Faktencheck

Sirenen-Warntag: Das passiert an diesem Tag in Brühl

Der bundesweite Übungstag soll die Defizite bei der Warnung im Katastrophenfall aufdecken. Und so wird auch in Bühl kontrolliert, ob alle Einwohner im Katastrophenfall gewarnt werden können.

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Ralf Strauch
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Oben auf dem Dach neben der Funkantenne stehen die neuen Sirenen (Bildmitte) auf der Spitze des Feuerwehrgerätehauses. © strauch

Brühl. Der Bund und die Länder wollen nach dem Desaster von 2021 nunmehr jährlich an jedem zweiten Donnerstag im September einen bundesweiten Warntag in Abstimmung mit kommunalen Vertretern organisieren. Diesmal wurde der Termin allerdings auf Donnerstag, 8. Dezember, verschoben.

Der Grund für den Aufschub ist technischer Art, denn man wollte erstmals eine Probemeldung auf dem neuen Warnkanal „Cell Broadcast ausgeben. Und genau dafür war die Software im September noch nicht bereit. Also erproben nunmehr im Dezember Bund und Länder sowie die Kreise und Kommunen „in einer gemeinsamen Übung ihre Warnmittel“, heißt es aus der Bundeszentrale. Und so wird auch in Bühl kontrolliert, ob alle Einwohner im Katastrophenfall gewarnt werden können.

Was passiert an diesem Warntag in Deutschland und speziell in der Gemeinde?

Ab 11 Uhr aktivieren die beteiligten Behörden und Einsatzkräfte bundesweit unterschiedliche Warnmittel – dazu gehören auch die Sirenen in Brühl, die, nachdem sie vor einigen Jahren bis auf eine nicht mehr funktionierende Anlage in der Hauptstraße, abgebaut wurden, in diesem Jahr wieder neu installiert worden sind. Außerdem wird beispielsweise über Radio und Fernsehen, digitale Stadtanzeigetafeln oder Warnapps der Alarm ausgelöst.

Für die Brühler sind die Sirenen also eine Wiederbelebung?

„Ja“, meint der Ordnungsamtsleiter. Die Gemeinde will an diesem Tag seine vier neuen Sirenen auf dem Rathaus, auf dem Feuerwehrgerätehaus, auf dem Bauhof und auf der Außenstelle der Schillerschule in Rohrhof erstmals testen und damit gleichzeitig einweihen. Allerdings wird der Alarm diesmal noch händisch vor Ort ausgelöst, denn ein entsprechendes Modul, mit dem von der Leitzentrale in Ladenburg das Heulen in Brühl ausgelöst werden könnte, sei von der Kreisverwaltung noch nicht geliefert worden.

Wer löst den Alarm ansonsten eigentlich aus?

Das hängt von der Größe des gefährlichen Ereignisses aus. Etwa bei Bränden mit gefährlichen Dämpfen wird er von der Feuerwehr-Leitzentrale gestartet. Bei großflächigeren Ereignissen wird das Land den Knopf aktivieren, geht es räumlich darüber hinaus, ist das Bundesamt für Katastrophenhilfe zuständig.

Wird dann jeweils nur über Sirenen gewarnt?

Ungerer weist darauf hin, dass nicht nur die Sirenen auf Gefahren hinweisen. Man könne über die neuen Anlagen auch per Durchsage auf Gefahren aufmerksam machen. Dazu würden im Ernstfall Feuerwehr und Polizei mit Lautsprecherwagen durch den Ort fahren. Die Probewarnmeldung werde nunmehr auch über „Cell Broadcast“„ verschickt, die jetzt alle Handys in einem Funkbereich ansprechen, auch wenn sie keine entsprechende Warn-app haben. Es können so zielgenau rund die Hälfte aller Handys in Deutschland direkt erreicht werden. Soweit die Theorie, die Praxis wird sich bei der Premiere am Alarmtag zeigen. Bisher war der digitale Weg eher ein Desaster. Außerdem werden nur Smartphones und nicht alle anderen Handys erreicht.

Sind die Sirenen dann im ganzen Ortsgebiet zu hören?

„Das hoffen wir“, sagt der Leiter des Ordnungsamtes Jochen Ungerer. Während des Alarmtages werden seine Mitarbeiter an die entferntesten Orte der Gemeinde ausschwärmen, um dort zu überprüfen, ob der Alarm zu hören ist. „Wir müssen beispielsweise die Sirene auf der Rohrhofschule noch am Sportplatz des SVR und an der Nato-Rampe gut hören können – klappt das nicht, stimmt die Ausrichtung nicht und wir müssen umrüsten.“

Warum findet der bundesweite Warntag statt?

Auf diese Weise werden die technischen Abläufe im Fall einer Warnung und auch die Warnmittel selbst auf ihre Funktion sowie auf mögliche Schwachstellen hin überprüft. Im Nachgang werden von den Verantwortlichen gegebenenfalls Verbesserungen vorgenommen und so das System der Bevölkerungswarnung sicherer gemacht. Der bundesweite Warntag dient weiterhin dem Ziel, die Menschen in Deutschland über die Warnung bei Gefahrenlagen zu informieren und sie damit für Warnungen zu sensibilisieren.

Ist Brühl gut auf einen Katastrophenfall vorbereitet?

„Wir haben einen detaillierten Notfallplan erarbeitet“, antwortet Ungerer. Es habe eine gemeinsame Schulung des Bürgermeisters, seiner Stellvertreter, der Feuerwehr und der Energieversorger stattgefunden, die tiefe Einblicke erlaubte. Laut dem Ordnungsamtschef sei die Gemeinde demnach gut vorbereitet. Was noch fehlten, sei die explizite Nennung und Ausstattung einer Halle als Notunterkunft sowie die Aufrüstung wichtiger Gebäude mit Notstromaggregaten. „Wir sind da gerade dran – bei den Notunterkünften in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz“, betont Ungerer. Dennoch habe sich die bisherige Ausstattung der Kommune bei Hochwassern, Stürmen und Bränden als gut erwiesen, unterstreicht er. „Wir sind gut aufgestellt, gleichwohl optimieren wir immer weiter“, bekräftigt Ungerer. Tests seien dabei nur ein Weg.

Und was macht der Bürger, wenn es einmal keine Übung ist?

„Den Anweisungen der Behördendurchsagen, den Informationen der Apps sowie den Durchsagen im Fernsehen und Radio folgen und möglichst ohne Panik reagieren“, so der Ordnungsamtschef.

Gibt es noch zusätzliche Vorbereitungen auf den Warntag?

Die Schüler, die eine solche Übung, die früher üblich war, nicht kennen, werden zuvor im Unterricht drüber informiert. In der Rohrhofschule wird zudem über Gehörschutz für die Kinder nachgedacht, denn die Sirene dort auf dem Dach ist schon sehr laut, um ihre Arbeit zu erfüllen. Außerdem sollten Kriegsflüchtlinge, die nicht so einfach erreicht werden können, von Nachbarn auf die Übung hingewiesen werden, damit nicht frühere Traumata aufbrechen.

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