Brühl. Ihre Augen leuchten, ihr Gesicht strahlt. Beginnt sie über Fledermäuse zu sprechen oder geht auf Fragen über sie ein, lässt sich ihre Begeisterung über die kleinen Tierchen nicht mehr verleugnen. Gabi Pathenschlager, Vorstandsmitglied des Naturschutzbundes (Nabu) Mannheim und ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte der Quadratestadt, steht im Kellergeschoss des evangelischen Gemeindezentrums in Brühl für einen gemeinsamen Austausch zu dem Thema und sogar insektenübergreifend bis hin zu Hornissen, mit reichlich Herzblut und Fachwissen zur Verfügung.
Anlass dieses Infoabends war eine Fledermausführung im September am Rohrhofer Friedhof, veranstaltet vom Umweltverein, die mit 125 Teilnehmern eine unerwartet hohe Resonanz erfuhr. „Leider konnten bei der Vielzahl der Interessierten nicht alle die spannenden Erklärungen von Gabi Pathenschlager mitbekommen“, bedauert Triebskorn. Umso mehr freute sich die sogenannte Fledermausfachfrau über die weitere Einladung zu einem Vortrag in Brühl.
Informationen über die „Schönen der Nacht“
Die wenn auch vergleichsweise etwas beschauliche Anzahl der Erschienenen konnte die Begeisterungsfähigkeit und den lebhaften gegenseitigen Austausch in keiner Weise bremsen. Anhand von Plakaten, Fotos, Videosequenzen und verschiedenem Anschauungsmaterial wie Wurfzelten oder Behältnissen mit Kotarten, vermittelte sie spannende Fakten aus dem Leben der „Schönen der Nacht“.
So entkräftete sie auch einen Mythos, denn Vampirfledermäuse gibt es lediglich in Mittel- und Südamerika. Von den weltweit existierenden 1500 Fledermausarten fallen lediglich drei auf solche, die sich vom Blut anderer Tiere wie Hund, Schwein oder Kuh ernähren.
In Deutschland wiederum gibt es 25 Arten – alle mit unterschiedlichen Größen, Gewohnheiten, Fress- und Schlafverhaltensweisen. Die empathische Frau sensibilisierte anschaulich anhand einer Klopapierrolle: „Die Zwergfledermaus und Mückenfledermaus wiegen vier Gramm. Die Babys sogar nur 0,7 Gramm. Die spüren wir gar nicht auf der Hand, wenn wir diese aufpäppeln.“ Das große Mausohr, die in Deutschland größte vorkommende Art, bringt da mit 25 Gramm und einer ansehnlichen Spannweite schon mehr auf die Waage.
Lebensräume für Fledermäuse in Brühler Gärten vorgestellt
Schwache oder verletzte Tiere, die sie als Erstbetreuerin in Obhut nimmt, macht sie mit Mehlwürmern oder Drohnenbrut wieder überlebensfähig und gibt ihnen in Seegraskörbchen mit wärmendem Traubenkernkissen einen Platz zur Genesung. „Für die Fledermauspflege benötigt man viel Wissen. Zum Beispiel, dass die Tiere Wärme brauchen, um Fressen zu können, weil sie sonst sterben. Die Fledermaus ist das einzige aktiv fliegende Säugetier. Selbst mit Löchern in den Flügeln können sie noch fliegen. Die Flügel bestehen aus Haut, die bei Beschädigungen sehr schnell wieder zuwächst,“ ging sie auf die Besonderheiten ein.
Ein Fledermausbaby kann bereits nach etwa sechs Wochen selbst fliegen. Ihr Interesse an Fledermäusen besteht schon lange, zum Nabu kam sie 2021. „Dann ging alles ganz schnell. Es gibt mittlerweile so viele tolle Online-Schulungen, die auch der Bund kostenlos für alle anbietet. Mein Anliegen ist es, die Menschen zu animieren, mehr Wildnis und blühende, heimische Pflanzen in ihre Gärten zu bringen. Am besten ohne Dünger. Egal welches Tier man fördern will, ob Biene, Igel oder Fledermaus – es haben alle was davon“, erklärte sie.
Klaus Triebskorn ergänzte: „Auch beim Schneiden von Blumen, sollte man die Pflanzen mit den Röhren einfach stehen lassen, da wird immer ein Tier reingehen. Seit 2023 haben wir als Projekt gegen das Insektensterben die Pflanzenkiste mit etwa 15 unterschiedlichen Pflanzenarten, die auch von der Gemeinde Brühl gefördert wird und erhältlich ist.“
Die Tiere fliegen zum Überwintern oft in Stollen im Odenwald
Auf die Frage, wie weit Fledermäuse fliegen, berichtete Pathenschlager, dass es manche Tiere aus den Rheinauen zum Überwintern in Stollen im Odenwald zieht, zum Schloss nach Heidelberg oder sogar bis nach Frankreich.
Wer sich selbst auf Fledermauserkundung begeben möchte, macht dies am besten ab Einbruch der Dunkelheit. Die Nachtschwärmer fliegen bis zur Morgendämmerung. Besonders am Friedhof Rohrhof, bei der Schillerschule und im Brühler Naturschutzgebiet besteht ein erhöhtes Aufkommen. So bekam die Fachberaterin einen Notruf des Sonnenscheinhorts Brühl, in deren Sonnenschirm eine Fledermaus hing. Seit der Rettung hängt dort nun ein Fledermauskasten als Unterschlupf.
Notfalltelefon der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz
Wer eine verletzte oder geschwächte Fledermaus findet oder einen dieser Flugkünstler in seiner Wohnung hat, kann sich an das Notfalltelefon der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg wenden.
Gabi Pathenschlager und Klaus Triebskorn freuten sich über den gemeinsamen Austausch an dem Abend: „Ja ich bin verliebt in Fledermäuse, aber auch in andere Tiere. Aber warum ich das mache? Ich will die Menschen beeinflussen. Dieses Miteinander habe ich mir gewünscht,“ beschied sie und lacht. Triebskorn fasste zusammen: „So ein Abend ist ganz anders als eine Führung. Es ist viel intensiver und man nimmt viel mehr mit, weil es den Raum für Fragen und die Möglichkeit, darauf einzugehen, gibt.“
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