Rheinquerung - Kollerfähre geht heute wieder an den Start / Landesregierung möchte privaten Unterstützer / Derzeitiger Betreiber sieht eine Perspektive

Kollerfähre in Brühl geht wieder an den Start

Von 
Ralf Strauch
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Sie ist ins Fadenkreuz der Landespolitik geraten – die Kollerfähre zwischen dem links- und dem rechtsrheinischen Teil von Baden- Württemberg. Das Land will die Kosten nicht mehr allein tragen und sucht Partner. © Fuchs/Venus

Brühl. So viele Fragenzeichen es gibt, was den Pendeldienst der Kollerfähre für die Zukunft angeht – eines steht fest: An diesem Mittwoch, 16. März, startet die letzte Saison, in der die Landesregierung die Verantwortung für die Rheinquerung von einem auf das andere Brühler Ufer alleine finanziell trägt.

Hintergrund: Kollerfähre

  • 1195 wird die Ketscher Rheinfähre als Vorgängerin der Kollerfähre erstmals urkundlich erwähnt.
  • 1834 wird wegen der Rheinbegradigung die Fähre von Ketsch nach Brühl verlegt.
  • Diese erste Längsseil-Gierfähre wird 1900 aus dem Verkehr gezogen.
  • Vier Jahre später pendelt eine neue Fähre an einem quer über den Rhein gespannten stählernen Königsdraht über den Fluss.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg übernimmt zunächst eine Ersatzfähre aus Pontons und dem Dampfboot „Anna“ den Betrieb. Dann fuhr wieder die alte Fähre.
  • 1957 geht eine Grundseil-Gierfähre in Dienst.
  • Das heute eingesetzte Fährschiff, eine freifahrende Motorfähre, wurde 1954 von der Rheinwerft Walsum gebaut und 1978 vom Land erworben.
  • Normal sind zwischen 40 000 und 50 000 Gäste pro Saison mit dieser Fähre über den Rhein unterwegs. Vor zwei Jahren gab es mit fast 120 000 Passagiere eines der erfolgreichsten Jahre.
  • Die Kollerfähre pendelt sich bei Rheinkilometer 410 verlässlich hin und her ein.
  • In Baden-Württemberg den Rhein zu überqueren und auf der anderen Rheinseite nicht wie sonst in Rheinland-Pfalz oder Frankreich, sondern wieder in Baden-Württemberg auszusteigen, ist so gut wie einzigartig. Nur noch in Konstanz hat das Land weitere linksrheinische Gebiete vorzuweisen.

„Für 2022 hat die Landesregierung noch die Kostenübernahme versprochen“, erklärt Uwe Baumann, beim Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg für die Fähre zuständig. Wie es allerdings dann im kommenden Jahr weitergeht, darüber könne er derzeit noch keine verlässlichen Angaben machen. Denn ab 2023 gehe es um die teilweise Privatisierung der Rheinquerung, erklärt Baumann.

Übliche Sanierung erledigt

Doch nehmen wir die damit ungewisse Zukunft der Fähre zunächst zurück. Die Winterpause der Kollerfähre, die beide Brühler Teile verbindet, ist inzwischen vorbei. Das Boot hat eine Wellness-Behandlung in einer Speyerer Werft erfahren. Die notwendigen Inspektionen wurden erledigt, die Propeller überarbeitet, unter Wasser der Schiffsrumpf gereinigt und gestrichen – „halt das volle Routineprogramm“, so Baumann im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Schiffskörper wurde gewissenhaft untersucht, gereinigt und gestrichen, die Motoren generalüberholt.

Technisch kann Fährmann Ismet Günay also in den kommenden Wochen von Mittwoch bis Sonntag seine Gäste ohne große Umwege auf die andere Rheinseite übersetzen. Sein Team bringt aber nicht nur Freizeittouristen auf die andere Seite des Flusses. Auch Pendler nutzen die Abkürzung, und gelegentlich befördert Günay auch mal einen Traktor, denn einige Landwirte aus dem Badischen bestellen Felder auf der Kollerinsel. „Es ist alles gut gelaufen – unsere Kollerfähre steht gut da.“

Die Kollerfähre ist eine wichtige Rheinquerung – sowohl für den Freizeitverkehr, als auch für Pendler und die Landwirtschaft, wie dieses alte Bild zeigt. © Klaus Venus

Und so ist die Fähre nunmehr zurück an ihrem Einsatzort. Kleinere Schönheitsreparaturen stehen noch an. Das erledigen Günay und sein Kollege Manfred Beck aber selbst, wenn gerade nicht viel los ist. Die beiden bilden seit Jahren die Besatzung der Fähre. Werden sie auch weiterhin den Dienst an Bord versehen? Immerhin will das Land eine neue Struktur.

Fährmann zeigt Interesse

„Ja, wir haben schon Interesse, diese Aufgabe dauerhaft zu übernehmen und werden uns auf jeden Fall an der Ausschreibung des Fährbetriebs zwischen den beiden Brühler Ufern beteiligen“, sagt Tolga Mustroph, dessen Mannschaft hält bereits seit der Saison 2016 den Fährbetrieb im Auftrag des Landes als Subunternehmer aufrecht. „Wir müssen halt sehen, wie die Bedingungen aussehen, bevor wir diese Aufgabe dauerhaft privatwirtschaftlich übernehmen“, meint er auf Nachfrage.

Noch ist nicht endgültig klar, wie die Landesregierung die Aufgaben der Kollerfähre ab 2023 konkret fortführen möchte. Doch vorstellen kann Mustroph sich diese Tätigkeit in Zusammenarbeit mit dem Land schon, unterstreicht er im Gespräch mit unserer Zeitung. Immerhin sei die Infrastruktur seines Unternehmen entsprechend geschaffen worden – nun gehe es konkret darum, die Arbeitsplätze allgemein auch für die Zukunft erhalten zu können, betont auch Baumann am Dienstag gegenüber dieser Zeitung.

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