Villa Meixner - Erlesene Klangwelten aus Violoncello und Klavier / Alexandra Netzold und Brigitte Becker im perfekten Zusammenspiel

Duo aus Violoncello und Klavier begeistert Brühl

Von 
Maria Herlo
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Alexndra Netzold mit dem Violoncello und Brigitte Becker am Klavier begeisterten ihre Zuhörer in der Villa Meixner. © Wolfgang Schwindtner

Brühl. Man könnte Alexandra Netzold stundenlang zuhören. Die Art, wie sie aus ihrem Fagnola-Violoncello aus dem Jahr 1910 die wunderbarsten Melodien hervorlockt, hat die Zuhörer in der Villa Meixner restlos begeistert. Es war ein Genuss, in dieser stilvollen Umgebung ihrem aparten Cantabilespiel, bei dem sich das Cello in eine Singstimme verwandelte, zu lauschen. Umhüllt und verzaubert von den Stimmungsbildern der Ausstellung, deren Farbenpracht in den lichtdurchfluteten Räumen an diesem Sonntagnachmittag so richtig zur Geltung kam, ließ die Cellistin im Zusammenspiel mit der Pianistin Brigitte Becker ihr Instrument in den schönsten Farben leuchten.

„Nach langer Zeit dürfen wieder Konzerte stattfinden“, freute sich Kulturamtsleiter Jochen Ungerer, „doch von einem Normalbetrieb kann noch nicht die Rede sein“, bedauerte er, „denn angesichts der immer noch hohen Inzidenzen sind Veranstalter und Besucher trotz der Lockerungen vorerst noch vorsichtig.“ Nichtsdestotrotz sind anlässlich der „Gedok Heidelberg“-Ausstellung viele Gäste der Einladung zum Konzert ins Kulturzentrum der Gemeinde gefolgt. Freudig wurden sie auch von der Vorsitzenden Marion Tauschwitz begrüßt, die an die Eröffnung der Ausstellung im März erinnerte und der Gemeinde sowie den ausstellenden Künstlerinnen, die auch beim Konzert anwesend waren, für ihren Einsatz, „hier, an diesem besonderen Ort ihre Werke zu zeigen“, dankte.

Wundervolle Kleinode

Das Programm des Konzerts trug den gleichen Titel wie die dazu passende CD „Cello cantabile“, ein Titel, der auf die Eignung des Cellos hinweist, wie eine menschliche Stimme zu klingen. Nachdem Tauschwitz auf den Werdegang der beiden renommierten Musikerinnen Alexandra Netzold und Brigitte Becker näher einging, gaben sie ihren Einstand mit dem kurzen Stück von Johannes Brahms „Meine Liebe ist Grün“ op. 63 Nr. 5. Der Liedcharakter dieser Komposition wie auch der unverfälschte Volkston des „Wiegenlieds“ op. 49 Nr. 4, ebenfalls von Brahms, wurde schnell hörbar.

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Aus dem populären französischen Lied „Après un rêve“ und der bezaubernden Miniatur „Berceuse“ von Gabriel Fauré wurden in der Bearbeitung für Cello und Klavier wundervolle, bezaubernde Kleinode mit melancholischer Prägung, die ihre Wirkung beim Publikum ebenfalls nicht verfehlten.

Sentimentalität und Melancholie

Die Stimme der Sehnsucht brachte das Duo insbesondere in Robert Schumanns Lieder, die aus dem Programm nicht fehlen durften, zu Gehör. Zudem boten die bekannten, vor allem lyrisch geprägten Kompositionen wie „Ich will meine Seele tauchen“, „Widmung“ oder „Ich grolle nicht“ aus „Dichterliebe“ wie keine anderen Kompositionen Gelegenheit, die Gesangstimme des Cellos ins beste Licht zu rücken. Das tat dann auch Alexandra Netzold, wobei die Stücke auch Brigitte Becker am Klavier reichlich Gelegenheit zur Entfaltung der weit gefächerten Melodien gaben. In nahezu perfekter Interpretation erfreuten beide Musikerinnen das Publikum mit einer Fülle des Wohllauts, dem sie ein weites Spektrum an farblichen Nuancen abgewannen.

Noch einmal wussten sie das Publikum mit „Summertime“ von George Gershwin zu begeistern. Da stimmte auch wirklich alles: die Intonation, die Phrasierung, die geschickte Verbindung von Jazz und Klassik. Weh ums Herz wurde einem beim „Abendstern“ von Clara Schumann, als Netzold und Becker aus ihren Instrumenten das Maximum an Sentimentalität und Melancholie herausholten.

Zum Schluss wartete das Duo mit zwei Raritäten auf: mit „Vocalise“ op. 34 Nr. 14 von Sergej Rachmaninoff und „I Got Rhythm“ von Gershwin. Betörend, wie Netzold den warmen, unterschwellig melancholischen Grundton der „Vocalise“ gestaltete, in perfekter Übereinstimmung mit der temperamentvollen, stets hochdifferenzierten Klavierpartnerin, und wie beide den Schönklang in „I Got Rhythm“ pflegten, der auch in der Zugabe noch einmal voll zur Entfaltung kam und bleibende Eindrücke hinterließ.

Freie Autorin

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