Brühl. Dass Barbara Hennl-Goll, Dagmar Krebaum und Jürgen Haber als erweitertes „Literarisches Duett“ ihre Buchpräsentation in der Brühler Villa Meixner „Im Fadenkreuz“ betitelten, war Programm: Denn für mehr als zwei Stunden verwandelte sich die ausverkaufte Villa Meixner in eine Hochburg für „Krimis, Thriller und mehr“. Da verwundert es nicht, dass in wenigen Wochen der Auftakt der Criminal in Brühl sein wird. Das große Festival der Kriminalliteratur wartet mit einem umfangreichen Programm für Autoren, Mitarbeitende von Verlagen und Fachzeitschriften, Agenten, Blogger sowie Krimifans auf. Über 200 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden in Schwetzingen erwartet.
Aus der Flut an Neuerscheinungen hatten die Literaturkenner für ihren Leseabend in der Villa Meixner nunmehr ihre zwölf Favoriten ausgewählt – allesamt packende Geschichten mit atemberaubenden Fällen. In gemütlicher Atmosphäre lauschten die Besucher ihren ebenso amüsanten wie informativen Ausführungen.
Sogfältig ausgewählt für Brühler Leser
Dabei zählte nicht nur die Handlung der präsentierten Werke, sondern auch die erzählerische Form, der sprachliche Eigenwille. Mit sorgfältig ausgewählten Passagen verdeutlichten die Vortragenden den Tonfall sowie das atmosphärische Potenzial der jeweiligen Romane. Und es war eine Bereicherung zu erfahren, was die Experten aus ihrem Bücherschrank hervorzauberten.
Bevor Barbara Hennl-Goll ihre Präsentation mit „Wackelkontakt“ des österreichischen Autors Wolf Haas eröffnete, wies sie auf das Großevent hin, die „Criminale des Syndikats“ in Schwetzingen. „Um Sie darauf einzustimmen, haben Dagmar Krebaum, Jürgen Haber und ich im letzten Monat nichts anderes gemacht, als, zumindest gedanklich zu morden und zu ermittelt“, bemerkte sie augenzwinkernd in ihrer Begrüßung. Einer der Organisatoren, Klaus Maria Dechant, war an diesem Abend ebenfalls zu Gast und stellte vor der Pause sein bald erscheinendes Sachbuch sowie die „kriminellen Tage“ in Schwetzingen vor
Neugierde auf Criminale in Schwetzigen geweckt
Ohne zu viel zu verraten, weckte Hennl-Goll Neugier auf „Wackelkontakt“ von Wolf Haas, dessen Brenner-Romane Kultstatus haben. Über sich sagte der Autor, dass ihm dieses Buch den größten Spaß beim Schreiben gemacht hat. „Es zu lesen, hat mir genau so großen Spaß gemacht“, gestand Hennl-Goll, „es ist ein Buch zum Totlachen.“ Wie der Autor dabei zwei Geschichten verbinde, in denen auch die absurde M.C.-Escher-Lithografie „Drawing Hands“ eine Rolle spiele. sei ein „großartiges Lesevergnügen“, lautete ihr enthusiastisches Fazit.
Doch das war nur der Auftakt zu einem wahren Feuerwerk an Lesetipps. Hennl-Goll empfahl auch „Kohle, Stahl und Mord: Das 13. Opfer“ von Martin Conrath, dem sie „Ruhrpott-Atmosphäre vom Feinsten“ bescheinigte, sowie das brandneue Werk „Tanz im Dunkel“ von Max Annas, ein Krimi, der die Leser nach Köln im Herbst des Jahres 1959 entführe und „alles hat, was einen Krimi ausmacht: historisches Nachkriegsetting, Coming of Age, eine spannende Geschichte und einen Mann auf Rachefeldzug, am Ende mit einem richtig guten Shwodown gekrönt“.
Literatur zu nah am Abgrund
Dagmar Krebaum persönliche Empfehlung außerhalb der Liste war der Roman noir „Zu nah am Abgrund“ von Pascal Garnier. „Ich habe ihn einfach verschlungen“, schwärmte sie, „ein großartiges Buch, eine Wiederentdeckung eines Autors, der in der Tradition von Meistern wie Claude Chabrol oder Georges Simenon steht“.
Ebenfalls fesselnd sei „Das Mädchen im Schnee“ von Javier Castillo, das bis zur letzten Seite Spannung garantiere. Weitere von ihr präsentierte Highlights waren „Minus 22 Grad“ von Quentin Peck, ein Muss für Krimifans, sowie „Schattenschwester“ von Tina N. Martin, eine topaktuelle Entdeckung aus Schweden. Als „Thriller mit überraschenden Wendungen, der völlig irre beginnt“, lobte sie „Winternacht“ von Sharon Bolton – eine Story, die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.
Haber stellt die falsche Ursula vor
Auf humorvolle, unterhaltsame Art gab auch Jürgen Haber Tipps und Leseanregungen. Er hob besonders den Thriller „Die Schanze“ von Lars Menz vor, der eine regelrechte Sogwirkung entfalte. Großen Lesegenuss biete zudem „Falsche Ursula“ von Mercedes Rosende mit seinen kuriosen Wendungen und wechselnden Erzählperspektiven sowie „Feuerland“ von Pascal Engman.
Zusätzlich beeindruckte Haber mit seinem virtuosen Akkordeonspiel und versetzte das Publikum mit dem „Kriminaltango“ bereits zu Beginn des Abends in eine Mischung aus Spannung und amüsierter Gänsehaut.
Zum Abschluss rundete Barbara Hennl-Goll die Präsentation mit dem brandaktuellen Titel „Briefe von morgen, die wir gern gestern schon gelesen hätten“ von Timur Vermes ab. Mit scharfzüngiger Ironie und Satire kritisiert Vermes darin politische Entwicklungen und warnt eindringlich vor den Konsequenzen einer Zusammenarbeit mit der AfD – ein weiterer Höhepunkt zum Finale eines ebenso spannenden wie unterhaltsamen Abends.
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