Brühl/Region. In einem früheren Interview hatte der selbst ernannte Druide Karl Burghard B. gesagt, er beziehe seine Kraft aus der Natur. Zurzeit besteht für den Mann, der bei einer Polizeirazzia gegen mutmaßliche Reichsbürger Ende Januar vorläufig festgenommen war (wir berichteten), kaum eine Möglichkeit, auf diese Weise Energie zu tanken. "Burghard B. befindet sich aktuell in Untersuchungshaft", erklärt die Sprecherin des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof, Frauke Köhler, auf Anfrage.
Nun wurden die Vorwürfe, die eine weitere Untersuchungshaft begründen, vom Ermittlungsrichter konkretisiert. Ihm wird vorgeworfen, gegen das Waffengesetz verstoßen zu haben. Er steht darüber hinaus im Verdacht, so die Generalbundesanwaltschaft, sich gemeinsam mit weiteren Beschuldigten zu einer rechtsterroristischen Vereinigung zusammengeschlossen zu haben. Und inzwischen scheinen sich die Vorwürfe bestätigt zu haben, dass es das Ziel der Vereinigung gewesen sein soll, bewaffnete Angriffe auf Polizisten als Repräsentanten des Staates, Asylsuchende und Menschen der jüdischen Glaubensgemeinschaft zu begehen.
Im Visier des Verfassungsschutzes
Vor diesem Hintergrund hatte die Bundesanwaltschaft am 25. Januar bundesweit mehrere Wohnungen durchsucht, darunter auch die Wohnungen von Burghard B. in Schwetzingen, die seiner früheren Lebensgefährtin in Rohrhof und die seiner derzeitigen in Brandenburg. Dabei wurden bei dem Beschuldigten unter anderem Schussapparate sowie Munition sichergestellt. "Nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen sollten die sichergestellten Gegenstände zur Umsetzung der Ziele der Vereinigung verwendet werden", erklärt die Bundesanwaltschaft.
Inzwischen ist auch bekannt geworden, wie der Druide, der vor wenigen Jahren in Rohrhof einen Steinkreis nach keltischem Vorbild errichtet hatte, ins Fadenkreuz der Fahnder geraten ist. Das Bundesamt für Verfassungsschutz bekam mit, welche Hasstiraden B. über die sozialen Netzwerke verbreitete und wie er sich mit Freunden darüber austauschte. Der Nachrichtendienst beobachtete genau, was Burghard B. im Internet an Gewaltaufrufen hinterließ. Die Ermittlungen beschränkten sich aber nicht nur auf die Internetveröffentlichungen. Auch bei den Treffen mit Gleichgesinnten, die sich nach und nach radikalisierten, registrierte der Dienst, was B. kommunizierte. Diese Erkenntnisse gab der Verfassungsschutz an die Bundesanwaltschaft weiter, die daraufhin das weitere Verfahren einleitete, Durchsuchungen und Verhaftungen anordnete und bis heute intensiv ermittelt.
Ermittlungen dauern an
Ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt noch der 51-jährige Thiemo B., der seinen Wohnsitz in Reilingen hat. Auch ihm wird vorgeworfen, sich in der mutmaßlichen Terrorgruppe des Druiden engagiert zu haben. Bei der Durchsuchungsmaßnahme gegen den angeblichen Reichsbürger wurden von der Polizei bei dem Beschuldigten unter anderem Sprengstoff, diverse Waffen und Schussapparate sowie Munition sichergestellt, wie die Generalbundesanwaltschaft informiert.
Wie lange es noch dauert, bis die Ermittlungen so weit abgeschlossen sind, dass eventuell Anklage gegen die beiden Kurpfälzer Verdächtigen und deren mutmaßlichen Komplizen erhoben werde, konnte die Behörde bislang noch nicht sagen. Doch so lange dürften die beiden Männer wohl noch in Untersuchungshaft bleiben.
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