Brühl. Die Fahrradtour für Neubürger ist ein schönes Angebot von Brühl. Das Veranstaltungsformat wurde aus der Not heraus während der Corona-Pandemie ins Leben gerufen. Am Samstag führte die Fahrt von Brühl durch das Landschafts- und Naturschutzgebiet Schwetzinger Wiesen bis zum Rhein. Bürgermeister Dr. Ralf Göck begrüßte die 40 Teilnehmer in dem um einen Anbau erweiterten Sonnenschein-Kindergarten an der Schillerschule. Die neue Betreuungseinrichtung für Kinder unter drei Jahren ist im Dezember an den Start gegangen, es sind noch einige Restarbeiten zu erledigen. Die Neubürger erlebten den Kindergarten nun noch vor seiner offiziellen Eröffnung am 21. Juni. Kindergartenleiterin Sonja Stiegler stellte die Einrichtung vor.
Rund 650 Menschen ziehen jedes Jahr nach Brühl und Rohrhof, fast genauso viele gehen auch wieder weg. In diesem Jahr ist die Anzahl der Neubürger mit 684 wieder mal etwas höher. Das liegt aber nicht an den beiden Neubaugebieten „Bäumelweg“ und „Schütte-Lanz“, denn dort kamen keine neuen Häuser dazu. Aber es gibt auch Zuzug in den alten Ortskernen, berichtete Göck. Die aktuelle Zahl liegt bei 14 349 Einwohnern, geringfügig mehr als vergangenes Jahr, schwankt aber auch monatlich. „Wenn wir die Wohnungsnot sehen, die ständigen Anfragen nach Häusern und Wohnungen, die wir auch im Rathaus zur Kenntnis nehmen, dann gehören Sie zu den Glücklichen, die hier eine Wohnung oder ein Haus beziehen konnten“, sagte der Bürgermeister. Es gebe verschiedene Gründe, dass die Wahl auf Brühl gefallen sei. „Unsere Neubürger stehen am Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Das bringt Veränderungen mit sich und deshalb ist es so wichtig, dass sie sich an diesem Ort heimisch fühlen“, so Göck. Die Neuen seien bei Vereinen und Institutionen willkommen. Die Hufeisengemeinde rangiert beim Wettbewerb „Das beste Dorf in der Rhein-Neckar-Region“ auf der Internetplattform des Mannheimer Morgen immerhin unter den Top Ten.
Zusammenleben mitgestalten
Jeder Teilnehmer bekam eine Stofftasche mit Basecap, Ortsbroschüre, Brühler Brotbox und – passend zur Stadtradeln-Kampagne – einer Fahrradklingel. Die Gemeinde sehe sich als Dienstleistungsunternehmen, das die Aufgabe habe, für das Wohlergehen aller Bürger im Rahmen der Möglichkeiten zu sorgen: „Das geschieht am besten, wenn auch der Kontakt besteht. Ein Gemeinwesen kann nur auf Dauer Bestand haben, wenn der Einzelne auf viele andere Menschen bauen kann.“ Er habe in Brühl „immer wieder viele Beispiele für nachbarschaftliche Hilfen und den Einsatz für Gemeinschaftsprojekte beobachtet“.
„Wir haben es in der Hand, dass auch in unserer Leistungsgesellschaft der menschliche Aspekt nicht verloren geht. Es liegt an uns allen, wie sehr unser Zusammenleben von Respekt und gegenseitiger Achtung geprägt ist“, meinte Göck und bat die Neubürger, mitzugestalten, sich mitverantwortlich zu fühlen und sich für das kommunale Miteinander einzusetzen. Diese Mitwirkung sei „Lebensgestaltung im wohlverstandenen Sinn des Wortes“. Eltern und Kinder möchten sich doch bei Vereins- und Kulturveranstaltungen oder bei den Kirchen sehenlassen: „Es macht viel Spaß, eine Veranstaltung im Kinderferienprogramm mit vorzubereiten oder mit Freunden gemeinsam ein Hobby in einem Verein zu betreiben.“ Der Rathauschef machte Werbung für die Aktion Stadtradeln – und schon schwangen sich die Gäste auf die Drahtesel.
Klimaschutzmanagerin Birgit Sehls und Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer sowie die Gemeinderäte Gabriele Rösch (SPD), Claudia Stauffer (FW) und Hans Hufnagel (SPD) begleiteten den Tross und standen für alle Fragen zur Verfügung. Die Videofilmer Sebastian Jung und Carsten Burkhardt waren mit der Drohnenkamera dabei. Rathaus-Mitarbeiterin Sandra Kosel hatte die Rundfahrt top organisiert.
Nach wenigen Hundert Metern war schon der erste Stopp. Bei der Freiwilligen Feuerwehr gab es viele Informationen durch Kommandant Marco Krupp. Die Einsatzfahrzeuge und Rettungsboote waren aufgebaut, das war besonders für die Kinder interessant. Natürlich durften die jüngsten Brühler auch in die roten Autos klettern.
Wiesenhüter Fritz Fichtner wartete am Rand des Landschafts- und Naturschutzgebiets „Schwetzinger Wiesen“ auf die Radler. Zwei Dutzend Landwirte, die Große Kreisstadt Schwetzingen und das Land Baden-Württemberg sind die Flächenbesitzer in diesem Wasser- und Bodenverband. Fichtner stellte Haltung und Zucht des ostfriesischen Milchschafs vor, ein Weidetier, das von Frühjahr bis Herbst auf den Wiesen lebt. Die Lämmer werden im Normalfall nach 145 Tagen Tragzeit zwischen Januar und März geboren. Vor allem im Umgang mit Kindern zeichnen sich die Milchschafe durch große Gelassenheit und Ruhe aus, die sie auch auf den Menschen übertragen. Fichtner hatte eine Karte dabei: Die Neu-Brühler wissen jetzt, wo der Sommerdamm, die Leimbachbrücke und der Torfgraben sind. „Sie haben mit Brühl das große Los gezogen“, sagte Fichtner. „Mit einer Naturlandschaft, die man genießen kann“, pflichtete Göck ihm bei.
Nächste Station war der Mehrgenerationen-Spielplatz im „Wiesengrund“ hinter der Ketscher Straße. Die Anlage für Spiel und Sport wird von jungen und älteren Einwohnern genutzt. Die Teilnehmer der Exkursion durften die Fitnessgeräte selbst ausprobieren. Durch die Schwetzinger Wiesen ging es in Richtung Rhein und Kollerfähre. Beim Wassersportverein warteten kühle Getränke und heiße Bratwürste auf die kleinen und großen Radler. Der zweite Vorsitzende Jochen Reifenberg begrüßte die leicht müden Neubürger am „schönsten Platz in Brühl“. Das Bootshaus dürfte dank seiner traumhaften Lage wirklich eines der schönsten Vereinsdomizile am Rhein sein. Der Wassersportverein hat heute 270 Mitglieder. Reifenberg lud zum Bootshausfest am 24. und 25. Juni ein. Für das Bewirtungsteam überreichte Göck an alle Brühler Kochschürzen. Die Ausflügler saßen noch lange beisammen.
Ganz frisch zugezogen
Simone Kehr wohnt seit vorvergangener Woche in Brühl. Sie arbeitet im Rheinau-Hafen. Zwei Jahre lebte sie in Mannheim, davor schon einmal sieben Jahre auf dem Rohrhof: „Brühl ist aber schöner als Mannheim.“ Kim und Michael Achenbach wohnen seit August 2021 in der Hufeisengemeinde, gleich gegenüber dem Freibad. Die angehende Kinderärztin und der selbstständige Personaltrainer und Gesundheitscoach fühlen sich hier überaus wohl, weil das Angebot einfach passt. Die Töchter Greta (4) und Marlene (3) gehen in den Kindergarten St. Lioba und sind in der Musikschule sowie in der Ballschule beim FV Brühl.
Julia und Alessandro Paolini sind seit Juli 2022 Brühler. Sie sind von Schwetzingen in das Neubaugebiet „Bäumelweg-Nord“ ins Eigenheim gezogen. „Schwetzingen ist einfach zu teuer“, sagt der SAP-Mitarbeiter. Der kleine Luca, 17 Monate alt, ist in der Krippe des Sonnenschein-Kindergartens und hofft auf einen Platz im Kindergarten.
Die kleine Carla (3) von Julia und Simon Poll geht schon in den Sonnenschein-Kindergarten. Das Ehepaar, beide arbeiten bei der SAP, sind vom Schwetzinger Wohngebiet Schälzig nach Brühl ins eigene sanierte Haus gezogen. Tilda (fünf Monate) war die jüngste Teilnehmerin der Neubürger-Radtour. „Brühl ist schön, man kommt überall mit dem Fahrrad hin“, sagt Julia Poll, die mit ihrer Familie glücklich hinter dem Schwimmbad wohnt.
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