Ortsgeschichte - Sammler Klaus Triebskorn stellt in seinem Museum in der Neugasse die spannende Vergangenheit der Firma Görler vor

„Tippomat“ als echte Innovation

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kt/ras
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Ein Ausschnitt aus der Ausstellung: Görler-Bauteile und Baugruppen der 1930er Jahre, darunter mittig das seltene Kohlemikrofon „Clarafox“. © Bild Triebskorn

Brühl. „Kultur und Corona – das hat in den vergangenen Monaten nicht gut zusammengepasst“, meint der Brühler Sammler Klaus Triebskorn. Umso wichtiger sei es, da wo es gehe, den Bürgern die Türen der Kulturangebote wieder zu öffnen. „Zu spüren, dass es weiterhin interessante Bereiche der Industriekultur gibt, ist eine wichtige Aufgabe des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege“, erklärt er weiter und verweist in diesem Zusammenhang auf das Görler-Museum in der Neugasse.

Dort – in der ehemaligen Heimatstube – wird in seiner umfangreichen Sammlung die Geschichte des bedeutenden Herstellers von Bauteilen und Baugruppen für die Radio- und Rundfunkindustrie dokumentiert. Seit der Gründung im Jahre 1923 war Görler an fünf Standorten in Deutschland ansässig, zuletzt von 1962 bis 1975 in Brühl. Etliche Mitarbeiter wurden damals aus Schwetzingen und Umgebung angeworben, um in dem Werk, in dem heute Hima ansässig ist, zu arbeiten.

Empfänger zum Selbstbau

„Wie auch im vergangenen Jahr entwickelt sich das Museum trotz Pandemie ständig weiter“, betont Triebskorn. Neue Ausstellungsstücke, Unterlagen und Erfahrungen zu Produkten des Unternehmens von Julius Karl Görler sowie Geschichten ehemaliger Mitarbeiter und der Familie Görler sind in den vergangenen Monaten hinzugekommen. Die begrenzte Ausstellungskapazität in den Räumlichkeiten fordere mittlerweile neue Ideen in der Gestaltung ein, erklärt der Sammler. Gezeigt werden vorrangig Bauteile und Unterlagen aus Görlers früher Zeit, die damals zum Selbstbau von Radiogeräten benötigt wurden. Denn: Längst nicht jeder konnte sich in jenen Tagen ein fertiges Gerät leisten, berichtet Triebskorn.

Aber auch die Rundfunkindustrie bediente sich der fertigen Baugruppen von Görler, wie etwa Sperrkreisen, Transformern, Bandfiltern sowie der berühmten „Spulenrevolver“. Aus den 1950er und 1960er Jahren kamen Tuner- und Zwischenfrequenz-Baugruppen in der industriegeschichtlichen Sammlung dazu. Mitte der 1960er baute Görler erste HiFi-Stereo-Geräte, erst unter eigenem Namen, dann aber auch für namhafte Gerätehersteller wie Siemens, PE, Sennheiser, Tandberg und für den amerikanischen Markt die Firma Bogen. Mit Tuner-Baugruppen versorgte Görler damals immerhin 70 Prozent des nordamerikanischen Marktes für Radiogeräte, was Ende der 1950er Jahre zu einer Steigerung der Produktionszahlen in Millionenhöhe führte. Das sei auch ein Grund für eine Erweiterung mit dem Brühler Standort gewesen.

Anfang der 1970er Jahren kamen hochwertige Stereo-Komponenten und Kompaktanlagen hinzu, letztere bestehend aus Stereo-Radio- und Plattenspieler. Charakteristisch für diese Geräteserien waren die neuartigen Berührungstasten zur Senderwahl, der sogenannte „Tippomat“ von Görler. Viele Beispiele zu den Geräten sind in der Ausstellung zu sehen.

Einstündige Führungen

Am Sonntag, 6. Juni, startet das Museum in der Neugasse wieder mit den einstündigen Führungen im Zweistundentakt. Es müssen dabei die Vorgaben beachtet werden, wonach bei einer Inzidenz von 50 bis 100 die Corona-bedingte Verhaltensregeln einzuhalten sind. Derzeit sind Gruppen von maximal fünf Personen, 1,5 Meter Abstand, FFP2-Maske und die Erfassung von Kontaktdaten angeordnet. Sollte die Inzidenz an diesem Tag über 100 liegen, muss das Museum geschlossen bleiben.

Falls nicht ist der Einlass um 13, 15 oder 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind möglich. kt/ras

Info: Voranmeldung sind bei Klaus Triebskorn, Telefon 0176/34 21 56 10 oder E-Mail an DasGoerlerMuseum@gmx.de, möglich.

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Brühl: Görler-Meusem eröffnet

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