lokal für die Energiewende von unten stark machen. Auch der „e+Kubator“ als bürgerfinanziertes Projekt mache deutlich, wie wirkungsvoll es sei, sich als Bürger an der Energiewende zu beteiligen und die Kräfte der Gemeinschaft zu bündeln. Alle die mitmachen wollen, können mit einmalig 100 Euro einen Genossenschaftsanteil erwerben, erklärt Ferchl.
Die Führung startete im Grünen zwischen vier Birken und vor einer Holzterrasse des Cafeteria-Bereichs. Das sei keine Selbstverständlichkeit, denn normalerweise wären an dieser Stelle Parkplätze vorgesehen. Im Zuge eines besonderen Mobilitätskonzepts wurden diese zurückgebaut – zugunsten der Aufenthaltsqualität. Ob diese Schlupflöcher im Bebauungsplan zu finden, einfach sei, fragen die Besucher. „Das sind nicht sehr ausgetretene Pfade – die gehen sich natürlich schwerer“, sagt Ferchl, aber es lohne sich. Viel Platz für Fahrräder, Carsharing-Angebote vor Ort und besondere ÖPNV-Konditionen für alle Mitarbeiter im Gebäude sind ebenfalls Teil des Konzepts. Ganz nach der Devise, den klimafreundlichen Arbeitsweg besonders leicht zu machen.
Altes Kasernengebäude genutzt
Der „e+Kubator“ selbst ist zweigeteilt: Das Bestandsgebäude, eine ehemalige amerikanische Kaserne, ist im Kern erhalten geblieben und wurde durch die Sanierung auf den KfW-Effizienzstandard 40 EE gebracht, also den höchsten KfW-Standard in Sachen Energieeinsparung. Verbunden durch ein gemeinsames Treppenhaus mit einem geteilten Aufzug wird es ergänzt durch einen Holzanbau im Passivhausstandard. Die Büroflächen in den hochwertig gedämmten Gebäuden mit Solaranlage und Grundwasserkühlung sind bereits vollständig vermietet. Nur die Cafeteria ist noch frei und das letzte Stück Baustelle.
Da viele Menschen in Brühl weiterhin Interesse an dem Thema zeigen, werden im laufenden Jahr noch weitere Führungstermine geben. Diese werden auf der Veranstaltungsseite der HEG-Homepage veröffentlicht, erklärt Ferchl. Aber auch die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien bietet 2025 regelmäßig Sprechstunden für Brühler Bürger im Vorraum der Festhalle an.
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