Im Interview

Cartoonistin Annika Frank aus Brühl: Einfach ein Lächeln herbeizaubern

Die in Brühl aufgewachsene Cartoonistin Annika Frank sprach mit unserem Redakteur über ihre Ausstellung in der Villa Meixner, die Entwicklung ihrer Ideen und ihre Intentionen bei den Cartoons.

Von 
Ralf Strauch
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Auch Falschmeldungen insbesondere in den Internetforen widmet sich Annika Frank in ihren Arbeiten auf witzige Weise. © Frank

Brühl. Die Cartoonistin Annika Frank bestritt 2016 ihre erste Ausstellung – in der Villa Meixner. Seitdem hat sich die junge Künstlerin in der deutschsprachigen Cartoonszene einen Namen gemacht: Dutzende Ausstellungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich säumen ihre Vita. Honoriert wurde sie mit zahlreichen Preisen, zuletzt 2021 als „Beste Newcomerin“ beim Deutschen Karikaturenpreis, dem „Oscar“ der Komischen Kunst. Ab Freitag, 27. Januar, ist Frank, die ihre Kindheits- und Jugendjahre in der Gemeinde verbrachte, mit ihrer Einzelausstellung „Alles Unsinn“ zurück in Brühl.

Wir sprachen mit der Künstlerin über die Entwicklung von Ideen für ihre Arbeiten, ihre Ausstellung und ihre Intentionen bei den Cartoons.

Was erwartet die Besucher der Ausstellung in der Villa Meixner?

Annika Frank: Auf jeden Fall eine Vielfalt an Bildern, die ich die vergangenen Jahre zu verschiedensten Themen gezeichnet habe. Die sollen die Besucher vor allem zum Lachen bringen. Gemäß des Titels „Alles Unsinn“ geht es um ein wenig Quatsch – auch, wenn ein paar gesellschaftspolitische Themen angesprochen werden. Insgesamt sollen die Menschen nach dem Besuch der Ausstellung mit guter Laune nach Hause gehen. Deswegen gibt es weniger politische, sondern mehr bunte Alltagsthemen. Politisches findet man zurzeit bei meiner Ausstellung in Mannheim, da geht es wirklich nur um solche Themen, die ich auch sehr viel umsetze. Aber hier in Brühl wollte ich bewusst etwas Unsinn präsentieren.

Die Cartoonistin Annika Frank stellt in der Villa Meixner aus. Bild: Ottmayer © Ottmayer

Aber trotzdem haben die Bilder oft gesellschaftspolitischen Tiefgang, oder nicht?

Frank: Humor ist ja auch immer Vehikel, um gesellschaftspolitische Themen aus einer neuen Perspektive zu betrachten, um auf sie aus einer anderen Sicht aufmerksam zu machen. Das passiert gerade auch dadurch, dass man Rollentausch in einer Zeichnung vornimmt. Also, wenn es um Umweltthemen geht, kann ich das als Künstlerin aus Sicht der Tiere in einer Szene erzählen. Da sind also Cartoons eine gute Möglichkeit, auf Themen aufmerksam zu machen und neue Sichtweisen zu zeigen.

Und deshalb tauchen bei Ihren Arbeiten auch so viele Tiere mit menschlichen Überlegungen auf?

Frank: Ja, dieser Perspektivwechsel erzeugt gut Komik, weil Themen aus dieser anderen Sichtweise etwas Ungewohntes, Überraschendes haben. Das führt dann zum Nachdenken über die angesprochenen Gedanken. Aber ich nehme auch gern Tiere, weil sie Betroffene sind – gerade auch in Zeiten des Klimawandels. Mit den Tieren kann man gut überspitzen und erzählen – deswegen mag ich sie besonders. Aber ich glaube, man sieht in der Ausstellung inzwischen genau so viele Menschendarstellung.

Mittlerweile heißt, dass sich da ein Wandel weg von den Tieren hin zu den Menschen ergeben hat?

Frank: Ja, ich denke schon.

Zur Person: Annika Frank

Annika Frank wurde 1991 in Mannheim geboren.

Während ihrer Kindheit und Jugend lebte sie zum Großteil mit ihrer Familie in Brühl.

Sie ist Cartoonistin und Illustratorin unter anderem für den Coppenrath Verlag. Ihre Arbeiten erschienen in verschiedenen Anthologien zum Beispiel im Lappan und Holzbaum Verlag.

Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit promoviert sie an der Universität Mannheim im Bereich der Comicforschung. Studiert hat sie Kultur und Wirtschaft – eine Kombination aus Germanistik, BWL und Kulturwissenschaften – an der Universität Mannheim sowie der Chinese University of Hong Kong. Im Rahmen eines Promotionsstipendiums war sie 2019 für drei Monate an der University of Waterloo in Kanada.

Sie stellt regelmäßig in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich bei Einzel- und Gruppenausstellungen aus.

Frank wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. So erhielt sie 2020 den ersten Preis des Hoppegartener Cartoonwettbewerbs und wurde 2021 beim prestigevollen Deutschen Karikaturenpreis als Beste Newcomerin mit dem geflügelten Bleistift prämiert. zg/ras

Woher kommt das?

Frank: Hhm. Das kann ich eigentlich gar nicht festmachen. Ich glaube, manche Witze funktionieren dann auf eine andere Art und Weise. Bei manchen Themen erreicht man Menschen leichter, wenn man auch Menschen zeichnet. Das macht ihnen bewusst, dass auch sie Teil der Problematik sind, weil es dadurch näher an ihrem Lebensalltag ist. Die Umsetzung mit Tieren kann da auch zu einer gewissen Distanz führen, weil man sich nicht direkt angesprochen fühlt vom Thema.

Wie entstehen die Arbeiten?

Frank: Mittlerweile ist es so, dass viel Arbeit hinter solch einem Bild beziehungsweise Witz steht. Da ist zu Beginn zunächst ein Brainstorming zu einem Thema, über das ich etwas machen möchte. Dann entwickel ich darum den Witz der Zeichnung. Klar, manches entsteht auch im Gespräch mit Menschen oder dadurch, dass man auf der Straße etwas aufschnappt. Aber in den meisten Fällen ist die Entwicklung schon ein längerer gedanklicher Prozess, bis ich das Thema so konstruiert und zugespitzt habe, dass ich meine, es funktioniert auch. Da gibt es dann natürlich auch verschiedene Techniken, die ich mir über die vergangenen Jahre angeeignet habe – den Perspektivwechsel oder Dinge besonders zu über- oder untertreiben. So entstehen meine Witze.

Gibt es ein Lieblingsbild?

Frank: (nach kurzer Pause) Die „Katzenzungen“, die auch auf dem Plakat zu sehen sind, ist nach wie vor eines meiner Lieblingsbilder. Es es ein Missverständnis zwischen dem Frauchen, das das Gebäck als lecker bezeichnet, und der Hauskatze, die nun nicht weiß, was auf sie zukommen könnte. Oder „Magic Mike“ bei der eine Mutter wegen des Namensmissverständnisses statt eines Zauberers den Stripper aus dem gleichnamigen Film für den Kindergeburtstag gebucht hat. Das sind zwei Bilder, die mich immer noch zum Lachen bringen. Es gibt aber einige Bilder, bei denen ich die Darstellung auch nach längerer Zeit noch lustig finde. Und natürlich ist das neueste Bild immer ein besonderer Liebling – wegen der gewissen Frische.

Info: Ausstellungseröffnung ist am Freitag, 27. Januar, um 19 Uhr in der Villa Meixner.

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