Trockenheit

Sinnvolle Lösung oder Verschwendung? Brühl streitet über Wassersäcke

Die Gemeinde kritisiert Haltbarkeit und Nutzen der grünen Behälter, Umweltschützer halten dagegen. Die Frage: Was bringt nachhaltigere Bewässerung?

Von 
Ralf Strauch
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Die letzten Wassersäcke für Bäume sind in der Gemeinde nahe des Brühler Friedhofs zu finden. © Ralf Strauch

Brühl. Der mit sehr hohen Temperaturen am Wochenende ausgeklungene Sommer war in Nordbaden von Hitzewellen und einer langen Trockenperiode geprägt, die nur durch einen nassen Juli unterbrochen wurde, was die Trockenheit milderte und die Grundwassersituation verbesserte, auch wenn sich die Verhältnisse in tiefen Grundwasserstockwerken noch nicht erholten. So leiden noch immer auch in Brühl viele Bäume unter der Trockenheit, was zu geschwächten Kronen, dem Abwurf von Blättern oder ganzen Ästen und auch zum Absterben führt.

So funktionieren Wassersäcke

In vielen Kommunen, bisher auch in Brühl, werden für die Straßenbäume deshalb Wassersäcke genutzt, um eine einfache Technik zu nutzen. Den Bewässerungssack muss man nur um den Baum legen, ihn mit Wasser befüllen und schon tropft der Bewässerungssack das Wasser gleichmäßig über den Tag verteilt direkt an die Wurzeln der Pflanze. Durch kleine Tropflöcher am Boden tritt das Wasser dann über mehrere Stunden kontinuierlich aus. Somit soll für eine tiefendurchdringende Bewässerung gesorgt werden.

Brühler Verwaltung lehnt Wassersäcke wegen Haltbarkeit, Verschmutzung und Vandalismus ab

Das sieht der Brühler Bauhof allerdings anders, informierte Bürgermeister Ralf Göck auf Anfrage von Klaus Triebskorn vom Umweltverein in der jüngsten Ratssitzung. Göck gab die Meinung der Brühler Grünpfleger weiter, dass sich die Wassersäcke durch Verschmutzung schnell verstopfen, teilweise nur sechs Monate halten und durch Vandalismus oder Nagetiere oft zerstört würden. Deshalb sei man in der Gemeinde wieder zur traditionellen Gießmethode übergegangen, erklärte der Bürgermeister.

Zu dieser Erklärung des Bürgermeisters bezog Triebskorn anschließend in einem offenen Brief Stellung. Die Verstopfung durch Schmutz könne aus seiner Sicht nicht passieren, wenn man sauberes Wasser benutze. Auch bei der geringen Lebensdauer hat Triebskorn Zweifel. Es komme auf die Qualität des verwendeten Materials an – für die von Göck angegebenen 7,50 Euro pro Sack könne man kein gutes Material erwarten. Meist komme hochwertiges, langlebiges, Wetter- und UV-beständiges PVC oder PE zum Einsatz, so Triebskorn. Faserverstärkte Modelle seien robust und reißfest. Billige und dünnwandige Produkte zerfielen in der Tat bei Sonneneinstrahlung schneller.

Dass die Gemeinde dennoch wieder zur Gießmethode zurückgekehrt sei, sieht Triebskorn kritisch.

Triebskorn: In Brühl vertrocknen viele Bäume

Im Ortsgebiet habe der Umweltverein erkannt, dass in länger anhaltenden trockenen Phasen – vor allem im Sommer – generell zu wenig gegossen werde. „Der jährliche Abgang etlicher Bäume lässt darauf schließen“, so Triebskorn. Der in tieferen Schichten trockene Boden könne das Wasser nicht aufnehmen. Wenn dort nur mit dem Schlauch das Nass verspritzt werde, verdunste es oder gehe Wege ins Erdreich, die keine Verbindung zu den Wurzeln hätten. „Der Gießvorgang hat damit wenig bis nichts genutzt“, so der Vereinsvorsitzende.

Die Bewässerung durch Füllen der Wassersäcke ermögliche hingegen durch die tröpfchenweise Versickerung im Boden viel mehr. „Ein bereits feuchter Boden nimmt das Wasser auch in tiefere Schichten auf“, sagt er und rät für die kommenden Sommer wieder zu hochwertigen Wassersäcken.

Redaktion

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