Brühl. Die Zitterpartie für die Mitarbeitenden im Brühler Einkaufsmarkt Real geht weiter. Noch immer gibt ihr bisheriger Arbeitgeber nichts über die Zukunft des Standortes heraus. Dabei läuft derzeit das große Streichkonzert bei der Kette, die im vergangenen Jahr verkauft worden ist. Bislang ist für 19 namentlich genannte Standorte bekannt, dass sie geschlossen werden – Brühl ist nicht darunter, aber beispielsweise der Markt in Haßloch in der Pfalz. Doch das bedeutet nicht, dass der Kelch an den Mitarbeitern vorbeigegangen ist, denn es gibt offensichtlich noch immer Real-Märkte, denen in den nächsten Monaten das Aus droht, heißt es in der Fachpresse.
Nur soviel: Die Standorte, die dichtmachen werden, sollen bis spätestens September den Betrieb einstellen. Betroffen seien rund 800 Mitarbeiter. Für sie gilt dann ein Sozialplan, den der Gesamtbetriebsrat im November verhandelt hatte. Insgesamt bleibt der neue Eigentümer der Kette, das SCP-Konsortium, jedoch bei dem ursprünglichen Statement, nicht mehr als 30 Real-Filialen dichtzumachen. SCP ließ darüber hinaus bislang nur verkünden, dass man einen Großteil der ursprünglich 279 Real-Filialen an Kaufland, Edeka und Globus weiterverkaufen wolle.
150 Märkte sollen dabei noch 2021 übernommen werden, bis Mitte 2022 soll der Verkauf von Real komplett abgewickelt sein. 14 von ihnen, darunter der Standort Germersheim, gehen laut bisheriger Bekanntgaben der Real-Unternehmenszentrale an Kaufland. Wie es mit den übrigen Märkten im Einzelnen weitergehen wird, die unter neuem Namen weitergeführt werden sollen, bleibt aktuell allerdings noch unklar. „Bislang sind nur die Standorte definiert, die zu Anfang Februar von Real an Kaufland übergeben werden“, heißt es auf unsere Anfrage aus der Düsseldorfer Unternehmenszentrale von Real. Unter diesen Standorten befindet sich auch der in Edingen-Neckarhausen.
Kaufland hat hingegen verkündet, das Unternehmen wolle 26 Real-Märkte bis Mai umbauen. Ein bayerischer Supermarkt der Kette soll an das lokale Unternehmen V-Markt gehen. Weitere Übergabestandorte, weder an Kaufland noch an Globus, seien darüber hinaus noch nicht mit einem Termin versehen, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Keine seriöse Aussage möglich
Zum aktuellen Zeitpunkt sei eine seriöse Aussage über weitere Marktabgaben oder Schließungen noch nicht möglich, weil unter anderem Gespräche mit Vermietern noch nicht abgeschlossen seien, betont ein Unternehmenssprecher im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch der Markt in Brühl ist ja bekanntlich keine Immobilie im Eigentum von Real, sondern lediglich von einem international tätigen Investor gepachtet. „Dementsprechend gibt es derzeit auch zu unserem Markt in Brühl keinen neuen Sachstand, der Betrieb läuft daher unverändert weiter“, ist als einziger Kommentar beim Firmensprecher zu entlocken. Damit geht das Hangeln von Vertröstung zu Vertröstung weiter. Zunächst hieß es seitens Real beziehungsweise SCP, dass man sich über die einzelnen Standorte äußern werde, sobald die Verträge unterzeichnet seien – das war vor einem Jahr. Damit ging Real an ein Konsortium, das von Anfang an erklärt hat, die Supermarktkette zerschlagen zu wollen. Nur wenige Real-Märkte sollten damaligen Erklärungen gemäß weitergeführt werden – davon ist aktuell gar nicht mehr die Rede.
Im April hieß es dann, dass die Chefetage der Supermarktkette noch vor ihrem endgültigen Verkauf an das Investoren-Konsortium SCP das Aus für mehrere Filialen beschlossen habe – welche das gewesen aber sein könnten, blieb auch diesmal undurchsichtig.
Seit Sommer wurde ein Aufschub der Bekanntgabe damit begründet, dass man noch auf eine Entscheidung des Kartellamtes warten müsse, nachdem die Behörde verkündet hatte, die Übernahme von Real-Standorten durch Kaufland und Globus in der geplanten Form nicht genehmigen zu wollen, weil die Verbraucher unter den Folgen von verringertem Wettbewerb leiden könnten. Nach einer Überarbeitung der Pläne erfolgte dann aber der Segen für die Übernahmepläne im Dezember. Das Bundeskartellamt teilte zu diesem Zeitpunkt mit, dass Globus bis zu 24 Standorte von Real übernehmen könne – erneut blieb unklar, ob Brühl, wie viele Experten vermuteten, auch dazu gehöre.
Arbeitsplätze im Fokus?
Nun halten die Vermieter der Immobilien als Argument für weiteres Stillschweigen hin. Wie geht es weiter? „Momentan gehen wir davon aus, dass dies Anfang März der Fall sein wird“, meint ein Unternehmenssprecher auf unsere deutliche Nachfrage. Doch einen Trost gibt es dennoch für die Brühler, wenngleich er auch eine unverbindliche Absichtserklärung der Real-Leitung ist: „In jedem Fall liegt das Hauptaugenmerk aller Verfahrensbeteiligten darauf, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. “ Wir werden sehen!
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