Brühl. Tino Dobrotka ist seit zehn Jahren Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD) in Brühl. „Mich hat damals in zunehmenden Maße die politische Arbeit der ,Altparteien’ auf Landes- und Bundesebene geärgert“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Und wenn man Veränderungen wolle, dann müsse man sich auch einbringen – „für mich ist da die kommunale Ebene sehr wichtig.“ Bei der Kommunalwahl im Juni holte der Brühler, der sich zum ersten Mal um einen Platz im Gemeinderat beworben hat, auf der Liste der AfD aus dem Stand 3046 Stimmen.
Wegen eines Formfehlers hat die konstituierende Sitzung des Gemeinderates nicht wie geplant bereits im Juli stattgefunden, sondern ist auf nach der Sommerpause verschoben worden. Tino Dobrotka ist also noch nicht offiziell als Gemeinderat verpflichtet, beabsichtigt aber, die Wahl anzunehmen, wie er unserer Zeitung bestätigte.
„Man kennt mich wahrscheinlich nicht so sehr, weil ich nicht gern ins Rampenlicht trete“, erklärt Dobrotka, „deshalb habe ich auch lange überlegt, ob ich diesen Schritt der Kandidatur wirklich gehen möchte – er ist ja mit sehr viel Verantwortung verbunden.“ Letztlich habe er sich dafür entschieden, weil er hoffe, etwas verändern zu können.
AfD im Gemeinderat Brühl wollen keine Querulanten sein
„Wir wollen dabei keine Querulanten sein“, spricht er auch für seine beiden Kollegen in dem neuen AfD-Ratstrio, „wir wollen uns nicht mit den anderen Ratsmitgliedern bekriegen, sondern konstruktiv für Brühl zusammenarbeiten.“ Auf Gemeindeebene sei die Zusammenarbeit ja auch ganz anders geprägt als auf Landes- oder Bundesebene, „denn man kennt sich teilweise ja schon lange persönlich“.
Was ihm für die künftige Arbeit im Gemeinderat sehr am Herzen liege, seien die Brühler Vereine, „da möchte ich mich gern engagieren, dass man sie bestmöglich unterstützt“. Er sehe es ja selber in den beiden Vereinen, in denen er Mitglied ist – bei den Handballern des TV Brühl und beim Tauchsportclub Neptun – wie schwierig es ist, neue Mitglieder zu finden, Dinge zu organisieren oder Gelder für Projekte oder die Vereinsarbeit insgesamt zu sammeln. „Alles kostet inzwischen so viel Geld – die wichtige Jugendarbeit genauso wie der aktive Sport.“ Und genau da sieht Dobrotka vorrangige Aufgaben der Kommune: Die Vereine mit Geld zu unterstützen und die Regularien so zu gestalten, dass den Vereinsverantwortlichen bei der ehrenamtlichen Arbeit nicht noch Steine in den Weg gelegt werden.
Ein weiteres Thema, bei dem Dobrotka sehr genau hinschauen möchte, ist die Grundsteuerreform, die im nächsten Jahr auf der Agenda stehe. „Darauf möchte ich genau achten, dass sie finanzneutral stattfindet und es in Brühl nicht plötzlich zu einer versteckten Steuererhöhung wird – das wurde zwar bereits versprochen, aber ich sehe doch allgemein die Gefahr, dass sich die Kommunen eventuell unerlaubterweise die Taschen füllen könnten.“
AfD im Gemeinderat Brühl hofft auf Akzeptanz im Rat
Ein großes Thema ist für den AfD-Mann sei auch der Schutz vor den Folgen des Klimawandels. Egal ob nun menschgemacht oder zyklisch auftretend, gingen die Folgen nicht an den Menschen und der Umwelt vorbei. Da sollte aus seiner Sicht in Brühl ein wenig mehr investiert werden – beispielsweise durch die verstärkte Pflanzung von Bäumen oder das Errichten von Insektenhotels. „Wir sollten tatsächlich ausprobieren, ob es besser wird, wenn wir CO2-Neutralität erreichen“, meint Dobrotka im Gespräch.
„Welche andere Themen noch angegangen werden müssen, das werden wir im Laufe der nächsten Zeit sehen – bis auf Ralf Meyer hat von unserer AfD-Gruppe ja noch keiner wirkliche Erfahrung bei der Politik auf kommunaler Ebene“, sagt Dobrotka. Man müsse jetzt erst mal sehen, wie die AfD im Gemeinderat aufgenommen werde – ob es eine Zusammenarbeit gebe oder ob seine Fraktion auf Ablehnung stoße. Die AfD jedenfalls wolle mit den anderen konstruktiv zusammenarbeiten. „Die nächsten fünf Jahren werden also spannend für uns in Brühl.“
Zur Person
Tino Dobrotka ist 48 Jahre alt, verheiratet und hat eine sechsjährige Tochter.
Der neue Gemeinderat für die AfD ist gelernter Industriemechaniker, hat den Meister darin gemacht und ist nun Logistikkoordinator.
Er ist seit zehn Jahren Mitglied beim AfD-Ortsverband und hat die Partei in Brühl mit aufgebaut. Er ist Vorstandsmitglied im Gemeindeverband Kurpfalz der Partei und ist zweiter Vorsitzender im Ortsverband Brühl.
Zudem ist Dobrotka Mitglied im TV Brühl und hat dort bis im vergangenen Jahr aktiv Handball gespeilt. Außerdem ist er Mitglied beim Tauchsportclub Neptun.
Bei der Gemeinderatswahl bekam Dobrotka mit 3046 Stimmen das zweitbeste Ergebnis seiner Partei und zieht damit erstmals in die Bürgervertretung ein. ras
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