Brühl. „Gerade in diesen schwierigen Zeiten wird deutlich, dass die Menschen in Dourtenga mehr denn je unsere Hilfe benötigen“, so lautet das Fazit der Vorsitzenden des Förderkreises, der die Partnerschaft mit der Kommune im westafrikanischen Burkina Faso immer wieder mit Leben erfüllt. Und dort ist es nicht nur die Corona-Pandemie, die für Probleme sorgt. Aus Burkina Faso häuften sich die Nachrichten von Terroranschlägen durch Dschihadisten. In der Brühler Partnergemeinde gab es zum Glück auch im ausklingenden Jahr keine Überfälle.
Doch das Land erlebt eine enorme Flüchtlingswelle aus dem verdörrenden Norden, in dem die kriminellen Banden und islamistischen Milizen vor allem aktiv sind, in den Süden und damit auch nach Dourtenga.
Nach Einschätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks handelt es sich um die am schnellsten wachsende humanitäre Krise weltweit. Etwa fünf Prozent der rund 20 Millionen Einwohner des Sahel-Staates seien vertrieben worden. Über eine Million Binnenflüchtlinge haben bis jetzt vor dem Terror im Norden und Osten des Landes ihre Heimat verlassen. In Dourtenga mussten 400 Flüchtlinge, vor allem Kinder und Frauen, versorgt werden.
Grundschule erweitert
Und da stößt die Infrastruktur an ihre Grenzen, wenngleich es den Partnern in der 9600-Einwohner-Gemeinde noch verhältnismäßig gut gehe. Doch berichtet Dvorak in ihrem Jahresrückblick, dass beispielsweise die vorhandenen Klassenräume einer Grundschule im Norden der Gemeinde, die vielfach in Zusammenarbeit mit Brühl entstanden sind, nicht ausreichen, um alle Kinder unterrichten zu können.
Die Partner aus Dourtenga setzten sich bei einem Treffen in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou im zeitigen Frühjahr, also kurz bevor die Pandemie das Leben in beiden Partnergemeinden durcheinanderwirbelte, engagiert für einen Erweiterungsbau der Grundschule ein. Dem Brühler Förderkreis gelang es dank der Unterstützung einer Familie, bei dieser Grundschule im Norden der Gemeinde Dourtenga zwei weitere Klassenräume bauen zu lassen, die, als die Schulen im Oktober wieder öffneten, für die Jungen und Mädchen zur Verfügung standen.
Und auch die Patenschaften von Brühlern für Kinder aus Dourtenga zeigten Erfolge: Dank dieser Unterstützung kann in Dourtenga 332 Schulkindern Unterricht ermöglicht werden. Mit 60 Euro im Jahr ermöglichen Brühler Bürgerinnen und Bürger einem Kind in Dourtenga den Schulbesuch. Ein Teil des Betrages wird als Schulgeld verwendet, der Rest kommt allen Schulkindern zugute. Lehrmaterialien werden beschafft, Prüfungsgebühren bezahlt, eine Schulspeisung für alle Kinder wird angeboten und nicht vorhandene Medikamente werden gekauft.
Aber es geht in den Projekten des Brühler Förderkreises nicht nur um die Bildungsangebote für Kinder. Im Vordergrund stand in diesem Jahr die vorbereitende Planung für den Bau einer landwirtschaftlichen Berufsschule für junge Schulabgängerinnen und Schulabgänger. Sie sollen so am Ort eine berufliche Perspektive erhalten. Beim Bundesministerium für Zusammenarbeit wurde die Projektidee für die staatliche Landwirtschaftsschule mit Priorität A angenommen. Nun sind die Verantwortlichen dabei, den Antrag zur Mitfinanzierung der Schule zu stellen.
Freude über Regen
Und die landwirtschaftliche Situation in Dourtenga sieht auch anders aus als in den Trockengebieten des burkinischen Nordens. Selten war in Dourtenga bisher so viel Regen wie in diesem Jahr. „Es war fast schon wieder zu viel“, sagt Dvorak. Die Landwirte in Dourtenga seien jedoch weitgehend zufrieden. Die Ernte sei entsprechend gut ausgefallen.
Und auch weitere Projekte wurden vorangebracht. Für die Sanitäts- und Entbindungsstation war es möglich, nach anfänglichen Schwierigkeiten durch einen Ausfuhrstopp und geschlossene Flughäfen, zu den üblichen Medikamenten auch größere Mengen Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe und Mund-Nasen-Schutz zur Verfügung zu stellen, um die Menschen im Kampf gegen Covid zu unterstützen.
„2020 war ein sehr kompliziertes Jahr“ , bilanziert Renate Dvorak, doch dank sehr vieler Spendenmittel aus Brühl habe man die Partnergemeinde gut unterstützen und voranbringen können.
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