Schutzengelkirche
- 1854 wird in einem Schreiben an das Bezirksamt um die Vergrößerung der bestehenden kleinen Barockkirche angefragt.
- Im Frühjahr 1891 stellt das Bauamt der Erzdiözese die Pläne für den Neubau der Schutzengelkirche vor. Im September 1894 erfolgt der offizielle Spatenstich für das neue Gotteshaus in der Brühler Hauptstraße.
- Die Grundsteinlegung ist im Mai 1895.
- Ende 1896 genehmigt das Ordinariat die Gestaltung der Inneneinrichtung.
- Dekan Karl Benz aus Walldorf weiht die neue Kirche im März 1897.
- 1909 wird die elektrische Beleuchtung der Kirche installiert.
- 1914 muss nach einem Sturm das Dach komplett neu eingedeckt werden.
- Ab 1959 sorgt eine Ölheizung für Wärme.
- Gemäß des Zweiten Vatikanischen Konzils wird der Innenraum ab 1970 neu konzipiert.
- 1985 werden nach mehreren Umbauten das alte Erscheinungsbild des Innenraums wieder freigelegt und die Heizung auf Gas umgestellt. Anfang der 1990er Jahre werden Hauptportal und Kirchturm komplett saniert.
Brühl. Die Architekten des erzbischöflichen Bauamtes Heidelberg, Stefan Brunner und Sarah Blossfeldt, hatten ihre Ideen zur Umgestaltung der Kirche in der jüngsten Pfarrgemeinderatssitzung vorgestellt (wir berichteten). Und sie ernteten mit ihren Ideen das Kopfnicken der Gemeindevertreter. Sollten diese bisherigen planerischen Gedanken umgesetzt werden, dann steht eine Investitionssumme von gut 1,5 Millionen Euro im Raum. Das ist ein Betrag, den man nicht ausgeben würde, wenn die Schutzengelkirche nicht auch nach der Zusammenlegung zur regionalen Großgemeinde 2026 künftig eine wichtige Rolle spielen soll. Das immerhin ist eine gute Nachricht für die Katholiken im Ort.
„Drei große Veränderungen sind derzeit im Gespräch“, erklärt Pfarrer Erwin Bertsch im Gespräch mit unserer Zeitung. Da ist zum einen die Heizanlage der Schutzengelkirche. 1985 wurde die aktuelle Heizung unter Pfarrer Werner Florian installiert. Das Herzstück dafür steht im benachbarten Pfarrzentrum St. Bernhard. Dort wird mittels einer Gasheizanlage warme Luft erzeugt, die dann über ein Gebläse in das gewaltige Kirchenschiff geblasen wird. Diese Technik ist veraltet, nicht besonders effektiv und nicht erst durch die Energiekrise ziemlich kostenintensiv – meint auch das erzbischöfliche Bauamt.
Schutzengelkirche in Brühl: Neue Ziele geraten in den Blick
Vor wenigen Jahren war man noch zum Schluss gekommen, die zentrale Heizanlage für Pfarrzentrum und Kirche nicht zu zerschlagen. „Wir haben verschiedene Modelle durchgerechnet und haben der Heizanlage im Pfarrzentrum klar den Vorzug gegeben“, sagt Bertsch auf Nachfrage. Doch inzwischen stellt sich die Situation anders dar, insbesondere nachdem die Gaspreise im vergangenen Jahr um 100 Prozent explodiert sind.
Doch da begibt sich der Pfarrer im Gespräch mit unserer Zeitung ins Reich des Konjunktivs. Vor wenigen Jahren war man zum Entschluss gekommen, dass eine energetische Abtrennung von der Versorgung des Pfarrzentrums wirtschaftlich nicht sinnvoll sei. Doch das habe sich geändert. Inzwischen werde über andere Wärmequellen gesprochen – „das Ziel der Klimaneutralität ist nicht nur in unserer Gemeinde, sondern in der gesamten Erzdiözese formuliert“, erinnert Bertsch.
Da gehen die Überlegungen dann auch wieder von einer eigenen Gasheizung der Kirche im kleinen Keller des Gotteshauses über eine Geothermieanlage bis hin zur möglichen Nutzung der rückläufigen Fernwärme. Dabei könnte auch das nicht mehr so heiße Rücklaufwasser des Energiekreislaufs für die Heizung der Kirche genutzt werden. „Wir müssen es hier ja nicht 20 Grad Celsius warm haben“, meint Bertsch.
Schutzengelkirche in Brühl: Altar soll verschoben werden
Aber auch der Chorraum soll neu gestaltet werden. Ein Blick zurück: Der Innenraum der Schutzengelkirche, der bei dessen Eröffnung vor über 125 Jahren insgesamt 1240 Plätze bot, wurde mehrfach umgestaltet.
Die ursprünglich bemalte Holzdecke wurde 1970 verkleidet und weiß gestrichen. 1985 wurde sie wieder freigelegt. Im selben Jahr schuf Michael W. Huber Ambo, Sakraments- und Zelebrationsaltar. Das gab dem Chor ein ganz neues Gesicht.
„Wir empfinden den Raum um den Altar inzwischen aber als zu eng“, bilanziert Bertsch. Und so gibt es die Überlegung, diesen Bereich, der ebenfalls bei der Umgestaltung durch Pfarrer Florian vor fast vier Jahrzehnten ein neues Gesicht erhalten hatte, zwei oder drei Meter in Richtung Kirchenbänke zu verschieben. Mit allen entsprechenden Folgen des Umbaus, also etwa auch die bisherige Treppe zu überbauen und etwas weiter westlich Richtung Gläubigen wieder zu errichten.
Dann könnte, so Bertsch, kleineren Andachten im Chorbereich stattfinden – die Teilnehmer würden sich nicht im großen dreischiffigen Innenraum der Kirche verlieren. „Es würde so etwas wie eine Werktagskapelle entstehen“, meint der Seelsorger.
Diese Planung würde auch bedeuten, dass die Stufen zum Allerheiligsten um die entsprechende Abmessung der Erweiterung in Richtung Kirchenbänken verlegt werden müssten. Nicht nur auf dieser Seite des Kirchenschiffs sind Veränderungen angedacht. Auch in Richtung Hauptportal könnte sich einiges ändern – so zumindest die Pläne. Unter der hölzernen Empore mit der Orgel soll den Plänen zufolge – die ausdrücklich noch im Konjunktiv geschrieben sind – ein Glaskubus errichtet werden. Er soll einen Treffpunkt der Gläubigen nach dem Gottesdienst darstellen.
Schutzengelkirche in Brühl: Geselliger Eckbereich
„Dort könnte man nach dem sakralen Teil einen geselligen anschließen – etwa Gesprächsrunden bei einem Kaffee“, meint Bertsch. Deshalb sind in direkter Nachbarschaft auch eine kleine Küche angedacht und eine Toilette. „Bisher gibt es die nur im Pfarrzentrum – sicherlich nicht die optimale Lösung“, meint der Pfarrer.
Der neue Treffpunkt im Gotteshaus könnte auch nach besonderen Gottesdiensten zudem für einen Sektempfang genutzt werden. „Das könnte ich mir bei Ehrungen oder Eheschließungen vorstellen“, meint Bertsch.
Die Vorstellung im Konjunktiv klingt interessant, doch wie sieht die Planung buchhalterisch aus. Das prüft derzeit Joachim Stolz, Leiter der zuständigen kirchlichen Verrechnungsstelle Heidelberg/Wiesloch. Und auch der Stiftungsrat wird an diesem Donnerstag, 12. Januar, zusammenkommen, um die bisher vorgesehenen Investitionen zu überdenken und so die notwendigen Gelder bereitzustellen. Natürlich gebe es auch Geld vom Erzbistum für den Umbau, man hoffe auch auf Fördermittel aus weltlichen Töpfen, doch ein Löwenanteil bleibt wohl an der Gemeinde hängen. Deswegen dürfte das Jahr 2026 auch eine so bedeutende Zäsur darstellen.
Bis dahin entscheidet noch die Seelsorgeeinheit, in der Großgemeinde würden sehr viel mehr Gremien aus der gesamten Region bei Investitionen vor Ort ein Wörtchen mitzusprechen haben. Und weil der Haushaltsplan der Kirchengemeinde immer über zwei Jahre geht, drängt die Zeit, jetzt die Investitionskosten planerisch festzuklopfen.
Doch egal, wann es beschlossen wird: Wenn es zu einem Umbau kommt, wird die Schutzengel zeitweise wohl nicht für Gottesdienste zu nutzen sein. „Auch bei Arbeiten in einzelnen Bauabschnitten entstehen Staub und Schutt, die einen Gottesdienst kaum machbar werden lassen“, blickt Bertsch in die mögliche Zukunft. Es gebe aber ausreichend Ausweichmöglichkeiten.
Kurzum: Die Weichen sind gestellt. Erteilt das Erzbistum nach Prüfung der Unterlagen den Segen, kann es losgehen. Doch alles in allem dürfte es nicht einfach werden, die Kirche für die Zukunft umzurüsten – so Gott und der Erzbischof wollen.
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