Im Interview

Jochen Ungerer zu Veranstaltungen in Brühl: „Wir müssen an einem Strang ziehen“

Von 
Ralf Strauch
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Was die Pandemie angeht, könnte das Rohrhofer Sommerfest wie auf diesem Bild wieder ausgelassen gefeiert werden. Allerdings zeigen sich die örtlichen Vereine noch zurückhaltend, was die Beteiligung am Straßenfest betrifft. © zeuner

Brühl. Die Interessengemeinschaft der örtlichen Vereine beschäftigt sich bei ihrem nächsten Treffen mit den Auswirkungen von Corona auf das Vereinsleben. Es zeigt sich, dass die Planung von Großveranstaltungen noch nicht so rundlaufen kann, wie es in Zeiten vor der Pandemie war. Darüber sprachen wir mit Jochen Ungerer, der im Brühler Rathaus unter anderem für die Zusammenarbeit mit den Vereinen zuständig ist.

Wird es in diesem Jahr wieder Vereinsfeste wie in der Zeit vor der Pandemie geben?

Jochen Ungerer: Das hoffen wir inständig. Wir würden es uns wünschen, dass die Vereine wieder für die Bevölkerung da sein können. Es gibt ja jetzt schon wieder die ersten Vereinsfeste – Beispiele sind bereits das internationale Schwimmfest beim Hellas und das Ostereierschießen der Sportgemeinde gewesen. Angekündigt sind schon das Sommerfest des Wassersportvereins und die Ortsmeisterschaft im Beachvolleyball oder das kleine Fischerfest vom Angelsportverein 1965 Brühl. Und auch die Großveranstaltungen Rohrhofer Sommerfest und Brühler Straßenkerwe gehen aktuell in die Planung.

Finden diese Veranstaltungen ohne Pandemievorgaben statt?

Ungerer: Zurzeit gibt es tatsächlich keine Corona-Vorschriften mehr, aber es wird weiterhin sehr auf Vorsicht geachtet. Wenn man sich die bisherigen Veranstaltungen anschaut, leisten die Vereine wirklich alles, dass diese Aktionen sicher sind.

Wie stellt sich die Planung des Sommerfestes in Rohrhof dar?

Ungerer: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren – aber dafür ist nicht die Gemeinde zuständig, sondern die IG Sommerfest, die aus Vertretern der drei großen Rohrhofer Vereine besteht. Wir als Kommune sind bei dieser Großveranstaltung aber unterstützend und finanziell engagiert.

Gibt es eine ähnlich große Beteiligung von Vereinen an diesem Straßenfest wie vor dem Lockdown?

Ungerer: Soweit ich es gehört habe, ist das zurzeit noch lange nicht so. Ich kann nur an alle Vereine appellieren, wieder mitzuwirken, damit die Feste auch wirklich Feste der Menschen aus dem Ort sind und nicht zu Veranstaltungen externer Anbieter werden. Wenn es an Helfern fehlt, können sich ja auch Vereine eventuell an einem Stand zusammenschließen – das hat in der Vergangenheit auch schon geklappt.

Woran liegt es, dass die Meldungen der Vereine und Gruppen aus dem Ort so spärlich eingehen?

Ungerer: Aus meiner Sicht liegt das daran, dass es zu wenig ehrenamtliche Helfer in den Vereinen gibt. Viele Mitglieder haben sich scheinbar in der Zeit der Pandemie daran gewöhnt, ihre Freizeit anders zu verbringen. Und nun ist es natürlich auch einfacher, das Fest vor dem Stand zu erleben als hinter dem Stand. Ich möchte aber noch einmal darauf hinweisen, dass solche Veranstaltungen wie Sommerfest und Kerwe nur durch das Engagement der Vereine im bisherigen Sinne belebt werden können, denn es macht die Identifikation aus, wenn sich die Menschen aus dem Ort auf beiden Seiten der Theke treffen.

Ist bei den beiden Straßenfesten mit höheren Kosten zu rechnen?

Ungerer: Ja – für die Gemeinde. Aber für die Vereine haben wir die bisherigen Standgebühren beibehalten – da haben wir nichts erhöht. Aber wir haben Restriktionen gemacht: Wir können nur eine gewisse Anzahl von Elektrogeräten pro Stand zulassen. Alle wissen, dass die Strompreise enorm gestiegen sind. Da zeichnen sich für uns bereits jetzt große Kostensteigerungen von bis zu 100 Prozent ab.

Das heißt, dieses Kostenplus wird von der Gemeinde getragen?

Ungerer: Wir versuchen es, aber irgendwann müssen wir auch mal nein sagen, weil wir die Steuergelder der Bürger nicht auf Gedeih und Verderben mit vollen Händen rausschmeißen können. Da muss es einfach sein, dass sich die Standbetreiber beispielsweise bei den Kühlschränken und -anhängern nur auf das Notwendige beschränken. Wir wollen zwar ein Fest haben, aber, wenn die Standbetreiber diese Notwendigkeit des Energiesparens nicht einsehen, dann muss halt auf sie verzichtet werden. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, damit die Kosten nicht komplett aus dem Ruder laufen.

Es gibt also noch Fragezeichen?

Ungerer: Wir haben gesagt, wir wollen es in diesem Jahr durchziehen – solange es Corona zulässt. Danach ist aber eine Abrechnung und darauf basierend eine Entscheidung nötig, wie wir es dann in der Zukunft fortführen.

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