Brühl. Ein „Großbauvorhaben auf einem Riesengrundstück im Schütte-Lanz-Gewerbepark“, wie es Bürgermeister Dr. Ralf Göck in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses nannte, wurde von den Ratsmitgliedern zur Kenntnis genommen. Zu entscheiden hatte das Gremium nichts, denn erstens entsprechen die eingereichten Unterlagen fast komplett dem Bebauungsplan, zweitens hat das Regierungspräsidium in einer Stellungnahme grünes Licht für diese Gewerbeansiedlung gegeben.
Die Firma Küchen Aktuell möchte auf dem Areal gegenüber der Ausfahrt des Einkaufszentrums im Rennerswald einen Neubau mit einer rund 4200 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche, 870 Quadratmetern Verwaltungsräumen und angeschlossenen 6300 Quadratmetern Auslieferungslager errichten.
Großflächigkeit im Fokus
Einem Antrag auf Abweichung bei den brandschutzrechtlichen Vorschriften hatte die Baurechtsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises schon im Vorfeld den Segen erteilt. Bei den Stellplätzen – 68 sind bei einem Projekt dieser Größenordnung vorgeschrieben – übertreffen die Planungen sogar die Vorgaben um satte 20 Prozent. Außerdem werden 14 Plätze für Fahrräder vorgehalten. Somit gab es eigentlich keinen Grund, das kommunale Einvernehmen zu versagen. Doch ein Aspekt musste noch bewertet werden. Dabei geht es um die – wie es in schönsten Behördendeutsch heißt – „Großflächigkeit des Einzelhandelsbetriebes“. Es gibt nämlich Vorgaben, wo solche Häuser entstehen dürfen und wo nicht. Damit möchte man verhindern, dass auf der grüne Wiese Einkaufszentren entstehen, die dazu führen, dass kleinere Unternehmen in den Orten in ihrer Existenz gefährdet werden und damit die Innenstädte veröden. So soll verhindert werden, dass die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung durch das Sortiment gefährdet werden könnte. Die Behörden nennen das auch eine Suburbanisierung der Einzelhandelsflächen und möchten damit zudem den Flächenverbrauch und Zersiedelung an den Ortsrändern verhindern.
Handwerk steht im Vordergrund
Auch muss festgestellt werden, dass es keine schädlichen Umweltauswirkungen gibt. Ebenso müssen die Folgen auf die Infrastruktur geprüft werden, also ob extreme Verkehrsbelastungen der Ansiedlung entgegenstehen. Schließlich spielt auch das Orts- und Landschaftsbild bei der Bewertung eine Rolle.
Also war das Regierungspräsidium von der Gemeindeverwaltung zu einer Einschätzung des Antrags von Küchen Aktuell gebeten worden. Und genau dieses Gutachten legte Göck nun dem Ausschuss zur Kenntnisnahme vor. Das Fazit der vierseitigen Bewertung aus Karlsruhe fasste der Bürgermeister so zusammen: Die handwerklichen Aktivitäten des Unternehmens würden im Vordergrund stehen, zudem werde alles erfüllt, was vom Regierungspräsidium gefordert worden sei. Ein Beispiel ist die Verkaufsfläche. „Bezüglich des baurechtlich zulässigen Umfangs an zentrenrelevanten Sortimenten wird die Auffassung vertreten, dass dieser maximal 100 Quadratmeter Verkaufsfläche betragen darf“, heißt es da. Dies sei im vorliegenden Projekt erfüllt, denn der sogenannte „Kitchenstore“ weise lediglich eine Verkaufsfläche von 99 Quadratmetern aus.
Verkehr soll nicht explodieren
Ein extra bestellter Gutachter kommt in seiner Stellungnahme zum Ergebnis, dass „eine Beeinträchtigung der Versorgung im Einzugsgebiet ausgeschlossen werden kann“, eine Einschätzung, die auch das Regierungspräsidium nachvollziehen kann, wie es im Schreiben aus Karlsruhe heißt. Und auch das Verkehrsaufkommen, dass durch den „Liefer-, Personal- und Kundenverkehr zu erwarten ist, ruft nach unserer Einschätzung keinen Verkehr hervor, der sich von in einem Gewerbegebiet allgemein zulässigen Betrieb unterscheiden würden“, urteilt das Regierungspräsidium und verweist auf den direkten Anschluss des Gewerbegebietes an das leistungsfähig klassifizierte Straßennetz mit Landes- und Bundesstraßen.
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