Jubiläum

Brühler Kollerskipper feiern 50 Jahre Vereinsgeschichte am Kollersee

Drei Umzüge und viele Rückschläge bei der Steganlage begleiten das halbe Jahrhundert des Brühler Segelclubs – inzwischen hat sich die Ausdauer durchgesetzt.

Von 
Ralf Strauch
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Inzwischen bietet die Vereinsanlage der Brühler Kollerskipper 39 Wasserliegeplätze und bis zu 40 Plätze an Land auf einer Uferlänge von 125 Metern. © Verein Kollerskipper

Brühl. „Nur ein Traum und der Wind, der mich trägt“, heißt es beim Sänger Christopher Cross in dessen Hit „Sailing“. Der war 1979 erstmals zu hören. Und damit ist der Song über das Segeln vier Jahre jünger als ein Brühler Jubilar, denn die Kollerskipper feiern in wenigen Tagen ihren 50. Geburtstag. Gemeinsam mit Roland Sawicki, dem Vorsitzenden des Vereins, der seien Heimathafen am Kollersee und damit am westlichsten Punkt von Brühl hat, blicken wir zurück auf die Geschehnisse dieser fünf Jahrzehnte seit der Gründung und auf die aktuelle Situation.

Beim Wettkampf um das "Blaue Band von Otterstadt", den der Brühler Verein ausrichtet. © Verein Kollerskipper

Im Juni 1975 trafen sich sieben segelbegeisterte Menschen um einen Segelverein zu gründen. Das war zwar in Mannheim, doch sehr schnell haben die Kollerskipper unter ihrem damaligen Vorsitzenden Jürgen Naßhan ihre Heimat in Brühl gefunden. Und um es geografisch noch verworrener zu machen: Beim Otterstädter Altrheinarm auf dem linksrheinischen Gemarkungsteil der Hufeisengemeinde, deren Einwohner dieses Gewässer in badischer Sichtweise schlicht Kollersee nennen.

Erste Steganlage der Brühler Kollerskipper kommt 1980

In den Anfangsjahren wird der Segelsport ausschließlich mit Jollen betrieben, so dass der Verein ohne Steganlage auskommt. Doch im fünften Jahr des Bestehens wird von den Kollerskippern bei der Gemeinde Brühl der Antrag gestellt, auf der Kollerinsel eine Steganlage betreiben zu dürfen.

Im Mai 1981 kann dann mit Zustimmung des Vereins „Wasserfreunde Brühl“ vor dessen Gelände die erste Steganlage der Kollerskipper errichtet werden. Schon nach eineinhalb Jahren erleidet dieser Steg durch starke Eiseinwirkung größeren Schaden. Und es sollte noch heftiger für den Verein kommen, denn der Steg lag letztlich auf rheinland-pfälzischem Grenzgebiet. Die dafür zuständige Kreisverwaltung Ludwigshafen erteilt aber keine Genehmigung zum weiteren Betrieb der Steganlage, sondern verhängt sogar eine Strafzahlung über 300 Mark.

Seit inzwischen 50 Jahren segelt der Brühler Verein auf dem Kollersee. © Verein Kollerskipper

Der Verein muss die Anlage im Februar 1984 demontieren und versucht, mit ihren Booten als Gastlieger bei anderen Vereinen unterzukommen. Der Steg wurde freischwimmend vor Anker auf Baden-Württemberger Gebiet gelegt, als er Ende 1984 plötzlich über Nacht verschwand. Unbekannte hatte ihn losgemacht, sodass er in einen ausgebaggerten Seitenarm des Altrheins trieb. Doch 1985 kam der nächste Schock: Die Holzbeplankung wird gestohlen. Nach intensiver Recherche wurden Jugendliche ausgemacht, die auf der „Leberwurstinsel“ ein Lagerfeuer damit befeuert hatten. Laut Überlieferung gab es eine heftige Diskussion, mit dem Ergebnis, dass 200 Mark Schadenersatz an den Verein bezahlt wurden.

Segelclub erhält vom Bürgermeister ein Versprechen

Der damalige Brühler Bürgermeister Günther Reffert und die Gemeinderäte geben dem Verein allerdings die Zusage, alle Anstrengungen zu unternehmen, um eine neue Steganlage, diesmal wirklich auf Brühler Gemarkung, zu ermöglichen. Es entsteht die Idee eines Bebauungsplans für die Nutzung der Kollerinsel als Erholungsgebiet. 1988 kommt die Genehmigung für die Brühler Steganlage, ein Jahr später wird sie eingeweiht.

1994 wird der Segelclub Kollerskipper in den Deutschen Seglerverband, den Segelverband Baden-Württemberg und den Badischen Sportbund aufgenommen. Der Verein besteht aus 35 Mitgliedern, denen acht Liegeplätze zur Verfügung stehen.

Rückschlage auf der Anlage am Altrheinarm

Im Sommer 1994 hält der Steg einem heftigen Sturm nicht Stand und dreht sich mitsamt den Booten um 180 Grad. Die Steganlage wird provisorisch repariert und Überlegungen zur Anschaffung einer neuen Steganlage angestellt. 1996 wird der neue Steg mit 18 Liegeplätzen geliefert – eine Stahlkonstruktion in Pontonbauweise mit Holzbeplankung, die der Witterung Stand halten soll. Mit der Umsetzung der Pläne für den Taschenpolder auf der Kollerinsel, wird auch die Nutzung des Kollersees neu geregelt. 2005 wandert der Verein zunächst aber ans Südufer des Sees, um von dort 2007, nachdem die Baggerarbeiten am Kollersee beendet sind, an seinen jetzigen Standort. „Wir haben seitdem auch das erste Mal seit Bestehen des Vereins ein Gelände zur Verfügung und können Bootsplätze an Land anbieten“, erinnert sich Sawicki. 2009 erhalten die Kollerskipper nach und nach neue Wassersportnachbarn und der neue Campingplatz macht mit seiner Infrastruktur den Badestrand dort noch attraktiver.

Das Segeln begeistert die Kinder des Ferienprogramms seit vielen Jahren immer wieder. © Beate Bikowski

Um das Anlegen der Jollen zu erleichtern wird der neue Steg 2014 erweitert, ein Jahr später kommen weitere Anlegeplätze hinzu. Die Steganlage ist seitdem vollständig ausgebaut und bietet 39 Wasserliegeplätze und bis zu 40 Plätze an Land auf einer Uferlänge von 125 Metern.

Fest im Brühler Vereinsleben verankert

„Und jetzt, 50 Jahre später, sind die Kollerskipper hier immer noch fest verankert: Unsere Steganlage hat, nach mehreren Umzügen und Ausbauten, ihren endgültigen Ankerplatz am Kollersee gefunden“, freut sich Sawicki. Und er freut sich, dass der Verein über das Ferienprogramm, die Ratsregatta und den Wettbewerb um das „Blaue Band von Otterstadt“ auch im Brühler Gemeindeleben fest verankert sei.

Aus sieben Gründern wurden inzwischen 119 Mitglieder und jedes Jahr kommen neue Interessenten hinzu. „Blicke ich zurück, kann der Verein stolz auf das Erreichte sein. Betrachte ich die Gegenwart, sehe ich die gute Gemeinschaft und das aktive Vereinsleben. Beides lässt mich voller Optimismus in die Zukunft blicken.“ Und all das soll beim Jubiläumsfest am Donnerstag, 26. Juni, also auf den Tag genau 50 Jahre nach der Gründung, mit einem Festakt der Kollerskipper gefeiert werden.

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