Brühl. Jetzt liegt die Real-Markt-Kette, die zurzeit noch zum Metro-Konzern gehört, selbst auf dem Verkaufstisch. Im vergangenen September hatte die Metro AG in einer Pflichtmitteilung bekannt gegeben, die aktuell 65 Real-Märkte verkaufen zu wollen, weil sich der Konzern auf ein reines Großhandelsunternehmen reduzieren will. Nun geht dieser Verkauf offensichtlich in die heiße Phase.
Metro-Chef Olaf Koch hat bereits erklärt, dass spätestens im April oder Mai der Verkauf perfekt sein soll. In Kürze findet die Hauptversammlung statt, bei der bereits die Weichen gestellt werden könnten. Mindestens sechs potenzielle Käufer zeigen Interesse, es sollen auch zwei Handelskonzerne darunter sein. Doch bei ihnen dürfte eine komplette Übernahme der Kette aus kartellrechtlichen Gründen höchst problematisch werden.
Ängste bei den Mitarbeitern
Und auch wenn Koch verkündet hat, Real als Ganzes verkaufen zu wollen, stehen die bisherigen Interessenten wohl eher für eine Zerschlagung des Konzerns. Die meisten Interessenten zeigen daher wenig Gegenliebe für die Offerte einer Übernahme der gesamten Kette – sie liebäugeln eher mit dem Kauf einzelner Märkte, die dann unter dem eigenen Logo firmieren sollen. Die Einzelhandelsunternehmen vermeiden bei solchen Deals zumeist die Übernahme von ganzen Belegschaften. Und genau das sorgt für große Ängste bei den Real-Mitarbeitern.
„Konstruktives Potenzial“
Was bedeutet das für den Brühler Markt? Noch im Spätherbst hieß es seitens der Real-Gesellschaft, dass es „keinerlei Pläne gibt, den Real-Markt in der Gemeinde zu schließen“. Doch das liegt nicht unbedingt nur in der Hand von Real oder Metro, denn es kommt hinzu, dass zwei Drittel der Märkte nicht im Eigentum von Real, sondern – wie der Markt in Brühl – gepachtete Immobilien sind. Und Koch will wohl beim Verkauf der Kette vor allem mit den Immobilien im Eigenbesitz punkten.
Bislang war der Eigentümer der Gebäude in Brühl und in Sinzheim bei Baden-Baden das amerikanische Immobilienunternehmen Rock-spring, eine Tochter des paneuropäischen Immobilien-Investment-Konzerns Patrizia. Mit ihm hat Real noch vor einem Jahr einen, wie Insider gegenüber unserer Zeitung verraten, „sehr langfristigen“ Pachtvertrag geschlossen.
Argumente waren, dass diese beiden Märkte einen treuen Kundenstamm hätten und zusammen 275 Mitarbeiter – allein in Brühl 120 – beschäftigten. Zudem wurde in den vergangenen Monaten mit zahlreichen Modernisierungsmaßnahmen das Erscheinungsbild des Hauses und seines Mall-Bereichs komplett umgestaltet. So wurde dem Brühler Real-Markt ein konstruktives Entwicklungspotenzial attestiert.
Vermieter suchen Alternativen
Doch nun geraten diese Aussagen ins Wackeln. Denn die Lebensmittelzeitung meldet, dass bei den Vermietern mehrerer Real-Märkte viel Bewegung zu erkennen sei, man sich verstärkt nach alternativen Mietern umsehe. Und beim Brühler Markt meldet die Fachzeitschrift sogar, dass es einen Interessenten für den Kauf der Immobilie gebe: Adolf Scheck – bis 2016 Aufsichtsratsvorsitzender der Edeka-Gruppe und Senior der Verbrauchermarktkette Scheck-In-Center – soll sich die Immobilie in Brühl gesichert haben. Nach Angaben des Blattes soll der Brühler Markt 2023 an ihn übergehen. Insider bestätigten unserer Zeitung hinter vorgehaltener Hand diesen Deal. Scheck-In ist eine in Südwestdeutschland aktive Kette des Lebensmitteleinzelhandels mit Sitz im badischen Achern. Sie ist Teil des Edeka-Verbunds und betreibt derzeit 14 Lebensmittelmärkte unter den Bezeichnungen Scheck-In-Center, Nah & gut sowie Marktkauf. Ein Scheck-In-Center gibt es beispielsweise seit 2008 in Mannheim-Neckarau.
Firmen geben keine Kommentare
Seitens der Familie Scheck wurden unsere Anfragen in dieser Woche leider nicht beantwortet. Der Konzern Patrizia kommentiert nichts.
Und auch bei Metro hält man sich bedeckt. Eine Pressesprecherin kommentierte die Anfrage lediglich mit dem Hinweis darauf, dass der Mietvertrag für den Real-Standort in Brühl noch mehrere Jahre laufe. „Da wir nur Mieter sind, können wir uns zu Eigentümerverhältnissen nicht äußern“, hieß es.
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