Brühl. Die Stimmung bei den kleinen, meist inhabergeführten Ladengeschäften im Brühler Real-Markt ist durchwachsen: Wenige Wochen vor der Schließung des Supermarktes am 31. Mai haben manche immer noch keine Ahnung, wie es mit ihnen weitergeht. Andere Geschäftsbetreiber hingegen haben inzwischen neue Standorte gefunden – meist in der Nähe, aber nur selten in der Hufeisengemeinde. Weil weiterhin unklar ist, wann und wie genau Edeka nach einem wohl größeren Umbau den Betrieb wieder aufnehmen wird, müssen sie zumindest für eine längere Zeit umziehen.
Elke Müller und ihrer Tochter Nadine, die gemeinsam „Elke‘s Reinigung und Mangelservice“ mitten in der Ladenzeile betreiben, zeigen ihren Kunden mit einem großen Schild deutlich, wie es bei ihnen demnächst weitergeht: Sie werden künftig hinter der Mannheimer Stadtgrenze am Rheinauer Marktplatz zu finden sein, genauer in der Relaisstraße 88. „Wir schließen zusammen mit dem Real am 31. Mai und eröffnen direkt am nächsten Tag auf der Rheinau. Das wird schon etwas anstrengend werden, aber wir sind froh, dass wir eine so gute Lösung gefunden haben“, erzählt Elke Müller mit einem Lächeln.
Den Tipp mit dem neuen Geschäft hat sie von einer Kundin erhalten, die mitbekommen hatte, dass am neuen Standort ein Schneider aufhört. „Das hat zum Glück zeitlich gut gepasst, sodass wir nahtlos weitermachen können. Die Umstellung wird trotzdem nicht leicht sein: Seit 15 Jahren bin ich hier in Brühl, da sind viele enge Kontakte zu Stammkunden und den anderen Gewerbetreibenden im Real entstanden. Das wird mir sehr fehlen“, sagt Müller.
Lange Zeit der Ungewissheit
Nun wolle sie aber das Beste aus der Situation machen, denn nach der langen Zeit der Ungewissheit, wie es mit dem Brühler Real-Markt weitergeht, sei die Kündigung vor rund drei Monaten endlich ein klares Zeichen gewesen. „Das ging ja mehr als ein Jahr hin und her, niemand konnte etwas Verbindliches sagen. Für uns inhabergeführte Geschäfte war das keine einfache Situation“, blickt Elke Müller zurück.
Das sieht auch Melina Bartl so, die ein paar Meter weiter und ebenfalls zusammen mit ihrer Tochter die „Änderungsschneiderei Jasmin“ betreibt. „Wir werden ab dem 1. Juni in der Friedrichstraße 52 in Schwetzingen weitermachen, aber wir hoffen, dass wir nach dem Umbau des Marktes durch Edeka wieder zurückkommen können“, sagt sie. „Wir haben hier im Markt viel Laufkundschaft, die zusätzlich zu unseren Stammkunden vorbeikommt. Das wird in Schwetzingen wohl nicht der Fall sein. Aber wir sind schon lange im Geschäft und werden auch diesen Umzug hinbekommen. Ich selbst habe bereits 1990 in Oftersheim unsere erste Änderungsschneiderei aufgemacht“, erzählt Melina Bartl stolz.
Ganz so lange sind die beiden Ladeninhaber, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, noch nicht im Geschäft. Doch beide erzählen, dass sie die Schließung des Real-Marktes „kalt erwischt“ habe. Einer von ihnen hatte noch vor etwas über einem Jahr in neue Geräte investiert, die er bald nicht mehr nutzen kann. „Ich habe noch kein neues Geschäft gefunden, obwohl ich schon viele Anzeigen geschaltet habe. Weil ich meine Geräte auch nicht irgendwo einlagern kann, muss ich sie wohl verkaufen und mir etwas ganz Neues überlegen. Die Kündigung kam einfach sehr kurzfristig und überraschend“, erzählt er.
Keine konkreten Details
Der Inhaber des anderen Geschäfts hatte ebenfalls damit gerechnet, dass die noch bis Ende 2024 laufenden Mietverträge der meisten Geschäfte eingehalten würden. „Aber dann kam vor rund drei Monaten das Schreiben, dass Real von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen würde. Gleichzeitig sagt Edeka, dass sie grundsätzlich Interesse an einer Zusammenarbeit mit den jetzigen Geschäften hätten. Aber konkrete Details können sie eben noch nicht nennen – noch nicht einmal, wann es wirklich weitergeht. Damit kann ich nicht planen, ich muss doch irgendwie Geld verdienen. Also werde ich meinen Betrieb wohl aufgeben“, sagt er.
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Dass beim Real-Markt bald endgültig die Lichter ausgehen werden, sieht man bereits an den vielen leer stehenden Geschäften in der Ladenzeile und auch die größeren Einzelhandelsketten, die sich hier niedergelassen haben, bereiten sich auf ihren Wegzug vor. Der Textildiscounter Takko verkündet mit großen Plakaten, dass seine Filiale bereits am 7. Mai schließt, Kik und Deichmann gehen eine Woche später am 14. Mai, Ernsting’s Family folgt schließlich am 24. Mai. Nach und nach wird sich die Ladenzeile im Real-Markt also leeren. Wann genau hier künftig wieder Shopping-Trubel herrschen wird, ist unklar. Nach bisherigem Stand endet der Mietvertrag von Real trotz der baldigen Schließung erst Ende 2024, sodass Edeka nicht vor Anfang 2025 loslegen könnte.
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