Neujahrsempfang - Bürgermeister begrüßt rund 350 Gäste in der Festhalle / Positive Bilanz des Erreichten / Gemeinde wächst beständig weiter

Dr. Ralf Göck will Wandel gestalten

Von 
Ralf Strauch
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Brühl. Jede Menge Hände hatten Bürgermeister Dr. Ralf Göck und seine Lebensgefährtin Margareta Klasen gestern zu schütteln. Rund 350 Einwohner der Hufeisengemeinde und Gäste von außerhalb waren zum Neujahrsempfang in die Festhalle gekommen. Sie erlebten ein Gemeindeoberhaupt, das mit dem Erreichten erkennbar zufrieden schien.

„Ich will heute vom immer schnelleren Wandel in unserer Gesellschaft sprechen und davon, wie wir ihm begegnen können“, fasste Göck die Grundthematik seiner Ansprache gleich zu Beginn zusammen, „wir können ihn bekämpfen, damit es so lange wie möglich so bleibt, wie es ist, oder wir können ihn annehmen und dann womöglich noch gestalten.“

Wie das aussehen kann, zeigte er zunächst am Beispiel der älteren Generation, die zahlenmäßig stetig anwachse und so lange als möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben wolle. Deswegen habe Brühl 2001 als eine der ersten Kommunen über das Konzept des Betreuten Wohnens nachgedacht, erinnerte Göck. Die Resonanz darauf sei so groß gewesen, dass vor zwölf Jahren das erste Projekt dieser Art in Rohrhof und im vergangenen Jahr eines im alten Brühler Ortskern eingeweiht worden war. Und in näherer Zukunft solle ein drittes im Schütte-Lanz-Wohnpark entstehen. Damit und mit regelmäßigen Veranstaltungen etwa der Altenbegegnungsstätten trete die Gemeinde auch der Vereinsamung der älteren Menschen entgegen, die nicht im Kreise ihrer Familien leben könnten.

Aber nicht nur für Senioren, auch für Familien würden im Ort, nachdem der Wohnungsbau kaum noch vertreten gewesen sei, inzwischen in mehreren Gebieten Häuser entstehen. Um den jungen Eltern die Berufstätigkeit zu ermöglichen, werde auch das Betreuungsangebot für Kinder ausgeweitet.

Steigende Personalkosten

„Das führt allerdings zu deutlich steigenden Personalkosten“, unterstrich der Bürgermeister. „Weil der Gemeinderat dabei blieb, die moderaten Elternbeiträge für Mehr-Kind-Familien noch weiter abzusenken, und weil er auch unsere baden-württembergweit fast einmalig niedrige Gewerbe- und Grundsteuer auch nicht erhöht, werden wir in wenigen Jahren, wenn die Einnahmen nicht mehr so gut fließen wie derzeit, ein Problem kriegen“, mahnte er, „aber im Moment dürfen wir das alles positiv sehen.“

Gleichwohl forderte er von den Landespolitikern Manfred Kern (Grüne) und Daniel Born (SPD), die Kommunen insbesondere bei der Betreuung der Kinder über drei Jahren finanziell nicht im Regen stehen zu lassen.

Aber nicht nur in neue Kinderbetreuungsformen habe die Gemeinde investiert, auch ins Hallenbad und bei der dezentralen Unterbringung von 90 Flüchtlingen. Auch die Verlagerung der Sportstätten des Fußballvereins in den Brühler Süden und der Umzug des Schäferhundvereins sei 2017 auf den Weg gebracht worden. Das Acht-Millionen-Projekt Sportpark-Süd könne sich die Gemeinde leisten, denn es werde durch die Umwandlung der derzeitigen Sportstätten am Schrankenbuckel in ein Wohngebiet gegenfinanziert. Dazu sei auch ein Investorenauswahlverfahren gestartet worden, bei dem derzeit Erschließungs- und Baupläne erarbeitet würden. Die verbliebenen fünf Investoren seien bereit, mindestens neun Millionen Euro für das Areal zu zahlen und die Erschließungskosten selbst zu übernehmen.

Apropos Finanzen: Nach dem Abbau der Rücklagen in den beiden Vorjahren sei der Sparstrumpf der Kommune 2017 wieder stärker gefüllt worden. „Es liegt ein gutes Jahr hinter uns“, so Göck, es seien Kräfte für einen weiteren Wandel gesammelt worden – nicht nur mit Blick auf Einnahmen und Ausgaben.

In Sachen Geothermie verkündete Göck nichts Neues: Auf den Kosten des Rückbaus beim einst angedachten Erdwärme-Kraftwerk bleibe die Gemeinde nach der Insolvenz des Investors mittelfristig wohl sitzen.

Auch den großen Fragen der Gesellschaft – Terrorismus und Flüchtlingsströmen – begegne man auf kommunaler Ebene, nämlich durch ein die Menschen verbindendes Vereinsleben und die Pflege der Völkerverständigung durch die Partnerschaften, beispielsweise mit dem afrikanischen Dourtenga. Dort und in der Kurpfalz sei die Kommune zudem im Klimaschutz engagiert. Großen Respekt zollte Göck den ehrenamtlichen Hilfsorganisationen, die sich mit ihrem gemeinnützigen Handeln für ihre Mitmenschen einsetzten. „Auch in Brühl sind die Menschen nicht nur in politischen Fragen, sondern auch ganz privat aufeinander angewiesen“, so der Bürgermeister, daher unterstütze die Gemeinde dieses Engagement, denn „gegenseitiger Respekt, Toleranz und Verantwortungsgefühl für den Nächsten prägen das gute Klima einer Gemeinde.“

Attraktiver und sicherer Ort

„Wir leben in einem attraktiven, sicheren Ort in der Metropolregion Rhein-Neckar“, bilanziert Göck, neben „hervorragend sanierten Schulen und modernen Kindertageseinrichtungen“ biete Brühl ein reichhaltiges Kulturprogramm, ein vielfältiges Vereinsleben und eine gute Lebensmittel-Nahversorgung – allem Wandel im Handel, etwa durch de Internetkonkurrenz, zum Trotz.

Den musikalischen Rahmen des Neujahrsempfangs gestaltete das erst etwas mehr als ein Jahr junge Ensemble „Chorness“. Die gemischte, rund 40-köpfige Formation der Chorgemeinschaft bot unter Leitung von Vera Pfannenstiel mit einem temperamentvollen Streifzug durch moderne Chorliteratur.

Nach dem etwa einstündigen offiziellen Programm des Empfangs wurde die Möglichkeit, bei einem kleinen Imbiss und entsprechenden Getränken im geselligen Miteinander ins Gespräch zu kommen, von vielen Gästen intensiv genutzt.

Info: Mehr Bilder vom Neujahrsempfang in der Festhalle gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de

Brühl

Brühl: Neujahrsempfang in der Festhalle

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