Im Interview

Kabarettistin Madeleine Sauveur spricht vor dem Auftritt in Brühl über ihr Programm

Sauveur beschäftigt sich in ihrem Programm "Lassen Sie mich durch - ich bin Oma!" mit dem Großmuttersein und schneidet das Thema auch im Gespräch an.

Von 
Ralf Strauch
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Madeleine Sauveur kommt bald nach Brühl. © Mulhi

Brühl. „Lassen Sie mich durch – ich bin Oma!“ heißt das Programm, das die Komödiantin Madeleine Sauveur und ihre „Kapelle“ Clemens Maria Kitschen am Donnerstag, 29. September, um 20 Uhr in der Villa Meixner servieren wird.

Madeleine Sauveur, Komödiantin mit vielen Gesichtern und Musikkabarettistin mit imposanter Gesangsstimme, hatte immer eine genaue Vorstellung davon, wie die Zeit jenseits der 60 aussieht – doch plötzlich ist sie Großmutter. Wie sie mit dieser Situation umgeht und wie sie es in ihrem Programm umsetzt, verrät sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Auslöser Ihres Programms „Lassen Sie mich durch – ich bin Oma!“ dürfte nach der Corona-bedingten Unterbrechung inzwischen wohl eingeschult sein – oder?

Madeleine Sauveur: Ja. Das eine Enkelkind kam tatsächlich während Corona in die Schule und hat darüber wohl ein wenig den Spaß am Unterricht verloren. Sie sehen also: Ich habe Enkelkinder und weiß, wovon ich rede. Es sind vier eigene und zwei Beuteenkel, die über die Ehe meines Sohnes in die Familie gekommen sind.

Wo ist für sie der Unterschied zwischen dem Muttersein und dem Omasein?

Sauveur: Die Oma weiß ja immer alles besser und muss sich deshalb immer zusammenreißen, dass sie ihre Weisheiten nicht ständig in den Alltag einbringt. Und der ganz große Unterschied zwischen diesen beiden Rollen: Die Großmutter kann die Enkel zwar behüten, kann sie aber irgendwann wieder abgeben. Und das kann die Mutter nicht.

Bei den heutigen Müttern ist der Begriff des Selfcares, also des Achtens auf sich selbst, in aller Munde. Wird die Oma dementsprechend häufiger eingespannt?

Sauveur: Die Großmutter wird definitiv mehr eingespannt. Ich glaube, das hat verschiedene Gründe. Erstens kann man sich gute Babysitter angesichts der allgemein steigenden Kosten und Mieten kaum noch leisten. Großmütter und -väter stehen schon deshalb ganz schön oft auf der Matte. Und das machen sie dann auch erstaunlich gerne. Zudem kann ich mich noch gut erinnern, dass in der Folge der 1968er viele gedacht haben: O Gott, ich kann meine Kinder nicht meinen Eltern geben! Das hat sich ganz gewaltig geändert. Inzwischen sind Großmutter und Großvater gut genug.

Welcher Typ Oma sind Sie – der Typ Oma classic oder Oma light?

Sauveur: Ich pendle zwischen diesen Extremen immer hin und her. Die Classic-Oma will ja eigentlich keiner mehr sein. Die hat ja traditionell Schwarz getragen, seit ihr Mann gestorben ist ...

Na prima: Danke, dass wir Männer stetig früher sterben dürfen ...

Sauveur: (lacht) Ich rede nur an der Statistik entlang – und da leben die Frauen länger. Und die Großmutter in Schwarz war ja quasi der Welt schon mal ein Stück weit abhandengekommen. Heute sind die Großmütter – und natürlich auch die Großväter – so unglaublich fit. Teilweise springen die flotter durch die Welt als ihre eigenen Kinder. Da gibt es also zumindest große körperliche Potenziale fürs Kinderhüten und Toben.

Sie sehen sich also ganz anders als Ihre eigene Mutter?

Sauveur: Auf jeden Fall. Wobei meine Mutter war da schon ein Sonderfall. Die hat sich total aus der Enkelthematik rausgehalten, weil sie auch ne ganze Ecke weit weg gewohnt hat. Das war aber in der Generation auch allgemein so, dass sich Oma und Opa eher zurückgehalten haben. Heutzutage wundere ich mich schon, was die jetzige Elterngeneration den Großeltern für ein Mitspracherecht über ihr Leben einräumt. Da staune ich manchmal nur noch Bauklötze.

Fällt es Ihnen manchmal schwer beim Omaalarm Nein zu sagen?

Sauveur: Ja, das fällt mir definitiv schwer, weil meine Kinder nicht so oft nachfragen – die wohnen in Berlin. Wenn dann mal die Anfrage kommt, ist es nicht leicht „da kann ich nicht, da habe ich einen Auftritt“ zu sagen.

Es gibt den schönen Satz „Wenn ich gewusst hätte wie viel schöner es ist Enkel als eigene Kinder zu haben, hätte ich die Enkel zuerst bekommen“ ...

Sauveur: (lacht) Ja, das hat glaube ich damit zu tun, dass man die Verantwortung für die Kinder sehr stark reduzieren und wieder abgeben kann. Als Elternteil trägt man die täglich rund um die Uhr. Da kann man als Großmutter leicht feststellen, für eventuelle Fehlentwicklungen der Enkel absolut nicht verantwortlich zu sein. Es tangiert einen zwar schon, hat aber nichts mit der eigenen Schuld zu tun – denkt man dann gern.

Darf der Enkel bei der Oma also mehr als bei der Mutter?

Sauveur: Ja, das meine ich schon. Da sind die klaren Grenzen eher weichere Linien. Als Großvater und Großmutter kann man manche Dinge etwas lässiger sehen. Man muss ja nicht mehr den Erziehungsauftrag verfolgen – und dann immer das Thema mit der Konsequenz und so weiter sehen. Ich glaube, da sind Großeltern auch in so etwas wie einem Schutzraum. Da muss nicht mehr alles stringent durchdacht sein – oder nicht?

Warum sprechen Sie eigentlich die ganze Zeit von Großmutter und nicht von Oma?

Sauveur: Das liegt einfach daran, dass ich den Begriff Großmutter schöner finde, weil Oma immer so ein bisschen das „Ommaflair“ hat – die „Omma“, die tüdelig ist und nicht mehr so richtig tickt, weshalb man sie auch nicht mehr wirklich für voll nimmt. Daher finde ich Großmutter besser – aber die allermeisten Enkel nennen ihre Oma weiterhin Oma. In meinem Programm habe ich deswegen die Kunstfigur drin, die selbst keine Enkel hat, aber so eine richtig grantige Alte ist. Sie sehen: Es geht in dem Programm auch ums Alter, also nicht nur ums Großelternsein.

Also darum, wie man sich selber sieht ...?

Sauveur: Und wie man die anderen erlebt. Und da sitzt die Satire drin. Es ist ja jetzt kein Tüddelü-Programm, sondern auch eine Satire auf seltsame Verhaltensweisen von Omas und Opas beziehungsweise Großeltern allgemein.

Wie empfinden Sie die Villa Meixner als Veranstaltungsort?

Sauveur: Ich erlebe diese Villa als sehr schönen Veranstaltungsraum, weil man von Anfang an eine sehr große Nähe zum Publikum hat. Diese gewisse Intimität macht es einem als Künstler leicht. Die Atmosphäre da ist immer sehr schön. Dass man in zwei Richtungen spielen muss – gut, das sollte man, wenn schon länger auf der Bühne steht, so langsam draufhaben. Dazu kommt, dass das Programm vom Publikum sehr gut aufgenommen wird und es bereit ist, mit uns durch verschiedene Stimmungen zu gehen. Daher freuen wir uns auf jede Vorstellung.

MADELEINE SAUVEUR 2020 "Lassen Sie mich durch - ich bin Oma!" from Spacemedia-TV on Vimeo.

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