Brühl. Die Würfel sind gefallen. Über dem Einkaufszentrum im Brühler Norden soll ab Januar 2025 statt des Real- der Edeka-Schriftzug prangen. Dies erklärte ein Sprecher von Edeka-Südwest auf Nachfrage unserer Zeitung. Damit ist die langfristige Zukunft des Einkaufszentrums geregelt, mittelfristig gibt es aber ein großes Problem. Denn, so bestätigte uns Frank Grüneisen, Unternehmenssprecher von Real, sein Konzern stelle den operativen Betrieb in all seinen noch unter diesem Namen bestehenden Filialen im Juni 2022 ein. Und damit würde eine Lücke von zweieinhalb Jahren zwischen Real und Edeka klaffen.
„Wir versuchen natürlich für jede unserer noch bestehenden Filialen und deren Mitarbeiter eine Lösung zu finden, wie wir es schon bei vielen Märkten in ganz Deutschland geschafft haben“, verspricht Grüneisen, doch mehr Informationen will er nicht der Öffentlichkeit bekannt geben. Selbst dass der Mietvertrag des Brühler Einkaufszentrums noch bis Ende 2024 laufe, will er im Gespräch weder bestätigen noch dementieren.
Sollte die zeitliche Lücke aber bleiben, dürfte klar sein, dass es für die Mitarbeiter vor Ort keine Übernahmemöglichkeit zum neuen Betreiber geben wird. Der Betriebsrat des Brühler Reals sei über diese aktuellen Entwicklungen noch nicht informiert worden, wie Fatma Erdokumus von der Arbeitnehmervertretung des Marktes uns gegenüber erklärt. „Sollten sich die Daten bestätigen, hätten wir als Beschäftigte nichts von der Übernahme und uns würden dann ab Oktober die Kündigungen ins Haus flattern.“ Doch diese Prognosen fischen noch im Trüben, denn vielleicht zieht Edeka noch ein Ass aus dem Ärmel.
Göck hofft auf bessere Lösung
„Für die Mitarbeiter ist das eine schwierige Situation“, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck, denn „sie wissen nicht, bis wann ihr Markt tatsächlich geöffnet bleibt und auch nicht, ob es eine Übernahmechance bei dem künftigen Marktbetreiber gibt.“ Göck hofft deshalb, wie er in einer Mitteilung an die Presse betont, dass bei den derzeit laufenden Übernahmegesprächen zwischen Edeka und Real an anderen Standorten nun auch die Situation des Brühler Marktes thematisiert wird. „Gut wäre es, wenn Edeka früher einsteigen könnte und so das Personal eine Übernahmeperspektive hätte“, stellt der Rathauschef fest.
Zudem möchte Göck die sehr gute Versorgung mit Lebensmittel-Nahversorgern und mit Vollsortimentern in seiner Gemeinde erhalten wissen. Nachdem ihm von Axel Herrle der Edeka-Expansionsabteilung die Übernahme der Immobilie bestätigt worden war, bot der Bürgermeister den neuen Mietern die Unterstützung der Gemeinde bei ihren Umbauplänen an, denn aus seiner Sicht sollte die Schließzeit dieses wichtigen Einkaufszentrums möglichst gering gehalten werden.
Verdi will für Mitarbeiter kämpfen
„Wir haben beim Übergang von Real noch wenig Erfahrungen mit Edeka gesammelt“ sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Schalk im Gespräch mit unserer Redaktion, „anders als mit beispielsweise Kaufland“. Edeka sei, wie alle potenziellen Übernahmepartner, schon vor einiger Zeit von der Gewerkschaft angeschrieben worden, ob die Kette bei einer Übernahme von Real den Mitarbeitern weiterhin entsprechende Tarifverträge anbieten würde, „doch bislang haben wir da keine positive Antwort erhalten“. Die Dienstleistungsgewerkschaft werde den Prozess jedenfalls aufmerksam begleiten und für die derzeitigen Real-Mitarbeiter kämpfen.
Auch uns gegenüber hält sich Edeka bedeckt. Pressesprecher Florian Heitzmann bestätigte lediglich: „Wir werden den Markt in Brühl voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2025 in unseren Verbund integrieren. Wie für jeden Standort wird ein individuelles Konzept mit einem großen Angebot an Lebensmitteln und auch mit Nonfood – ausgerichtet an den Bedürfnissen der Kunden vor Ort – erarbeitet.“ Doch zum jetzigen Zeitpunkt könnten noch keine weiteren Details zur konkreten Umsetzung genannt werden.
Schaut man sich allerdings die Größe des Marktes an, drängt sich die Vermutung auf, dass nicht der Edeka-Schriftzug dann über dem Einkaufszentrum prangen könnte, sondern der von Scheck-in, einer Tochter des Edeka-Verbundes. Dieser Gedanke steht bereits seit über zwei Jahren im Raum (wir berichteten). Ein Markt dieser Kette befindet sich derzeit im Seilwolff-Center in Neckarau. Gerüchten zufolge fühlt sich dieser an dem Standort aber nicht wohl . . . Scheck-In ist eine in Südwestdeutschland aktive Kette des Lebensmitteleinzelhandels mit Sitz im badischen Achern, die bislang 14 Lebensmittelmärkte unter den Bezeichnungen Scheck-In-Center, Nah & gut sowie Marktkauf betreibt. Scheck-In ist Teil des Edeka-Verbunds.
Der genossenschaftliche Edeka-Verbund ist mit mehr als 11 112 Märkten einer der führenden Lebensmittelhändler in Deutschland und erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 61 Milliarden Euro.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-bruehler-real-markt-wird-von-edeka-uebernommen-_arid,1842654.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html