Gemeinderat

Bürgermeister Göck ist in Brühl jetzt ein echtes Urgestein

Dr. Ralf Göck betont bei seiner abermaligen Verpflichtung als Bürgermeister, dass für das Gemeindewohl jeder Einzelne gefragt ist .

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Stefan Kern
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Wünschten Dr. Ralf Göck (M.) bei seiner Verpflichtung für die vierte Amtszeit als Bürgermeister von Brühl ein glückliches Händchen: Kommunalrechtsamtsleiter Frank Grünewald (l.) und Bürgermeisterstellvertreter Bernd Kieser. © Lenhardt

Brühl. Geplant war für diese Woche eigentlich eine Sitzung des Technischen Ausschusses. Doch im Rahmen der anstehenden Verpflichtung von Bürgermeister Dr. Ralf Göck für seine vierte Amtszeit wurde die Technische Ausschusssitzung flugs zu einer Gemeinderatssitzung umfunktioniert. Ein Manöver, so Göck zu Beginn der Sitzung, das Zeit und Geld spare und damit auch angezeigt sei. Bevor der amtierende Bürgermeister für weitere acht Jahre verpflichtet wurde, ging es aber dann doch um Angelegenheiten des Technischen Ausschusses wie den Bau von Zäunen, Pools und Wohnhäusern, die von den Ratsmitgliedern bis auf ein einziges Mal einstimmig goutiert wurden.

So wurde der Errichtung eines 1,5 Meter hohen Sichtschutzzauns auf dem Grundstück Schwabenweg 8 zum westlichen Nachbar zugestimmt. Anfangs beabsichtigte der Bauherr einen Zaun in Höhe von 1,65 Meter, doch angesichts einer Nachbareinwendung wurde analog des baden-württembergischen Nachbarrechts eine Höhe von 1,5 Meter beschlossen.

Gegen die drei Simmen der GL wurde auch die Errichtung eines Gittermattenzauns auf dem Grundstück Gustav-Hertz-Straße 10 in Höhe von 1,23 Meter bewilligt. Der Bauherr, so Göck, wolle damit sicherstellen, dass Kinder und andere Unbefugte keinen leichten Zugang zu dem Pool bekommen. Dr. Peter Pott (GL) betonte, dass der Bebauungsplan hier nur eine Höhe von maximal 80 Zentimeter vorsehe und daran sollte man sich halten. Eine Sicht, die von den anderen Fraktionen nicht geteilt wurde.

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zg
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Wieder völlig einstimmig wurde dem Antrag einer Baugenehmigung für den Neubau eines Einfamilienhauses auf dem Grundstück Mannheimer Straße 57 zugestimmt. Das Gebäude mit zwei Vollgeschossen, einem Satteldach mit 40 beziehungsweise 30 Prozent Neigung und einer Wohnfläche von rund 150 Quadratmetern füge sich, so die einhellige Sicht am Ratstisch, in die Umgebung ein.

Einstimmig wurde auch dem Bau eines Pools (sechs Meter mal 2,7 Meter mal 1,5 Meter) auf dem Grundstück Ilvesheimer Weg 3 bewilligt. Zwar liegt der Pool außerhalb des vorhandenen Baufensters, der Bauherr gab an, dass er falsch beraten wurde und fälschlicherweise davon ausging, dass der Bau verfahrensfrei möglich sei. Ein Fehlschluss, für den sich der Bauherr entschuldigte. Mit der Entschuldigung und dem Sachstand, dass die Abweichung städtebaulich vertretbar sei, gaben sich die Ratsmitglieder zufrieden.

Zugestimmt wurde auch dem Projekt Teilabbruch des Dachgeschosses, Neubau zweier Dachgauben zum Innenhof, Aufstockung des Seitengebäudes um ein Stockwerk und Neubau eines Balkons zum Innenhof auf dem Grundstück Wilhelmstraße 7. Bedingung der Gemeinde war nur ein Sichtschutz am Balkon im Dachgeschoss zur Wilhelmstraße 5 hin. Weitergehen können auch die Planungen für den Neubau mit drei Wohnungen auf dem Baugrundstück Rohrhofer Straße 11. Der Bauvorbescheid, mit dem der Bauherr Fragen im Vorfeld des Bebauungsplanes stellen kann, wurden sämtlich positiv goutiert.

Ebenso wurde der Bestellung von Hans Faulhaber (CDU) als ordentliches Mitglied sowie Heidi Sennwitz (FW) und Hans Hufnagel (SPD) als potenzielle Nachrücker für den Gemeinsamen Gutachterausschuss Schwetzingen zugestimmt.

Eintrag im Geschichtsbuch

Der Verpflichtung von Dr. Ralf Göck wohnten die Ehrenbürger Gerd Stauffer und Gerhard Stratthaus sowie Landtagsvizepräsident Daniel Born (SPD) bei. Das erste Mal wurde Göck im Jahr 1998 als Bürgermeister der Hufeisengemeinde verpflichtet. 24 Jahre sind seitdem vergangen und nun wurde Göck durch Bürgermeisterstellvertreter Bernd Kieser für weitere acht Jahre verpflichtet. Damit, so Kieser, sei er der dienstälteste Bürgermeister, den Brühl in seiner Geschichte je hatte. Und auch im Kreis, so ergänzte der Leiter des Kommunalrechtsamtes, Frank Grünewald, gehöre er mit einem weiteren Kollegen an der Verwaltungsspitze nun zu den Urgesteinen. Nachdem Kieser den alten als neuen Bürgermeister verpflichtete und ihm für die kommenden acht Jahre „ein glückliches Händchen“ wünschte, übernahm Grünewald und ließ keinen Zweifel daran, dass Bürgermeister Göck in den vergangenen Jahren ganz offensichtlich ein glückliches Händchen bewiesen habe.

Fast 96 Prozent Zustimmung seien auch bei einer Wahlbeteiligung von lediglich knapp 30 Prozent trotz allem ein Vertrauensbeweis. Und das sei kein ganz einfach zu erreichendes Ziel. Bestehe der Bürgermeisterjob doch aus dem Balanceakt zwischen Taktgeber und Vermittler. Ein Duo, das nicht immer leicht unter einen Hut zu bringen sei. Zentrale Punkte seien hier das Vertrauen und die Kooperation zwischen Bürgermeister und Rat.

Und an dieser Front sah Grünewald die Gemeinde Brühl gut aufgestellt. „Sie haben in den vergangenen 24 Jahren zusammen viel erreicht.“ Auch Bürgermeister Göck scheint mit der bisherigen Bilanz durchaus zufrieden zu sein. Von Neubaugebieten und dem Projekt Sportpark-Süd inklusive Sporthalle über mehrere Spielplätze und mehr Kinderbetreuung bis zu einem neuen Gemeindewohnhaus sei einiges geschafft worden.

Und das übrigens ohne die finanzielle Ausstattung der Gemeinde strukturell zu beschädigen. „Unsere Finanzen sind in Ordnung.“ Einigen Platz räumte Göck in seiner kurzen Rede der Bürgerbeteiligung ein. „Wenn wir wollen, dass sich Bürger mit ihrer Heimatgemeinde identifizieren, müssen wir sie ernst nehmen und ihre Überlegungen im Ratsgremium miteinbeziehen.“

Doch es gebe einen schmalen Grat zwischen ausgewogener Mitarbeit und dem Problem, dass Gruppen ihre eigenen Interessen zum allgemeinen Bürgerinteresse stilisierten. Ohne den Schrankenbuckel anzusprechen, erwähnte er hierzu das Gebot des Flächensparens und einer entsprechend notwendigen Bebauungsdichte. Aber unterm Strich, das war Göck wichtig, sei die Bürgerbeteiligung, auch in Form der Vereinsarbeit, für eine Gemeinde ein Garant für Lebensqualität. „Wenn es um das Wohl unserer Gemeinde geht, ist jeder Einzelne gefragt.“

Als Schwerpunkt für die kommenden Jahre identifizierte Göck Kinderbetreuung und Schulen. Gerade werden drei Krippen auf den Weg gebracht und drei weitere Kindergartengruppen im Sonnenschein-Kindergarten sollen folgen. Bei der Schillerschule entsteht ein Hort-Ersatzbau, um dem kommenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder gerecht zu werden. Die Gemeinde sei auf dem Weg. Und der Bürgermeister verspricht, dass er diesen Weg weiter gemeinsam mit allen Kräften der Gemeinde und vor allem konstruktiv gehen wolle. Bis 2030 hat Göck nun wieder Zeit, Impulse zu setzen, zu vermitteln und mitzunehmen.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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