Brühl. Es ist traditionell der Abend der ganz großen Emotionen bei den Brühler „Kollerkrotten“, denn nie liegen Anfang und Ende zeitlich so eng beieinander wie beim Eröffnungsball. Die bisherige Lieblichkeit nimmt an diesem Abend Abschied und übergibt ihre Herrschaft über die Brühler Narren an ihre Nachfolgerin. Da sind Tränen garantiert.
Doch zunächst präsentierten die „Kollerkrotten“ beim Einzug ihre karnevalistische Streitmacht, die, von Standartenträger Rüdiger Mehrer angeführt, gemeinsam die Bühne der Festhalle eroberten.
Und plötzlich Prinzessin von Brühl
Tränenreich verabschiedete sich die bisherige Lieblichkeit Samantha I. mit feurigem Glanz von Zepter und Diadem aus dem Amt. Sie habe in der Kampagne im gesamten Kurpfälzer Narrenring und darüber hinaus viele neue Freundschaften geschlossen, die „hoffentlich für sehr lange Zeit“ bleiben würden.
Sprach es und trat aus dem Rampenlicht, das nun einer überdimensionalen Krone auf der Bühne gehörte. Sie wurde mit einem stimmungsvollen Tanz besonders in Szene gesetzt, bis sie sich teilte und den Blick auf die Frau freigab, die nun bei den „Kollerkrotten“ das Zepter schwingen wird.
Michèle Diemand hatte mit ihren Andeutungen schon im Vorfeld das große Rätselraten angefeuert. Wer ist in den Verein hinein geboren worden, tanzte in der Kampagne 2002/2003 bei den Minis und hat seitdem alle Tanzabteilungen durchlebt? Spätestens beim Hinweis, dass sie nun die Jugendgarde trainiert, war klar, wer da im glitzenden Kleid aus der Krone hervortritt: Rebecca Rast, die nun den Titel Rebecca I. im Narrenglanz trägt. Und denjenigen, die sie nun immer noch nicht kannten, stellte die Familie der Prinzessin die junge Frau mit Szenen aus deren bürgerlichen Vergangenheit dar.
Vom ersten Moment an zeigte die Tollität, dass die „Kollerkrotten“ mit ihr einen guten Griff getan haben. „In Ketsch, da wohn‘ ich zwar, doch bin durch Michèle nun Teil der Krottenschar“, hieß es in ihrer Antrittsrede. Mit „Glanz und Glitzer, auf meinen Kleidern und meinem Orden, bin nun eine richtige Prinzessin geworden“. Ihr Narrenvolk will sie fröhlich sehen, „wenn wir gemeinsam durch unsere Fasnacht gehen“.
Verschlafene und hellwache „Kollerkrotten“ beim Gardetanz
Der Tanz steht – und darauf weist ja auch schon der Name der Veranstaltung hin – als zweiter programmlicher Schwerpunkt im Mittelpunkt des Eröffnungsballs. Da sind nicht nur der Ehrentanz der Prinzessin mit ihrem Präsidenten André Diemand und die Tanzrunden fürs Publikum, sondern auch die Darbietungen der Garden auf der Bühne.
Dabei bilden die jüngsten Tänzer und Tänzerinnen immer den Auftakt: Diesmal erwachten die Minis als „Schlafkrotten“ gerade noch rechtzeitig zum Kampagnenstart und präsentierten zwischen Kissen und Kuscheltieren einen putzigen Schautanz.
Die Kunst des klassischen Gardetanzes zeigte die ebenfalls personell deutlich aufgestockte Jugendgarde. Besonders beeindruckend war die Leistung der Juniorengarde, die diesmal wegen es plötzlichen Wechsels im Trainerstab ihren Tanz in nur zwei Wochen einstudiert hatte. Zusammen mit den „Zwei Rebeccas“ – Rebecca Rast und Rebecca Seppich-Polauer – als neue Trainerinnen zeigten die Gardemädchen, was in ihnen steckt – das in 14 Tagen hinzulegen, verdient Hochachtung.
Schließlich rundeten die „1a B-Krotten“ mit ihrem Schautanz das Gardegeschehen auf der Bühne ab. Die Erwachsenentanzgruppe hat dabei bereits auf das Thema der närrischen Sitzung der „Kollerkrotten“ am Valentinstag, 14. Februar, verwiesen. Denn dann heißt es „närrisch verliebt in Paris“. Der Vorgeschmack beim Eröffnungsball versprühte bereits den Charme der Metropole, die direkt vor den Toren der Brühler Partnergemeinde Ormesson-sur-Marne liegt. Karten für den karnevalistischen Ausflug in die Stadt der Liebenden sind übrigens ab sofort beim Verein erhältlich.
Narren werden zum Start in die Fasnachtskamapgne „ordentlich“
Das dritte Standbein des Eröffnungsballs der Brühler „Kollerkrotten“ sind Ehrungen und Orden, bei der die jeweils neue Prinzessin erstmals vor Publikum ihres Amtes walten darf. Und Rebecca I. im Narrenglanz zeigte sich auch dabei von ihrer eleganten Seite.
Neu in den Elferrat berufen wurde ihre Vorgängerin als Lieblichkeit aus der Kampagne 2022/2023, Michèle Diemand. Und weil die Verantwortlichen gerade in diesem Moment hinter der Bühne doch tatsächlich keinen Besen gefunden hatte, musste die Frischernannte zusammen mit ihrer Jugendgarde die Folgen der Konfettitaufe mit bloßer Hand auflesen – ein Spaß für alle Beteiligten und das Publikum.
In den erlauchten Kreis der Träger des Ordens vom Goldenen Vlies wurden an diesem Abend in einem würdigen Zeremoniell für elfjährige aktive Mitgliedschaft bei den „Kollerkrotten“ die Tänzerin Lisa Kühnle sowie die Elferratsmitglieder Marco Polauer und Jens Niederdräing aufgenommen.
Für die übrigen Karnevalisten gab es derweil bereits den neuen Jahresorden, der den 66. Jubiläumsumzug zum Thema hat. Nachdem dieser im vergangenen Jahr wegen der Mannheimer Amokfahrt abgesagt wurde, freut sich die Krott auf dem Orden darauf, dass es diesmal ein friedliches und fröhliches Narrenjubiläum auf der Straße gibt. Doch zuvor werden sich die „Kollerkrotten“ noch mit einer Reihe von Saalveranstaltungen um die gelebte Brauchtumspflege mit Narrenkappe kümmern.
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