Partnerschaft

In der Brühler Partnergemeinde in Burkina Faso trägt das Bildungsangebot Früchte

Allen Widrigkeiten zum Trotz läuft die Zusammenarbeit mit der Brühler Partnergemeinde Dourtenga in Burkina Faso auf hohem Niveau.

Von 
Ralf Strauch
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Die Nähwerkstatt im Zentrum der Brühler Partnergemeinde Dourtenga funktioniert sehr gut – so werden aktuell 15 Mädchen intensiv geschult. © Renate Dvorak

Brühl. Seit über einem Vierteljahrhundert sind die Kommunen Brühl und Dourtenga in Burkina Faso über eine Partnerschaft eng verbunden. Allerdings hat sich die Zusammenarbeit mit dem westafrikanischen Land wegen der politischen Gesamtsituation in Burkina Faso – wie in großen Bereichen der Sahelzone – seit einigen Jahren schwierig gestaltet. Dennoch engagiert sich der Förderkreis Dourtenga aus Brühl auch weiterhin dort – darüber informierte der Vorstand des Vereins in der jüngsten Jahreshauptversammlung.

Burkina Faso habe immer noch eine Militärregierung und die versprochenen Wahlen rückten in immer weitere Ferne, stellte Vorsitzender Hans Zelt fest. Die Digitalen Netzwerke würden von prorussischen Hackern gezielt zu Gunsten des Staatspräsidenten Ibrahim Traoré beeinflusst. Er ist ein burkinischer Militäroffizier, der nach dem Sturz des Präsidenten Paul-Henri Sandaogo Damiba beim Staatsstreich 2022 Interimsstaatschef von Burkina Faso wurde. Ziel der Internetattacken scheint zu sein, die Menschen zu überzeugen, dass die Demokratie eine schwache Regierungsform sei, die ihre aktuellen Probleme nicht lösen könne, fasst Zelt seine Sichtweise auf die Entwicklungen zusammen. „In den meisten Ländern der Sahelzone hat dies bereits geklappt: Die Militärregierung ist dort mittlerweile leider die Regel.“

Brühler Partner berichten über die Situation in Burkina Faso

Zwar sei eine unabhängige Information über die politische Großwetterlage kaum möglich, doch stünden Berichte der Partner aus dem Comitee de Jumelage in Dourtenga zur Verfügung. „Hier ist eine Vertrauensbasis über Jahrzehnte entstanden – und so zeigt der Blick von Dourtenga in Richtung der nahen Hauptstadt Quagadougu ein klares Bild: Eine Lösung der aktuellen Probleme ist genauso in weiter Ferne wie eine Rückkehr zur Demokratie“, bilanziert Zelt.

Der Großteil der Bevölkerung der Partnerstadt lebe demnach mittlerweile im Zentrum von Dourtenga. Aus den umliegenden Dörfern seien viele Menschen von „Kriminellen“, ein Wort, das die Partner benutzen würden, vertrieben worden. Die meisten – auch mit Brühler Unterstützung entstandenen – Schulen, Kindergärten und die Nähschule, die sich alle im Zentrum von Dourtenga befinden, seien weiterhin in Betrieb. Die vergleichsweise sehr hohe Einschulungszahlen würden mittlerweile auch von amtlicher Seite bestätigt.

Landwirtschaftsschule in Dourtenga soll eröffnet werden

Die Landwirtschaftsschule am anderen Ende von Dourtenga sei aufgrund der aktuellen Situation derzeit nicht geöffnet, unterstrich Zelt. „Wir zählen darauf, dass diese Schule jungen Mädchen und Jungen nach ihrer Wiedereröffnung eine sehr nützliche Ausbildung bieten wird.“ Gegenüber der dafür zuständigen Beratungsstelle für private Träger in der Entwicklungszusammenarbeit, die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig ist, hat der Förderkreis dieses Projekt Landwirtschaftsschule zum Jahreswechsel bei der finanziellen Förderung endgültig beendet und nicht genutzte Gelder zurück überwiesen. Eine Endabrechnung liege allerdings noch nicht vor. Die Finanzen für den Start des Betriebes wollen die Brühler Partner aus eigenen Mitteln aufbringen.

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„Auch wenn wir derzeit nicht nach Burkina Faso reisen dürfen und größerer Projekte derzeit nicht realisierbar scheinen, wollen und werden wir Dourtenga weiter in unseren Kerngebieten Gesundheit, Hygiene und Bildung unterstützen“, wurde bei der Versammlung unterstrichen. Neben der humanitären Hilfe sei in dieser Situation auch der Kampf gegen den Analphabetismus und für Bildung ein Hebel, „den wir weiter benutzen sollen, auch wenn wir hier im Moment etwas dickere Bretter bohren müssen.“

Kämpfer der bewaffneten Gruppe der Freiwilligen für die Verteidigung des Heimatlandes in Burkina Faso (VDP), die zur Bekämpfung dschihadistischer Aufständischer gegründet wurde, seien in Dourtenga weiterhin aktiv. Sie ist eine Hilfstruppe zur Unterstützung der regulären Streitkräfte und umfasst etwa 30.000 Kämpfer. „Aber trotz der Unterstützung des VDP, der am Rande der Gemeinde patrouilliert, gibt es Grundschulen, die in Dourtenga derzeit geschlossen bleiben müssen und nicht funktionieren, nämlich in den Orsteilen Kobré, Kangretenga, Yambili, Niondhin, Katoulberé und Souguidi. Auch die Sekundarschule in Kobre – das College – sei derzeit geschlossen.

Kindergärten und Schulen sind wohl funktionsfähig

Alle im Ortskern gelegenen Kindergärten und Schulen seien allerdings grundsätzlich weiter funktionsfähig. Die Betreuer arbeiteten mit einer großen Zahl von Kindern, hinzu kämen Kinder von Binnenflüchtlingen. „Die Nähwerkstatt im Zentrum funktioniert sehr gut – wir haben dieses Jahr 15 Mädchen, die intensiv geschult werden“, freut sich Zelt. Nur Dank der Unterstützung aus Brühl könnten viele Grund- und Sekundarschüler, Kindergartenkinder und die Schüler der Nähschule weiterhin ihre Ausbildung erhalten. „Hier möchte ich erwähnen, dass die mit unseren Patengeldern finanzierte Schulspeisung oft die einzige Möglichkeit für viele der Schüler ist, an eine Mahlzeit zu kommen.“

Hinzu kommt das Projekt gegen Unterernährung bei Kindern der Hebamme Napon. Auch da sei die Situation schwieriger und der Bedarf größer geworden, da viele Vertriebene mit geschwächten Kindern in das Zentrum gekommen seien. Ernten seien nicht mehr möglich gewesen und Häuser niedergebrannt worden. „Die Ernährungsbedürfnisse der Geflüchteten sind vielfältig.“ Speziell bei den Medikamenten gäbe es keine Möglichkeit, diese vor Ort zu beschaffen. „Wir bereiten gerade eine Medikamentenlieferung und die halbjährliche Überweisung der Patengelder vor“, unterstreicht Zelt.

Redaktion

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