Fasanerie

Dammsanierung in Brühl - eine unendliche Geschichte

Der marode Deich zwischen Ortsbebauung und Schwetzinger Wiesen wird auch in diesem Winter nicht repariert werden. Seit vier Jahren ist der Bereich mit Gittern und Betonbarrieren gesperrt.

Von 
Ralf Strauch
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Seit Jahren ist der Weg über den Hochwasserdamm zwischen Schwetzinger Wiesen (l.) und Fasanerie (r.) gesperrt. Diese Sperrung wird auch noch länger andauern. © strauch

Brühl. Es scheint zu einer schier unendlichen Geschichte zu werden. Der Fuß- und Radweg über den Deich zwischen Schwetzinger Wiesen und dem Wohngebiet Fasanerie ist inzwischen seit vier Jahren mit Gittern und Betonbarrieren gesperrt. Bislang scheint wenig unternommen worden zu sein, um diesen Zustand zu ändern.

Dabei weist die Gemeindeverwaltung, wie Bürgermeister Dr. Ralf Göck auf unsere Anfrage erklärt, das zuständige Regierungspräsidium regelmäßig auf den Missstand hin. Doch es wird wohl noch mindestens ein weiteres Jahr dauern, bis dort die Bauarbeiten beginnen können – vermutlich wird aber auch dieser Zeitrahmen nicht ausreichen, wie die Antwort auf eine Anfrage unserer Zeitung in der Karlsruher Behörde befürchten lässt.

Allerdings ist es nicht nur die ärgerliche Sperrung des wichtigen Weges, der vielen Kindern und Jugendlichen als autofreier Schulweg diente, ein zweiter Punkt sorgt für viel mehr Kopfzerbrechen im Rathaus: Die Sorge über den Kanal unter dem Damm, der als Hauptsammler die Abwässer von Rohrhof über das Hebewerk bei der früheren Halfpipe zum Klärwerk transportiert.

Für den Dammabschnitt an der Fasanerie wurden nach Beobachtung von Rissen und Löchern im Weg durch das Regierungspräsidium Karlsruhe ein Jahr nach der Sperrung geotechnische Untersuchungen an der Hochwasser-Schutzwand, dem Weg und der Wegbefestigung veranlasst. Die Fachleute haben bei einer Überprüfung festgestellt, dass die Mauer, die den Damm teilweise abfängt, Setzrisse aufwies und wegzukippen drohte. Auf dem 240 Meter langen Teilstück hatte sich der Damm teilweise erkennbar abgesenkt und es besteht die Gefahr, dass er weiter ins Rutschen kommen könne, hieß es schon damals aus dem Regierungspräsidium.

Keine besondere Priorisierung

Was für Anwohner des Wohngebietes Fasanerie und die Gemeindeverwaltung durchaus dringlich klingt, sorgt beim Regierungspräsidium allerdings erkennbar nicht für eine besondere Priorisierung dieser Sanierungsmaßnahme. Zunächst hatte eine Meinungsverschiedenheit zwischen Gemeinde und Regierungspräsidium über den Grund für die Unterspülung für Verzögerungen gesorgt. Die Karlsruher Behörde meinte, der Schaden gehe von einem Leck im Kanal aus – dann hätte die Kommune die Kosten für die Sanierung tragen müssen. Aus dem Rathaus kam Widerspruch – Experten stimmten der kommunalen Einschätzung später zu. Also ist die Landesbehörde für die Behebung des Schadens zuständig.

Als das geklärt war, trat der Naturschutz auf die Bremse. Für Bauarbeiten dort fehle ein artenschutzrechtliches Gutachten. Das liegt inzwischen seit einige Wochen vor. Doch auch ein Ausgleichskonzept fehlte der Unteren Naturschutzbehörde. Das soll ein entsprechendes Areal ausweisen, das den Tieren während der Bauphase als adäquater Ersatzlebensraum dienen kann. „Wir haben aktuell ein optimiertes Ausgleichkonzept erarbeitet und vorgelegt“, erklärt Irene Feilhauer, Sprecherin des Regierungspräsidiums nun auf unsere Anfrage.

Jetzt, da alle Unterlagen zusammengestellt seien, gehe man in ihrer Behörde daran, die technische Umsetzung der Sanierung zu planen – der Damm soll wohl mittels Spundwänden gesichert werden – damit 2023 ein Antrag auf Genehmigung eingereicht werden kann. Allerdings könne es dauern, bis der Segen für die Bauarbeiten erfolgt – insbesondere, wenn die Arbeiten ein Ausmaß annehmen sollten, dass ein Planfeststellungsverfahren notwendig werde, prognostiziert die Behördensprecherin.

Nur ein kurzes Zeitfenster

Dann könnte man frühestens im Herbst 2024 mit einem Baustart rechnen, denn dort an der Grenze zum Landschaftsschutzgebiet darf nicht zu jeder Jahreszeit gebaut werden. Es gibt nur ein kurzes Zeitfenster, in dem die Bauarbeiten durchgeführt werden dürfen. Da der Damm unmittelbar an ein besonders geschütztes FFH-Gebiet angrenzt, sind die Arbeiten nur außerhalb der Brut- und Vegetationszeit erlaubt – also von Oktober bis Ende Februar.

„Wir haben auf das Risiko der weiteren Verzögerungen bei jeder Dammschau hingewiesen und unsere Stellungnahme zu Protokoll gegeben“, betont Bürgermeister Dr. Ralf Göck. Doch in den Unterlagen sei immer nur von dem Fuß- und Radweg die Rede gewesen.

Dabei sei die Sorge, dass der wichtige Kanal durch Absenkungen oder Unterspülungen beschädigt wird, der weitaus wichtigere Punkt, mein der Rathauschef. Ein Schaden dort würde sich auf die Abwasserentsorgung fatal auswirken und hätte gravierende Folgen für das Ökosystem, bekräftigt Göck. „Wir sehen dringenden Handlungsbedarf und machen deshalb dem Regierungspräsidium weiterhin Druck.“

Öffentliche Veranstaltung geplant

Dafür hat sich der Rathauschef auch an Dr. Andre Baumann – Staatssekretär im Landesministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft sowie Landtagsabgeordneter des Wahlkreises für Bündnis 90/Die Grünen – gewandt. Von ihm hat er nun die Mitteilung erhalten, dass die Sanierungsmaßnahme den Anwohnern im Frühjahr 2023 bei einer öffentlichen Veranstaltung von den Planern des Regierungspräsidiums in der Festhalle vorgestellt werden soll.

Kann der Damm derweil denn seiner Aufgabe, dem Schutz vor Rheinhochwasser, auch vor Beendigung der Sanierung überhaupt noch gerecht werden? Das Regierungspräsidium sieht das als gewährleistet an. Das hätten auch die jüngsten Hochwasser unter Beweis gestellt. Die Schäden lägen im Freibordbereich des Dammes, also oberhalb des für die Flutsicherheit relevanten Bemessungsniveaus.

„Wir bleiben dennoch in Hab-Acht-Stellung“, meint Göck abschließend im Gespräch mit unserer Zeitung zur Situation am Damm.

Redaktion

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