Brühl. Es ist ein Ergebnis, das an ein totalitäres System erinnern könnten: 95,97 Prozent der bei der Brühler Bürgermeisterwahl abgegeben gültigen Stimmen entfielen auf den Amtsinhaber und einzigen Kandidaten Dr. Ralf Göck. „Ich danke Ihnen sehr für diese Zustimmung“, erklärte der alte und neue Bürgermeister spontan bei der Bekanntgabe des Ergebnisses in der Festhalle.
Er zeigte sich auch in einer späteren Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung mit dem Ergebnis des Urnengangs sehr zufrieden. Dieses Abschneiden bringe ihm viel Schwung für seine vierte Amtszeit: „Es gilt, das bisher größte städtebauliche Projekt der Gemeinde, die Verlagerung des Sportgeländes am Schrankenbuckel in den Süden und die Umwandlung des Sportgeländes in ein Wohngebiet mit über 300 Wohneinheiten fertigzustellen“, wendet sich Göck in seiner Stellungnahme sofort den kommenden acht Jahren zu, „und parallel dazu das Kinderbetreuungszentrum Schillerschule für Kinder von ein bis zehn Jahren auszubauen“.
Namen in der „leeren Zeile“
Göck erntete mit den 3045 Kreuzen hinter seinem Namen ein klares Votum. Und die Wahlbeteiligung lag mit 28,81 Prozent auch noch etwas höher, als es viele Unkenrufe bei diesem herrlichen Frühlingstag zuvor erwartet hatten.
Allerdings – und davor ist ein einzelner Kandidat bei einer Bürgermeisterwahl nicht gefeit – zeigten auch zahlreiche Bürger, dass sie mit dem Rathauschef nicht wirklich d’accord gehen.
Von den insgesamt rund 3327 abgegebenen Stimmzetteln waren 282 nicht gültig oder mit einem anderen Namen versehen worden – das sind zusammen immerhin knapp 8,5 Prozent. Allerdings zeigen die zusätzlich hinzugefügten Namen keine Häufung bei einer einzelnen Person – in der sogenannten „leere Zeile“ wurde zwischen direkt erkennbaren Spaßnennungen und Gemeinderatsmitgliedern eine große Bandbreite von Menschen genannt.
Interessant ist, dass die meisten zusätzlich auf dem Stimmzettel eingetragenen Namen bei den Briefwählern zu verzeichnen sind. Dort wurden 74 Namen genannt, was immerhin 5,16 Prozent entspricht. Weitere Hochburgen von „Gegenkandidaten“ für Göck waren wenig überraschend rund um den Schrankenbuckel zu finden. Im Gemeindekindergarten gaben 5,37 Prozent der Wähler einen anderen Namen an, im Schillerschul-Pavillon 4,24 Prozent.
Wahlleiter Gerd Staufer stellte bei der Bekanntgabe des Ergebnisses fest, dass seines Erachtens die niedrige Wahlbeteiligung kein Ausdruck von Unzufriedenheit der Bürger mit ihrem Rathauschef sei. Im Gegenteil hätten ihm bei Gesprächen im Vorfeld viele gezeigt, dass die Brühler ihrem Bürgermeister Lob zollten und davon ausgegangen sind, dass es auch ohne ihre persönliche Stimmabgabe so weiterlaufen werde wie bisher.
Knapp 15 Prozent an der Urne
Als gegen 19 Uhr am Sonntag die Briefwahlergebnisse noch nicht ausgezählt waren, lag die Wahlbeteiligung an den Urnen bei gerade einmal knapp über 15 Prozent. Im Gemeindekindergarten war sogar nur 13,38 Prozent der in den dortigen Verzeichnissen geführten Bürger ins Wahllokal gekommen. Auf der anderen Seite zeigten die Bürger der drei Wahlbezirke, die in der Jahnhalle ihre Stimme abgeben konnten, mit 16,83 Prozent die höchste Wahlbeteiligung.
Es war die vierte Bürgermeisterwahl für den Amtsinhaber – zählt man die jeweiligen zweiten Durchgänge mit, ist es die sechst. 1998 setzte er sich mit knapp 56 Prozent gegen seinen Herausforderer Jürgen Gredel durch, 2006 direkt mit 66,25 Prozent gegen Bernd Kieser. In beiden Fällen lag die Wahlbeteiligung deutlich über zwei Drittel. Zuletzt siegte Göck mit 61,4 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von knapp 55 Prozent gegen Alexander Naber.
Bürgermeister Göck setzt in seiner Bilanz im Gespräch mit unserer Zeitung ebenfalls die früheren Ergebnisse mit dem von diesem Sonntag ins Verhältnis: „Waren es im Jahr 2014 in absoluten Zahlen 3891 Stimmen bei zwei Kandidaten, sind es bei meiner vierten Wahl und ohne Gegenkandidat auch noch über 3100 Stimmen“, zeigt er sich mit dem Resultat zufrieden.
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