Brühl. Es ist wirklich beeindruckend, mit welchen Wassermassen das Rheinhochwasser derzeit in die Schwetzinger Wiesen drückt. Wie aus den Weideflächen und Graslandschaft ein „Brühler Meer“ entsteht. Für die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr ist der Anblick fast schon Routine – sind doch erst wenige Monate seit dem vorangegangenen Hochwasser vergangen.
Aller Gewohnheit zum Trotz gehen sie ihrer Arbeit dennoch sehr gewissenhaft nach. Das bedeutet, dass sie dreimal am Tag Kontrollfahrten vornehmen – zu den neuralgischen Punkten entlang des Rheins, des Sommerdamms und der Wiesen. „Wir verschaffen uns per Drohne einen Überblick über die Situation vor Ort“, sagt der stellvertretende Feuerwehrkommandant Harald Schuhmacher. Besonders wichtig sei in dem Zusammenhang auch, Katastrophentouristen zu vertreiben.
Diese sind auch an diesem Freitagnachmittag wieder ein Problem. Mehrere Eltern sind mit ihren kleinen Kindern in der Sperrzone unterwegs. Die Männer und Frauen von der Feuerwehr macht das wütend: „Sie gefährden nicht nur sich, sondern vor allem das Wild, das aus dem Hochwassergebiet flieht und in den Wiesen Unterschlupf sucht.“ Werden sie dort gestört, kann das dazu führen, dass sie panisch ins Wasser flüchten und dort ertrinken – das betrifft vor allem die Jungtiere.
Nachdem die Pegelstände am Vormittag auf hohem Niveau verharrten, geht es mit den Werten zwischen den Messstellen in Speyer und Mannheim seit den Mittagsstunden des Freitags wieder deutlich nach oben. Der Scheitelpunkt dieser Flutwelle wird die Rheingemeinden unseres Verbreitungsgebietes in der Nacht auf Sonntag erreichen. Dann wird – so die Prognosen der Hochwasservorhersagezentrale – der Pegelstand bei der Größenordnung eines zehnjährlichen Ereignisses bei um die 8,30 Metern in Speyer bis Sonntagabend verharren, bevor er wieder langsam absinkt. Würde diese Vorhersage eintreffen, wäre die Flut höher als beim Hochwasser im Januar und Februar.
Anwohner gut vorbereitet
Matthias Sommer, stellvertretender Leiter des Ordnungsamts erwartet trotzdem keine großen Einschränkungen für die Anwohner an den Überschwemmungsgebieten: „Die Bürger sind gut vorbereitet – für sie ist das keine neue Situation“, fasst er die Gespräche zusammen, die er ein paar Minuten zuvor noch geführt hat.
Ein paar Einschränkungen und Sicherheitsvorkehrungen müssen die Brühler dennoch hinnehmen. Zur Kollerinsel – also zum linksrheinischen Gemarkungsgebiet der Gemeinde – ist nicht nur der Fährbetrieb seit Mittwoch eingestellt. Seit Donnerstag ist auch die Straße von Otterstadt her überflutet und nicht mehr befahrbar. Ab 7,60 Metern läuft das Wasser über diese Zufahrt zur Kollerinsel. Die Kurzzeitcamper wurden alle rechtzeitig informiert und haben die Anlage am Kollerstrand verlassen, erklärt Michael Jaspers, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Rheinauen.
Eine Flutung des Taschenpolders Kollerinsel ist derzeit nicht zu befürchten. Diese Maßnahme des Integrierten Rheinprogramms soll den Schutz vor einem 200-jährlichen Hochwasser gewährleisten. Die dafür notwendigen Flutungskriterien wird der Rhein auch bei den schlimmsten Prognosen der aktuellen Flut nicht erreichen.
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