Stickervandalismus

Immer häufiger werden Straßenschilder und Masten beklebt

Von Vereinslogos bis zu extremen Parolen reichen die Sticker, die in Brühl und der Umgebung verklebt werden. Dabei handelt es sich dabei um alles andere als einen „Lausbubenstreich“.

Von 
Ralf Strauch
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Der Inhalt solcher Aufkleber wird klar als Beleidigung gewertet. © strauch

Brühl. Das Ärgernis hat sogar einen offiziellen Namen: Stickervandalismus. Gemeint ist, dass immer häufiger Aufkleber auf Schilder, an Masten oder Fallrohre an Hausfassaden aufgeklebt werden. „Wir haben zwar noch nicht die Zustände wie in den Großstädten“, sagt Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer im Gespräch mit der Redaktion, „aber es nimmt auch hier deutlich erkennbar zu“.

Dieser Ampelmast ist durch das Entfer-nen der Aufkleber schon sehr angekratzt. © strauch

Was man eventuell als „Lausbubenstreich“ abtun könnte, bereitet der Gemeinde als aufkommende Plage Sorgen. Denn beklebte Schilder können irgendwann nicht mehr gut erkannt werden. „Wo erst einmal zwei, drei Sticker drauf kleben, da kommen bald noch mehr dazu“, weiß Ungerer. Deshalb werden die Aufkleber regelmäßig von den Mitarbeitern des Bauhofs entfernt – das erzeugt Kosten für die Gemeinde. Aber nicht nur das: Manche Sticker sind derart fest verklebt, dass mit Spezialreinigern oder sogar dem Spachtel gearbeitet werden muss. Beides greift das Schild an, die Reflexionsschicht oder im schlimmsten Fall die Farbe gehen verloren. Das Schild wird unbrauchbar und muss ausgetauscht werden.

Aber nicht nur deswegen ist das Bekleben und Beschmieren von Schildern kein Streich, meint Ungerer. Die Aufkleber sind eine bunte Collage von Fußballstickern bis politischen Wahlkampfslogans. „Allgemein stellt das Bekleben von Verkehrsschildern eine Ordnungswidrigkeit und auch eine Sachbeschädigung dar“, erklärt der Chef des Ordnungsamtes. Die Folgen für den Verursacher können auch gravierender sein – etwa dann, wenn sich aus dem Inhalt der Aufkleber ein strafrechtlicher Anfangsverdacht ergibt, zum Beispiel bei Beleidigung, Volksverhetzung oder der Verwendung der Kennzeichen von verfassungswidrigen Organisationen. Es finden sich zahlreiche extremistische Parolen von beiden politischen Rändern auf den Schildern, Laternen und Masten der Hufeisengemeinde, wenngleich die Aufkleber der Waldhof-Blocks überwiegen – sicherlich kein Aushängeschild für den Verein. Da gibt es oft Grenzbereiche zur Beleidigung der Fans von Kaiserslautern. Manche Parolen könne man nicht einfach ignorieren, so Ungerer.

Das Schild für die Höchstgeschwindigkeit bei der Steinernen Brücke am Friedhof Brühl ist bereits deutlich zugeklebt und beschädigt. © strauch

Eine klare Beleidigung ist bei einem Aufkleber in der Schwetzinger Straße gegeben, der neben dem Waldhoflogo die Buchstaben „ACAB“ zeigt. Sie stehen für „All cops are bastards“, wörtlich übersetzt heißt das „Alle Polizisten sind Bastarde“ oder sinngemäß „Alle Bullen sind Schweine“. Da droht dem Wildkleber ein Strafverfahren. „Es ist allerdings sehr schwer, die Verursacher direkt zu ertappen“, räumt Ungerer ein. Gelinge es, komme es immer auf den Einzellfall an, wie die Strafen ausfallen. Derjenige, der beim wilden Kleben erwischt wird, muss zudem damit rechnen, dass er für alle gleichen Aufkleber in der Gegend mit verantwortlich gemacht wird.

Besonders gefährlich wird es, wenn in den Straßenverkehr eingegriffen wird, also zum Beispiel Straßenschilder großteils be- oder überklebt werden. Das kann Menschen gefährden. Da greifen die Strafverfolger auch sehr hart durch, denn dann ist der Tatbestand eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr gegeben. „Wenn überhaupt, klebt man Aufkleber auf Flächen, die einem selbst gehören! Alles andere ist Vandalismus“, verdeutlicht Ungerer abschließend.

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