Brühl. „Ich bin ja sofort wieder weg – ich will nur mal kurz wegen des Hochwassers schauen. „Ich kenne mich hier aus und weiß, wo ich laufen kann!“ An Kreativität bei den Ausreden der Katastrophentouristen mangelt es nicht, warum sie die Absperrungen am Weidweg ignorieren. Natürlich ist die Lage in Brühl im Vergleich zu den Überflutungsgebieten am Niederrhein und in der Eifel scheinbar weniger lebensgefährlich für die Menschen. „Dennoch müssen diese Warnungen ernst genommen werden“, bekräftigt Feuerwehrkommandant Marco Krupp gegenüber unserer Zeitung.
Er unterstreicht nachdrücklich, dass sich alle an die Absperrungen, die durch die Gemeinde in den vergangenen Tagen gut sichtbar an den Zugängen zum Rhein eingerichtet worden sind, halten müssen. „Diese Absperrungen sind kein Verhaltensvorschlag, sie gelten für jeden“, stellt auch das Ordnungsamt klar. Ein Weg, der eben noch frei war, könne schnell überflutet werden und den Rückweg abschneiden, warnt die Feuerwehr.
Bereits am Donnertagsmittag kratzte der Rhein mit einem Pegelstand von 7,60 Metern in Maxau an der Asphaltdecke des Weidwegs. Laut den Vorhersagen des Wasser- und Schifffahrtsamtes bringen Hochwasserwellen weitere Wassermassen in Richtung Brühl. Der Deutsche Wetterdienst rechnet in den nächsten tagen mit teils kräftigem Dauerregen. Dementsprechend können die Wasserstände deutlich steigen, so die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg in Karlsruhe. Zwar verlangsamt sich aktuell der Anstieg, doch „wir müssen befürchten, dass die Fluten in der Nacht auf Samstag noch erhöhen“, fasst Bürgermeister Dr. Ralf Göck beim Treffen des Krisenstabes die weiteren Entwicklungen zusammen. Am Donnerstag wurde festgestellt, dass der Sommerdamm zwischen Leimbach und Rohrhof bereits an zwei Stellen gebrochen ist. „Die Probleme verschärfen sich quasi stündlich“, so Göck.
Lage ist extrem unsicher
Insgesamt sei das Ausmaß des Hochwassers für die nächsten Tage jedoch schwer einzuschätzen. „Die Lage ist extrem unsicher“, heißt es aus der Hochwasservorhersagezentrale. Die Experten dort begründete dies mit vielen Unsicherheiten in den Wettermodellen. Im schlimmsten Fall, so ist aus dem Brühler Krisenstab zu hören, könnte der Rhein in Brühl noch höher steigen als beim Frühjahrshochwasser. Möglicherweise sei es vergleichbar mit 2013, meint Krupp. „Wir gehen von einem fünf- bis zwanzigjährlichen Hochwasser aus“, erklärte er gegenüber dieser Zeitung.
2013 hatte der Pegel in Speyer 8,34 Meter gemessen, ein fünfjähriges Hochwasser ist bei einem Pegel von 7,95 Meter erreicht. Entsprechend rüstet sich die Gemeinde für die Flut. Bauhof und freiwillige Helfer – beispielsweise von der Sportgemeinde – richten bereits Sandsäcke und bringen sie an die Stellen, an denen der Strom dann womöglich sein Bett verlassen wird.
Da sich die Hochwasserlage insgesamt also deutlich zuspitzen soll, wird die Wache der Feuerwehr ab diesem Freitag dauerhaft besetzt werden. Neben Kontrollfahrten per Boot und Auto wird auch das Drohnen-Team immer wieder im Einsatz sein, um die Lage einzuschätzen. Derzeit handle man allerdings auf Sicht – als Orientierung diene dazu der jeweilige Wert in Maxau, der die Pegelstände bereits rund 24 Stunden vorher voraussagt.
Zudem wird das Einhalten der Absperrungen von Ordnungsamt und Polizei überwacht, denn auch das Regierungspräsidium Karlsruhe warnt angesichts der angespannten Hochwasserlage vor Gefahren für Mensch und Tier. Der sogenannte Hochwassertourismus an den Dämmen werde kritisch beobachtet.
Laut Regierungspräsidium wird die Lage am Rhein und seinen Nebenflüssen konsequent beobachtet und weitere Maßnahmen wie Polderflutungen bei Bedarf eingeleitet.
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