Brühl. „Zukunft progressiv gestalten für Brühl und Rohrhof“ – manchmal hat sich Bürgermeister Dr. Ralf Göck in seinem traditionellen Neujahrsempfang vor Publikum in der Festhalle auf das bisher Erreichte beschränkt. Doch in seinem digitalen Gruß für das noch junge Jahr blickt der amtierende Bürgermeister, der 2022 erneut für das Amt kandidieren will, doch häufiger in die Zukunft. Brühl sei eine fortschrittliche Gemeinde und sie lebe schon seit Jahren visionär – immer nach dem von Zukunftsforscher Matthias Horx herausgearbeiteten Weg zur „progressiven Provinz“.
Und wie definiert der Wissenschaftler die Zukunft nach Corona genau? Die Menschen wollten seiner Erkenntnis nach die Vorteile von Stadt und Land kombinieren, um sich selbst zu verwirklichen. Ziel sei die anonyme Großstadt und deren vielfältigen Möglichkeiten zu verquicken mit dem ruhigen Wohnort auf dem Land. Wobei man auch persönliche Bindungen entwickeln und eine gute Förderung für seine Kinder finden könne, erweitert Göck die Vorgaben laut Horx, um zu bilanzieren: „Wir werden dabei weiterhin dort helfen, wo es nötig ist und wo wir Möglichkeiten sehen.“
Herausfordernde Zukunft
„Ich bin überzeugt, dass wir in Brühl auf dem richtigen Weg und fit für diese herausfordernde Zukunft sind: Wir bieten auch die Möglichkeiten, persönliche Nähe im Miteinander zu finden“, so das Gemeindeoberhaupt. Das zeige sich auch in der aktuell stets wachsenden Nachfrage für Kinderbetreuung und in den örtlichen Schulen. Alle dafür bislang notwendigen Einrichtungen seien ausreichend vorhanden und würden von der Gemeinde als Träger gut ausgestattet.
Doch nicht nur der Erfüllung aktueller Vorgaben sei der Ort verpflichtet, sondern auch denen der Zukunft, betont Göck. Es gebe nicht nur im Bildungsbereich wichtige Aufgaben als Kommune zu erfüllen, wenn nun ein zweites schwieriges Jahr hinter der Gemeinde liege. „Wir blicken dennoch mit Mut, Zuversicht und Energie in das kommende Jahr. Gemeinsam werden wir die Pandemie meistern und unsere Gemeinde wieder ein Stück lebenswerter machen.“
Dazu zählt Göck aufs Miteinander der Brühler. Auch die Feuerwehr biete in diesem Zusammenhang ein großes Mitwirkungspotenzial. Immer wieder engagierten sich ihre Aktiven für die sinnvolle Aufgabe im Gemeinwohl. Das ganze Jahr über lebten einheimische und zugezogene Feuerwehrleute Verantwortung. 2021 gab es mehr als 200 Einsätze, besonders viele während der beiden Hochwasser im Februar und im Juli.
„Ich danke auch den Helfern vom Roten Kreuz, die sich der wichtigen Aufgabe der regelmäßigen Blutspende-Termine angenommen haben.“ Auch diese Einrichtung bietet Interessierten eine überaus sinnvolle Möglichkeit, sich einzubringen, so der Bürgermeister.
Viele Einwohner unterstützten zudem mit Spenden die „Brühler Stiftung für Menschen in Not“ (wir berichteten) und weitere soziale Projekte die Bedürftigen in der Hufeisengemeinde – „das alles beeindruckte mich 2021 wieder sehr“.
Die Gemeinde biete ihren Bürgern also wirklich vieles, was sie zu einer „fortschrittlichen Provinz“ zählen lasse, zeige dieses Resümee des Rathauschefs. „Es tut gut zu sehen, wie sich Nachbarn und Freunde helfen, wenn sie Corona-bedingt in eine Quarantäne geraten. In einer solchen Situation zeigen sich die angestrebten und gelebten Werte“ so Göck.
„Unsere ökumenische Nachbarschaftshilfe hat sich hier besonders eingebracht, und noch mehr als bisher geleistet. Eine neue Initiative junger Helfer brachte älteren Menschen Lebensmittel nach Hause, half bei der Gartenarbeit, machte Impftermine klar und fuhr sie sogar zum Impfort. Not schweißt eben zusammen“, ist der Bürgermeister begeistert.
Heimat, Nähe, Zusammenhalt
Auch bei den konstruktiven Diskussionen im Gemeinderat und Jugendgemeinderat würde Verantwortung erlebbar gemacht, meint Göck – das sei immer wieder erkennbar. „Verbindungen untereinander sind so wertvoll“, unterstreicht der Bürgermeister, und verweist darauf, dass es diese Verbindungen seien, die in Zeiten des um sich greifenden Individualismus genau das nötig mache – er fasst es in den Worten Heimat, Nähe, Zusammenhalt zusammen.
„Es geht nicht um das Gefühl, sich gegen andere Gemeinden abzuschotten, betont er erneut – heute ist die individuelle Gestaltung und stete Weiterentwicklung einer Gemeinde gefragt mit Infrastruktur für Bildung, Kultur und Sport, mit interessanten Wohn-, Bau- oder Umweltprojekten und mit dem Gesamtverhalten der Dorfgesellschaft als einer progressiven, einer fortschrittlichen Provinz“, so Dr. Göck.
Das werde in Brühl schon jetzt beispielhaft gelebt. Auch Neubürger würden schnell angenommen und nicht abgelehnt. Beispielsweise engagierte sich der langjährige Gemeinderat und frühere Mannheimer, Thomas Zoepke, direkt nach seinem Zuzug für das Leben in Brühl. Daran sehe man laut Bürgermeister: Keiner müsse, um sich engagieren, um sich verwirklichen zu können, der unbedingt im Ort verwurzelt sein müsse, Brühl bietet konstruktive Nähe unter den Nachbarn und Freunden. Und es gebe viele neue Wege, sich einzubringen.
Wenn der Fußballverein im Laufe des Jahres in den Sportpark-Süd umziehe, werde am bisherigen Standort des Vereins mit der Erschließung begonnen, damit ab 2023 und 2024 Häuser und Wohnungen dort errichtet werden. „Dies geschieht wieder aus einer Hand und daher wird es dort keine Baulücken über Jahre hinweg geben.“ Doch das Projekt mache auch deutlich, dass sich die Kommune nicht nur um die Wohnraumbeschaffung kümmere, „wir nehmen auch den Klimaschutz ernst“, so Göck.
Doch nicht nur das Gemeindeoberhaupt ist in dem knapp über 30 Minuten langen Video zu sehen. Umrahmt wird der digitale Neujahrsempfang von den Querflötisten Christian Krämer und Marlene Edler. Die beiden Talente der Jugendmusikschule Brühl haben attraktive Auftritte und bieten zugleich eine elegante Überleitung zur Vorstellung der neuen Leiterin der Jugendmusikschule Birgit Drath, die im Mai den Posten übernommen hat.
„Eine wichtige Basis für den Zusammenhalt in den Vereinen und in der Gemeinde ist die Wertschätzung untereinander und auch die Tatsache, wie Verantwortung füreinander übernommen wird. Göck zeigt sich in seiner Ansprache überzeigt im noch jungen Jahr „Stück für Stück uns unser früheres Leben zurückholen zu holen“. Dazu gehörten 2021 insgesamt 18 Impftage.
Zudem setze die Gemeinde über diese Eckpunkte hinaus auf ein Kinderbildungszentrum auf dem Schiller-Campus – sie haben unsere Anstrengungen inzwischen gut unterstützen“, so Göck. Das Land habe die Gemeinde mit nur 18 anderen Schulen in das Förderprogramm Kinderbildungszentren Baden-Württemberg aufgenommen (wir berichteten). Und der Bund gebe der Kommune 2,5 Millionen Euro zum Ersatzneubau unseres Sonnenschein-Horts (wir berichteten).
Positive Bilanz von 2021
Zurück zum Rathauschef, der in seinem Jahresrückblick betont, es sei trotz Corona vieles gut in Brühl und Rohrhof gelaufen. „Ich ziehe also eine positive Bilanz und möchte auf unsere Vorhaben im neuen Jahr eingehen“, so Göck. Die Gemeinde werde in näherer Zukunft die Kinderbetreuung für unter Dreijährige mit drei Krippengruppen ausbauen, „vorausgesetzt wir finden das benötigte Fachpersonal“. Die dafür entstehenden Mehrkosten sei den Verantwortlichen die gute Bildung wert, denn mit guter Bildung und Ausbildung fände man leichter einen guten Arbeitsplatz. „Gute Bildung ist also die Voraussetzung für den gesellschaftlichen Aufstieg und sichert unseren sozialen Standard“, so der Bürgermeister.
Zur guten Bildung gehöre auch ein gutes Umfeld und deswegen sei auch der Wohnungsbau so wichtig. In Brühl seien im abgelaufenen Jahr kaum Wohnungen und Häuser neu bezogen worden. In dem Wohngebiet „Bäumelweg Nord“ errichte die Stiftung Schönau derzeit aber 39 Wohnungen an der Albert-Einstein-Straße. Gleich nebenan wolle die Gemeinde dem kommenden Jahr zwölf Sozialwohnungen bauen. „Diese neuen Wohnungen werden dringend gebraucht. Sie werden dafür sorgen, den angespannten Wohnungsmarkt etwas zu entlasten.
Und dann kommt er wieder zu den Sportvereinen zurück. Dort schafften die Sportler sowie ihre Trainer, gemeinsam wieder Sport zu treiben und am Ende auch gute Leistungen zu erbringen. Zudem bereichern Sportler den Clip zum neuen Jahr im Interview mit dem Rathauschef. Die Schwimmer und Funktionäre des SV Hellas erklären, wie froh sie seien, dass sie in diesem Jahr – nach langer Durststrecke 2020 – wieder hätten trainieren und bei Wettbewerben, unter anderem beim internationalen Schwimmfest im Herbst in den Becken des Brühler Freibades – Bestzeiten hätten erkämpfen können – allen voran die mehrfache Deutsche Senioren-Meisterin Elisabeth Lentz. Gleichwohl wird von den Funktionären ein Engpass bei der Trainerausbildung bedauert.
Engagierte Jugendarbeit
Auch die Mädchen und Jungen der Abteilung Jugendfußball bedauerten im Rohbau ihres künftigen FVB-Clubhauses, dass sie lange Zeit nicht hätten trainieren können, aber alle freuten sich nun, dass sie wieder spielen und trainieren könnten, um erfolgreich sein zu können. Und alle würden sich freuen, im Sommer auf den neuen Plätzen im Süden der Gemeinde kicken zu können.
Der Rathauschef ergänzt, dass der Sportpark-Süd ein neues, modernes Sportangebot für die Brühler, aber auch für die Region bringe, „denn wir wissen, dass interessierte Sportler einige Kilometer Anfahrt nicht scheuen, wenn „eine so engagierte Jugendarbeit wie hier beim FVB betrieben wird“.
Natürlich habe er auch sein Thema „Zukunft weiter progressiv gestalten für Brühl und Rohrhof“ direkt vor vielen Gästen in der Festhalle vorgetragen. Aber das sei nicht möglich – aus Corona-Gründen, wegen der Infektionsgefahr. Dennoch sei eine wichtige Basis für den Zusammenhalt in der Gemeinde die Wertschätzung untereinander und auch die Tatsache, wie Verantwortung füreinander übernommen wird.
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