Produktion in Deutschland

Sicherheitslösungen aus Brühl weltweit gefragt: Hima setzt auf Nähe und Innovation

In Brühl entwickelt Hima Sicherheitslösungen für Bahnen, Raffinerien und Chemieanlagen. Warum das Familienunternehmen auch international Maßstäbe setzt.

Von 
Jörg Runde
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CEO Jörg de la Motte (r.) und der geschäftsführende Gesellschafter Steffen Philipp blicken optimistisch in die Zukunft. © Jörg Runde

Das Wichtigste in Kürze

Als Spezialist für Sicherheitstechnik hat sich die Hima GmbH in Brühl vom kleinen Familienbetrieb zu einem internationalen Technologieführer entwickelt. Mit über 1.100 Mitarbeitenden, innovativen Lösungen für kritische Infrastrukturen und einer ausgeprägten Unternehmenskultur, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, gestaltet Hima seit mehr als 115 Jahren den Wandel der Industrie mit – und setzt dabei auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Nähe zu den Beschäftigten.

Brühl/Mannheim. Bis der improvisierte Fototermin in der Eingangshalle von Hima in Brühl losgehen kann, dauert es noch einen Moment. Der geschäftsführende Gesellschafter Steffen Philipp und Geschäftsführer Jörg de la Motte nehmen sich nach dem Mittagessen im Firmenrestaurant „Paul‘s Meet & Eat“ noch Zeit für die Mitarbeiter. Ein lockerer Spruch hier, ein angeregtes Gespräch da: Es sind die persönlichen Momente, die der Unternehmensführung wichtig sind. „Wer als Mitarbeiter zu Hima kommt, spürt, dass hier der Mensch wichtig ist. Kurze Wege, Offenheit, persönliche Nähe bis in die Führungsspitze, das sind wir“ sagt de la Motte und Philipp ergänzt: „Und das Besondere ist, dass wir diesen Charakter auch international leben.“

Mehr als 50.000 Systeme von Hima sind weltweit im Einsatz

Und das als Erfolgsgeschichte, die vor über 115 Jahren im Herzen der Rhein-Neckar-Region begann. Die Hima Paul Hildebrandt GmbH ist mittlerweile ein international führender Anbieter von sicheren Automatisierungslösungen, die Menschen, Anlagen und Umwelt schützen – weltweit sind über 50.000 Systeme (Alternativ: Sicherheitssysteme) installiert.

Mit rund 1.100 Mitarbeitenden, davon etwa 500 am Hauptsitz in Brühl, ist Hima als Familienunternehmen in der 4. Generation ein bedeutender Arbeitgeber für die Region. „Wir verstehen uns als Unternehmen der Metropolregion Rhein-Neckar“, sagt Philipp stolz.

Nachhaltigkeit als Ziel

  • Nachhaltigkeit ist ein zentrales Unternehmensziel. Konkrete Beispiele sind die Einführung eines Energiemanagements und die Umstellung der Heizung am Standort Brühl auf Fernwärme.
  • Auch soziale Verantwortung wird gelebt: Für jedes ausgefüllte Kundenfeedback pflanzt Hima Bäume in internationalen Projekten und engagiert sich in der lokalen Gemeinschaft. Mehr als 1000 Bäume wurden dadurch bereits gepflanzt.

Gegründet wurde das Unternehmen 1908 von Johannes Hildebrandt als marinetechnischer Handel. Der Name Hima stammt aus der zweiten Generation unter Paul Hildebrandt, der auch das heute weltweit bekannte Hima-Logo schuf. Mit Weitblick entwickelte sich das Familienunternehmen vom Hersteller von Schalttafeln für die Schwerindustrie hin zum Pionier der elektronischen Sicherheitstechnik.

Bereits in den 1970er-Jahren setzte Hima mit den ersten TÜV-zertifitierten, programmierbaren Sicherheitssteuerungen Maßstäbe: „Hima hat damals tatsächlich mit diesen programmierbaren Sicherheitssteuerungen aus Deutschland heraus den Standard gesetzt“, erzählt de la Motte.

Die Produktion in Deutschland bleibt zentral – trotz globaler Expansion

Mit dem Wechsel zur dritten und vierten Generation verfolgte Hima eine konsequente Internationalisierung und Diversifizierung des Geschäftsmodells. „Wir sind heute nicht nur Produkt-, sondern Lösungsanbieter – wir bieten komplette Automatisierungslösungen für kritische Infrastrukturen wie Raffinerien, Chemiewerke oder Bahnsysteme weltweit“, sagt de la Motte. Nur so kann die Konkurrenzfähigkeit gegen große Automatisierungsunternehmen aufrechterhalten werden.

Der Wandel zum globalen Player wurde insbesondere unter Philipp vorangetrieben. Heute besteht die Hima-Gruppe aus über 20 Landesgesellschaften rund um den Globus, von Norwegen bis Saudi-Arabien, von China bis Südamerika. Im Jahr 2024 erwirtschaftete Hima einen Umsatz von 186 Millionen Euro, rund Dreiviertel davon im internationalen Geschäft. „Wir sind mit einer Umsatzsteigerung von rund 23 Prozent ein wachsendes Unternehmen“, sagt de la Motte, fügt aber sofort an: „Der Heimatmarkt bereitet uns schon etwas Bauchschmerzen.“ Dass zum Beispiel ganzen Branchen schwächeln, spüren sie auch in Brühl. So ging der Umsatz der deutschen Chemie-Industrie zwischen Mai und Juni 2025 im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozent zurück.

Positiv ist hingegen Himas Entwicklung im Bahngeschäft. „In dem Bereich verzeichnen wir ein überproportionales Wachstum“, sagt de la Motte. Dass beim Rundgang durch die Produktions- und Testhalle gerade ein System für eine europäische Bahngesellschaft zum Versand bereitsteht, passt ins Bild. Produktionsleiter Stefan Hintenlang präsentiert die Arbeitsprozesse an diesem Vormittag und sagt: „Wir fertigen sämtliche Elektronik für unsere Sicherheitssteuerungen ausschließlich hier in Deutschland. Darauf sind wir stolz, denn das ist ein Mehrwert für unsere Kunden – und für unsere Belegschaft.“

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Rund 50 Fachkräfte arbeiten direkt in der Produktion. Trotz moderner, vollautomatisierter Fertigungslinien bleibt ihr Know-how unverzichtbar, besonders wenn es um die Kontrolle, Tests und Nachbearbeitung geht. „Die Maschinen erkennen kleinste Fehler, aber die finale Entscheidung trifft immer noch das geschulte Auge unserer Mitarbeiter. Das ist ein enormer Vorteil, denn so können wir flexibel auf individuelle Anforderungen reagieren“, betont Hintenlang.

Während bei neuen Produkten hochpräzise Maschinen die Bestückung der Leiterplatten übernehmen, kommt bei älteren Produkten weiterhin Handarbeit zum Einsatz. „Unsere Produkte sind oft 30 bis 40 Jahre beim Kunden im Einsatz. Viele Ersatzteile dafür werden noch von Hand bestückt – das verlangt viel Wissen und Fingerspitzengefühl“, erklärt Hintenlang. Auch die Herausforderung der Bauteilverfügbarkeit meistert Hima durch eine eigene Strategie: „Wir lagern abgekündigte Bauteile unter speziellen Umweltbedingungen auf Vorrat, damit wir unsere Kunden weiter versorgen können.“

Ohne Innovation geht es natürlich nicht: KI-gestützte Kamerasysteme unterstützen bei der Fehlererkennung, ersetzen aber keine Arbeitsplätze. „Robotik ist bei uns nur begrenzt sinnvoll, da wir kleine Stückzahlen und viele Sonderlösungen haben“, betont Hintenlang. Gut für den Standort, gut für die Mitarbeiter.

Das sieht auch CEO de la Motte so: „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist die Belegschaft als Schlüssel zum Unternehmenserfolg. Das Wissen und die Erfahrung unserer Mitarbeiter sichern unsere Qualität und machen uns in der Branche einzigartig“, betont er.

In der Produktions- und Testhalle von Hima in Brühl arbeiten 50 Fachkräfte. © Hima

Für die Zukunft geht es bei Hima vor allem um die Digitalisierung der funktionalen Sicherheit. „Funktionale Sicherheit ist der Zustand, in dem sicherheitsgerichtete Systeme, Prozesse und organisatorische Maßnahmen im gesamten Lebenszyklus so gestaltet, betrieben und digital abgesichert sind, dass sie Menschen, Anlagen und Umwelt zuverlässig vor Gefährdungen schützen. Unsere Aufgabe ist es, die Sicherheit in den Prozessen weiter zu erhöhen“, erklärt de la Motte.

Hima will mit Innovation und Digitalisierung zukunftssicher sein

Die Entwicklung reicht von digitalen Lernplattformen für Hochschulen bis zu modernsten Fernwartungslösungen und Cyber-Security-Konzepten. Vor allem letztgenannter Aspekt ist durch die Zunahme der Anschlagsgefahr im Zeichen der globalen Krisen von größter Bedeutung.

Ein wichtiger Faktor ist diesbezüglich auch das „himalaya“, das Innovationslabor von Hima in Mannheim. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt de la Motte. Innovative Geschäftsmodelle und die Integration neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz werden dort entwickelt. „Hier bringen wir Mitarbeiter aus aller Welt zusammen, um an Zukunftslösungen zu arbeiten.“ So entstehen neue Ideen, die den Technologievorsprung von Hima sichern.

Ein gutes Zeichen auch für potenzielle neue Arbeitskräfte, dass Weiterentwicklung im Unternehmen eine wichtige Rolle einnimmt. „Ich denke schon, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber sind“, sagt de la Motte. Gute Bewertungen in den Jobportalen bestätigen das. Und anders als in Großkonzernen werden flache Hierarchien hier nicht nur auf dem Papier gelebt.

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