Brühl. Sie gilt als die Mutter der herbstlichen Ausstellung „Dekorative Malerei“ in der Brühler Villa Meixner. Vor fast einem Vierteljahrhundert hat Gudrun Bauer zusammen mit dem damaligen Kulturchef im Rathaus, Lothar Ertl, diese exklusive Präsentation der erlesenen Handarbeiten ins Leben gerufen – ein Publikumsmagnet, wie sich schnell herausstellte, einer, der immer noch zieht. Am Wochenende, 11. und 12. Oktober, ist es wieder soweit. 13 Künstler werden ihre Arbeiten im Brühler Jugendstiljuwel präsentieren und zum Verkauf anbieten. Dabei wird aber nicht nur mit dem Pinsel gemalt, die Dekorative Malerei umfasst eine viel größere Bandbreite. Beispielsweise Holzarbeiten und Textiles wie Patchwork.
Über diese textile Kunst fand auch Gudrun Bauer einst zur Dekorativen Malerei. Das war in den 1960er und 1970er Jahren als sie im US-Bundesstaat Oregon lebte. Ihre Schwiegermutter hatte ihr damals einen Platz in einer speziellen Schule organisiert, in der die Schüler alles lernten, was die Pioniere einst gebraucht haben, als sie den Westen eroberten. Und dazu gehörten auch die Quilts, die Bauer mit Hingabe und großen künstlerischen Geschick fertigt.
Von Patchwork haben die meisten Menschen schon einmal gehört. „Das Quilten funktioniert zwar ähnlich, trotzdem unterscheiden sich diese beiden Techniken voneinander“, sagt Bauer im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Unterschied zum Patchwork liegt vor allem darin, dass Quilts stets in mindestens zwei, oft drei Lagen genäht werden. Zwischen der oberen Schicht und der Unterseite wird meist noch ein Vlies oder ein anderes, wärmendes Material eingenäht. Schöne Arbeiten mit fantasievollen Mustern erhält man aber bei beiden Handwerkskünsten.
Seinen Ursprung hat diese Technik in China, verbreitete sich dann über Europa und schließlich mit den Siedlern nach Amerika, wo es zu einem Sinnbild des Lebens dort wurde. „Den Pionieren standen in der Neuen Welt oft nur Reststücke von Stoffen zur Verfügung“, verrät Bauer. So kam es, dass bunte Stoffreste nicht nur für Patchwork, sondern auch für Quilts verwendet wurden und noch immer werden. Noch heute werden mit dieser Technik meist kunstvolle Steppdecken und Wandteppiche hergestellt.
Aussteller engagieren sich auch in Brühl sozial
Als Bauer dann in den späten 1970er Jahren in ihre Kurpfälzer Heimat zurückkehrte, blieb sie der Handarbeit treu. Sie eröffnete in Wieblingen ein Wollgeschäft, in dem sich nach und nach immer mehr Quiltutensilien und Stoffe fanden. Zusammen mit anderen Frauen, vor allem aus dem Umfeld der US-Streitkräfte, gründete sie 1989 die „Heidelberg Hearts & Castles Quilt Guild“, der sie noch immer angehört. Diese Gilde trifft sich regelmäßig und engagiert sich mit ihren kunstvollen Arbeiten immer auch sozial – so beteiligen sie sich an der weltweiten Aktion „Herzen gegen Schmerzen – Herzkissen für Brustkrebspatientinnen“ oder nähen und stricken für das Kinderhospiz Sterntaler.
„Auch in Brühl unterstützen wir von Anfang an den Förderkreis Dourtenga mit unserer Ausstellung“, berichtet Bauer sichtlich stolz. Und das kann sie auch sein, denn es ist schon eine enorme Summe an Spenden zusammengekommen.
Es wird immer wieder Neues in der Villa Meixner geboten
Inzwischen hat sich Bauer bei ihrem Stand allerdings auf das Verzieren von Schachteln, Tabletts und anderen Gegenständen mit attraktiver Malerei konzentriert. „Diesmal sind Rosen ein ganz großes Thema bei mir“, lässt sie sich bereits jetzt in die Karten schauen. Denn eines ist Bauer wichtig: Auch wenn einige der ausstellenden Künstler schon seit Jahren im Herbst in die Villa Meixner kommen, „verpflichten wir unsere Mitglieder immer wieder Neues mitzubringen – ollen Kamellen wollen wir bei unserer Dekorativen Malerei nicht“.
Wie aus Stoffstücken attraktive Gesamtkunstwerke werden, wird aber trotzdem am kommenden Wochenende gezeigt. Monica Klasing Chen wird nicht nur ihre Arbeiten anbieten, sondern auch die Nähtechniken mit der Hand und der Maschine vor Ort demonstrieren.
Und was gibt es sonst noch bei der 23. Mal Ausstellung „Dekorative Malerei“ zu entdecken? „Ein abwechslungsreiches Kaleidoskop traditioneller Dekorationskunst innerhalb der Villa Meixner“, sagt die Brühler Kulturbeauftragte Katja Rheude. Die professionelle Dekorativer Malerei umfasse in verschiedenen Techniken neben den hervorragenden Patchworkarbeiten und Quilts, Malerei, Blumendekorationen, Taschenkunst, Puppen, Schmuck, Lavendelpotpourris und Persönliches aus verschiedenen Materialien.
Neben der sehenswerten Ausstellung innerhalb der Villa Meixner findet bereits zum 19. Mal zeitgleich im Garten ein bunter Herbstmarkt statt. Dort gibt es reichlich Herbstliches zu sehen und leckere Produkte zu kaufen. Neben Marmeladen, Likören und Schnaps, gehören Käse, Schokolade und noch vieles mehr zum Angebot. An beiden Tagen findet auf der kleinen Veranstaltungsbühne ein musikalisches Rahmenprogramm statt. Chöre der Brühler Schulen, die Kerweborscht, die Chorgemeinschaft und die Brühler Horte werden dort ihr musikalisches und schauspielerisches Können zeigen. Auch die Marion-Dönhoff-Realschule ist an beiden Tagen mit einer Kinderschminkstation in der hinteren Remise vor Ort.
Für die passende Bewirtung sorgen die Mitglieder des Förderkreises Dourtenga und der Kulturfreundeskreis, die den Besuchern einen deftigen Linseneintopf, neuen Wein, Zwiebelkuchen, Kaffee und Kuchen sowie vielerlei Getränke anbieten. Sowohl die Spendengelder der Ausstellung im Inneren der Villa Meixner als auch die Erlöse durch den Essens- und Getränkeverkauf gehen an den Förderkreis und sind für Projekte in der afrikanischen Partnergemeinde Dourtenga in Burkina Faso vorgesehen.
Zwei erlebnisreiche Herbsttage in Brühl
Die Ausstellung „Dekorative Malerei“ und der Herbstmarkt sind am Samstag, 11. Oktober, von 14 bis bis 19 Uhr und am Sonntag, 12. Oktober, von 11 bis 18 Uhr geöffnet, wobei die Präsentation im Innern der Villa jeweils eine Stunde früher schließt. Der Eintritt ist frei, für den Besuch in der Villa Meixner ist allerdings eine Spende an den Förderkreis Dourtenga erwünscht.
Autofahrer seien noch darauf hingewiesen, dass rund um dieses Wochenende von Freitagmorgen bis Montagmittag die Friedensstraße auf Höhe der Villa Meixner gesperrt ist. Umleitungen werden ausgewiesen.
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