Heimatgeschichte - In der Neugasse eröffnet Sammler Klaus Triebskorn das erste Görler-Museum / 350 Mitarbeiter waren am Standort beschäftigt

Rundfunkgeschichte zum Anfassen

Von 
Sabine
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Sehr viele Interessierte tummeln sich um Klaus Triebskorn (Mitte) im frisch eröffneten Görler-Museum in der Neugasse – eine bundesweite Premiere. © Zeuner

Brühl. „Es ist das erste Görler-Museum“, sagte Klaus Triebskorn, Mitglied im Heimat- und Brauchtumsverein, mit Stolz – und zu Recht, denn seit 2010 beschäftigt sich der Sammler mit dem Thema und konnte jetzt eine anschauliche Ausstellung in den ehemaligen Heimatstuben in der Neugasse eröffnen. Dort ist Zeit, einen Blick in die Vergangenheit der Rundfunkgeschichte zu werfen.

Besonderer Bezug zur Hufeisengemeinde ist, dass dort bei Görler ab 1962 produziert und sogar ab 1966 der Hauptsitz der Firma war. Heute ist auf dem ehemaligen Gröler-Gelände der Globalplayer Hima angesiedelt. Der Blick im Erdgeschoss des Museums fällt zunächst aufs Allgemeine: der Ausstatter hat sich sogar die Mühe gemacht, ein zeitlich passendes Sofa für die spezielle „Brühler Ecke“ zu finden.

Einst wichtiges Unternehmen

Unter den akribisch gesammelten und beschrifteten Schwarz-Weiß-Fotografien, die zum Anschauen einladen, lässt sich also auch einmal ein wenig ausruhen. Das ist angesichts der rund 300 Exponate auf zwei Etagen sicher auch notwendig. „Oben ist die Berliner Abteilung untergebracht“, wies Triebskorn auf die thematische Einteilung hin.

Zuerst war aber das Erdgeschoss dran, wo sich bereits Fans der Röhrentechnik und jenen, die sie gar nicht mehr kennengelernt haben, Welten eröffnen. Julius Karl Görler gründete 1923 in Berlin-Moabit seine Firma, die Radio-Komponenten und komplette HiFi-Anlagen produzierte.

Fünf Standorte in Berlin, Meuselwitz, Rheinau und zuletzt von 1962 bis 1975 in Brühl. Zu finden sind im Museum Produkte, Baugruppen, Baupläne, Fachzeitschriften sowie Werbeunterlagen. „350 Menschen haben einmal im Brühler Werk gearbeitet“, schilderte Triebskorn, der sich über viele ehemalige Mitarbeiter freute, die der Einladung zur Eröffnung gefolgt waren.

Liselotte Hohmann lebt in Brühl, war, wie auch ihr Mann, an allen fünf Standorten für das Unternehmen tätig. Jürgen Ehrlich (77) aus Oberhausen erzählte von seinem Bezug zur Firma: „Ich war dort Laborhelfer in der Wartezeit vor dem Studienbeginn“, sagte er. Seine Arbeit, überwiegend Messungen, sei wohl gut gewesen, deshalb durfte er auch in den Semesterferien immer wieder bei Görler Erfahrungen sammeln und Geld verdienen. Für ihn führte der Weg durchs Museum auch ein wenig zurück in seine eigene Jugendzeit, „da ist ganz vieles, was ich damals auch schon gesehen habe.“

Ausprobieren erwünscht

Dass dort echte Industriegeschichte thematisch gut aufbereitet gezeigt wird, fand er für alle Technik-Fans eine prima Sache. Das Ehepaar Gritschke, Waltraud und Gerhard, lebt in Schwetzingen. Gerhard war Meister im Trafobau und konnte Triebskorn bei seinen Recherchen sehr helfen. Triebskorn ging kurz auf die Entstehungsgeschichte des Museums ein, das mit ersten Hintergrundsammlungen 2010 begann; 2013 folgte eine erste Schrift zur Firma Görler und eine erste Ausstellung; 2015 kam die Entscheidung diesem wesentlichen Industriefaktor ein Museum zu widmen.

Beim Rundgang erklärte Triebskorn den Aufbau der Sammlung: „Im Erdgeschoss findet man die ganz frühen Jahre der Berliner Fertigung, die Entstehungsgeschichte und Produkte aus dem Brühler Werk und das Werk in Mannheim Rheinau, dazu in einem Nebenraum der Standort Meuselwitz in Thüringen.“

Im Obergeschoss sieht man Werbedesign-Beispiele und Details zur Familie Görler. Weil das Selbst-Ausprobieren Spaß macht, hat Triebskorn zwei Exponate hergestellt, deren Funktion man haptisch ausprobieren und beobachten kann. Neben Volker Kronemayer vom Heimatvereins gab auch Bürgermeister Dr. Ralf Göck seiner Begeisterung für das Museum Ausdruck.

Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

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Brühl: Görler-Meusem eröffnet

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