Brühl. Musikalischen Besuch erwartet der Musikverein – Bläserakademie ab diesem Donnerstag. Zu Gast sein wird die irische „Rathfarnham Concert Band“, die ihren Aufenthalt in der Kurpfalz am Samstag, 5. November, ab 17 Uhr mit einem Konzert in der Rohrhofer Michaelskirche krönen wird. Wir sprachen im Vorfeld mit der Vorsitzenden der Bläserakademie, Jonathan Wüst, und seinem Vorgänger im Amt, Dr. Stephan Schulz.
Woher genau kommt die „Rathfarnham Concert Band“?
Jonanthan Wüst: Dieser Musikverein aus dem Süden der irischen Hauptstadt Dublin wurde 1980 gegründet und ist seither ein fester Bestandteil des dortigen Kulturlebens. Kinder im Alter von acht Jahren beginnen ihre musikalische Reise dort zumeist in den Blockflötenklassen der St. Mary’s Boys School. Von dort schließen sie sich der Tyroband an, wo ihre musikalische Ausbildung weitergeht. Insgesamt besteht die „Rathfarnham Concert Band“ aus fünf Orchestern, nämlich aus der sogenannten Tyroband für Anfänger, einer Juniorband, einer Intermediateband sowie einer Seniorband und vor Kurzem kam noch eine Jazzband dazu.
Das klingt nach sehr vielen Musikern – wie viele von ihnen kommen nach Brühl?
Wüst: Die Iren sind mit ungefähr 70 Musikern, drei Dirigenten, einem Tänzer und einem Sänger der Musikband aus Dublin, nach Deutschland gekommen, um hier mehrere Konzerte zu geben – eines davon ist in Brühl und darauf sind wir sehr stolz. Das Orchester ist mit seinen insgesamt über 100 Mitgliedern Irlands größtes Blasorchester.
Da scheint ein enormer logistischer Aufwand nötig zu sein?
Dr. Stephan Schulz: Der hält sich angesichts der Zahlen sogar im Rahmen. Untergebracht sind die Musiker in der Heidelberger Jugendherberge. Wir kümmern uns am Konzerttag um die Verpflegung der Musiker im katholischen Pfarrzentrum. Der größte Akt ist bei Konzertreisen eines Orchesters immer der Transport des Schlagwerks. Aber da stellen wir den Iren unsere Instrumente zur Verfügung – wie auch schon einen Abend vorher der Musikverein aus Walldorf. Damit ist schon einmal eine große Hürde bei Orchesterreisen genommen. Allerdings kommt noch dazu, dass an diesem Wochenende das Auswahlorchester unserer Bläserphilharmonie Rhein-Neckar auch ein letztes Probenwochenende vor der eigenen Konzertreise durch die Region hat – da gibt es dann schon einige Überschneidungen bei der Besetzung der Orchester, denn auch unser sinfonischen Blasorchester spielt quasi als Vorband für die Iren.
Wüst: Die Bewirtung am Konzerttag wird sicherlich die größte Herausforderung für uns Brühler werden, aber da haben wir dank vieler Sponsoren inzwischen alles im Griff. Ich denke zusammen mit dem kleinen Empfang im Pfarrzentrum können wir der gepflegten Gastfreundschaft durchaus gerecht werden.
Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit der Brühler Musiker mit der „Rathfarnham Concert Band“?
Schulz: Die Bläserphilharmonie – ein Projektorchester für alle ambitionierten Laienmusiker der Metropolregion, die über das regelmäßige Musizieren in ihrem Stammorchester hinaus hier in Brühl Erfahrungen sammeln und neue musikalische Eindrücke gewinnen wollen – macht alle drei Jahre internationale Tourneen. 2019 – gerade noch vor Corona – waren wir auf Konzertreise durch Großbritannien und Irland. Damals haben wir Konzerte in London, Edinburg und eben in Dublin gespielt. Dazu haben wir Partner in den jeweiligen Metropolen gesucht – über eine entsprechende Internetplattform haben wir so den Kontakt zur „Rathfarnham Concert Band“ gefunden. In ihrem Saal durften wir damals gemeinsam mit ihren Ensembles ein Konzert geben. Mit dem Dirigenten Vincent Kennedy – übrigens ein international bekannter Komponist, Mitbegründer der „Irish Film and Television Academy“ und Jurymitglied des renommierten „concorso internazionale bandistico Flicorno d’Oro in Riva del Garda“ in Italien – haben wir einen echten Freund gefunden, der uns auch ein eigens für uns komponiertes Stück geschenkt hat. Und auch zwischen den Musikern aus beiden Orten sprang der Funke schnell über – es ist damals richtig toll geworden. 2019 war die Spitze des irischen Orchesters dann hier in Brühl, um eine Jubiläumstour 2020 zu planen – dabei kam es auch zur von mir vermittelten Kontaktaufnahme mit der Stadtkapelle Walldorf, wo jetzt am Freitag ebenfalls ein Konzert gegeben wird. Doch vor der geplanten Tour hat sich Corona. dazwischen gedrängt. Aber jetzt hat es geklappt und wir dürfen nunmehr Gastgeber für die Dubliner mit ihrem Dirigenten Vincent Kennedy sein.
Was erwartet das Publikum m Konzertabend?
Wüst: Unser sinfonisches Blasorchester wird ein paar Stücke spielen – angesichts der kurzfristigen Planung werden es Werke zwischen ein wenig Marschmusik bis hin zu sinfonischen Werken aus einem Musical sein, die unser Stammpublikum vom Sommerkonzert kennen wird. Wir wollten auch die „Irish Party“ aus dem Film „Titanic“ spielen, haben es dann aber auf der Setliste der irischen Gäste entdeckt. Und weil es ihr Abend sein soll, werden wir dann etwas anderen aufführen und uns die Interpretation dieses Orchesters anhören. Die Iren lassen unter anderem weitere Film- und Musicalmelodien und Arrangements aus dem Bereich Popmusik erklingen – es soll aber auch traditionell irische Werke geben, heißt es.
Bei so vielen Musikern stellt sich die Frage, ob die Michaelskirche überhaupt groß genug ist?
Wüst: Wir werden ja nicht zusammen spielen, sondern nacheinander. Damit dürfte der Platz rund um den Altar – wie bei unseren bisherigen Konzerten – reichen. Auch wenn es letztlich wirklich knapp werden dürfte.
Wie sieht das Programm der Iren in der Kurpfalz aus?
Wüst: Sie werden bei uns im Pfarrzentrum proben und dann Konzerte in der Region geben. Daneben besteht natürlich genug Zeit, die Kurpfalz und ihre besonderen Sehenswürdigkeiten kennenzulernen.
Info: Beim Konzert am Samstag, 5. November, ab 17 Uhr in der Rohrhofer Michaelskirche ist der Eintritt frei.
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