Brühl. Die Jugendmusikschule Brühl organisiert für Samstag, 12. Juli, ab 16 Uhr in der Festhalle Brühl ein Jahreskonzert der jungen Talente. Die jüngsten Musiker, die dabei auftreten, sind gerade einmal fünf Jahre alt. Wir sprachen im Vorfeld mit Birgit Drath, der Leiterin der Bühler Außenstelle der Musikschule Mannheim, über das Konzert und das Angebot der Einrichtung im Allgemeinen.
Wie ist aktuell der Trend – wollen viele Kinder und Jugendliche ein Instrument oder das Singen erlernen?
Birgit Drath: Das kann man so nicht beurteilen. Seit Corona bieten wir ein möglichst breites Spektrum an, damit jeder sein Instrument erlernen kann. Während der Pandemie ist die Nachfrage nach Unterricht natürlich extrem eingebrochen, aber das ist im Großen und Ganzen inzwischen wieder aufgeholt worden. Das sind wir wieder auf einem guten Weg, obwohl es seit der Pandemie nicht mehr ganz so einfach ist. Doch es gibt auch Bereiche, die hervorragend funktionieren. Und das ist zurzeit alles, was die ganz jungen Musikschüler betrifft. Da ist das Interesse der Altersgruppe von anderthalb bis sechs Jahren riesig. Da ist es schon fast schwer, allen Nachfragen gerecht zu werden. Auf der anderen Seite sitzt das Geld in den Familien nicht mehr so locker, um eine individuelle musikalische Ausbildung für die Kinder finanzieren zu können.
Wie erklären Sie diesen Widerspruch?
Drath : Das sind verschiedene Gründe, so starten wir jetzt im Herbst wieder mit einer Zusammenarbeit mit einem Kindergarten für alle Kinder ab vier Jahren. Da sind wir direkt von der Leitung angesprochen worden, ob man nicht ein altersgerechtes Angebot machen könne – das können wir. Und so kann man in diesem Bereich im Gruppenunterricht nur sagen: Er wächst, wächst, wächst. Und da hoffen wir, dass wir viele Kinder über die Elementardinge hinaus für das Erlernen eines Instrumentes – aus der Fülle unseres Angebots – begeistern können.
Was heißt das?
Drath: Unser Angebot ist breit gefächert. Da kann man dann auch nicht sagen, dass bestimmte Instrumente im Fokus stehen.
Ist es denn wichtig ein Instrument zu erlernen?
Drath: Auf jeden Fall. Es fördert unglaublich viel bei den Kindern. Dabei geht es nicht nur darum, ein Instrument zu erlernen – was meines Erachtens den Kindern darüber hinaus jede Menge bringt, wenn sie ein Instrument lernen. Wenn Kinder entsprechend vom Elternhaus in Zusammenarbeit mit dem Musiklehrern ein entsprechende Motivation schaffen, dann fällt es den Kindern auch nicht schwer – soweit sie es wollen. Dann haben sie auch eigenes Interesse daran, zu üben und sich zu perfektionieren. Und deshalb sage ich, dass in diesem Sinne, das Erlernen eines Instrumentes für die Kinder nicht schwer ist, wenn sie es selber wollen – dann flutscht das meistens von ganz allein und geht weit über die Fertigkeiten zu musizieren hinaus.
Die Eltern sollen also nicht die Vorgabe geben, dass jetzt ein Instrument zu lernen ist, sondern die Freude daran wecken?
Drath: Richtig. Es geht darum, den Kindern das Angebot des Musizierens zur Verfügung zu stellen, ohne Druck aufzubauen. Das stärkt dann am Ende auch das Selbstbewusstsein, sich auf eine Bühne zu stellen und sich zu präsentieren. Was das Kind dann letztlich daraus macht und ob das Spielen dieses speziellen Instrumentes dann auch das ist, was es will, das sollte da Kind letztendlich für sich entscheiden. Man kann zwar als Elternteil unterstützen, dabei sein und dabei dem Kind positives Feedback geben. Es geht also nicht darum, mal wieder das Üben einzufordern, sondern darum, die Kinder zu motivieren, wenn mal eine Übungspause entstanden ist. Man sollte dem Kind dabei eine positive Rückmeldung geben und das Üben nicht mit Zwang und Druck in Verbindung bringen. Das hilft dem Kind wirklich ungemein, ein Instrument zu erlernen.
Sie raten aber dazu, möglichst früh mit dem Musizieren anzufangen?
Drath : Ja. Man sollte damit möglichst früh anfangen – das ist aber natürlich von Instrument zu Instrument individuell. Bei den Blasinstrumenten sollte der Start etwas später sein, sowohl bei den Holz- als auch bei den Blechbläsern. Dennoch: Man kann immer sehr jung mit Blockflöte einsteigen. Das geht bei der Violine noch frühzeitiger, so bieten wir die Suzuki-Methode. Das ist ein Musikerziehungskonzept, das von Shinichi Suzuki entwickelt wurde und Kindern beibringt, Geige zu spielen, ähnlich wie sie ihre Muttersprache lernen. Dabei liegt der Fokus auf dem Hören und Nachahmen, nicht primär auf dem Notenlesen am Anfang. Die Methode betont die Bedeutung einer positiven Lernumgebung und der Einbeziehung der Eltern. Da geht es schon ab drei oder vier Jahren los – da gibt es für jede Größe ein entsprechendes Instrument. Beim Klavier hingegen müsse bestimmte anatomische Voraussetzungen erfüllt werden, damit das Kind auch entsprechend die Tastatur greifen kann. Genauso wie beim Akkordeon, das ein gewisses Gewicht mitbringt. Wenn aber im Zusammenhang mit einer ansprechenden musikalischen Früherziehung ein Interesse da ist, sollte man das als Eltern auf jeden Fall unterstützen.
Können auch ältere Menschen ein Instrument lernen?
Drath: Natürlich kann man in jedem Alter ein Instrument erlernen oder singen – wir sind allerdings eine reine Jugendmusikschule – und auch ältere Menschen haben viel davon. Allerdings sind bei Erwachsenen Dinge oft schon so vorgeprägt – etwa die Abstimmung der beiden Hirnhälften aufeinander – dass die anatomischen Voraussetzunge es schwieriger machen. Ein Konzertpianist wird man dann also meistens nicht mehr. Aber man kann in sich zur eigenen Erbauung die Freude wecken, ein Instrument zu spielen. Aber das fällt im Kindesalter schon sehr viel leichter, weil da der Musiker noch formbar ist und Kinder eine leichtere Auffassungsgabe haben. Aber auch da gilt: Wenn das Talent nicht übt, ist es letztendlich verloren.
Was meinen sie damit?
Drath : Auch, wenn man eine gute Gabe für ein Instrument hat, muss man dafür immer etwa tun. Ohne Fleiß – das gilt auch hier – kein Preis.
Unterrichten Sie denn auch Erwachsene?
Drath : Nein, wir sind eine Jugendmusikschule, ältere Lernende müssen sich einen anderen Weg suchen.
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