Freischwimmer - Ausstellung präsentiert die Werke der Ferienkinder / Kursleiter geben Einblick in ihre Technik / Ungewohnte Umgebung weckt ungeahnte Kreativität

Viele spannende Kunstprojekte am Beckenrand

Von 
Sascha Balduf
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Brühl. Eine Kunstausstellung der besonderen Art war im Freibad zu sehen. Besonders nicht wegen der persönlichen Note der Künstler oder irgendwelcher im Grunde doch zutiefst subjektiver Qualitätsmerkmale – das hat jede Ausstellung und wäre im besten Fall eine besonders plattitüdenhafte Einleitung. Diese Werkschau war wirklich besonders, hätte sie in einer Welt der Prä-Corona-Perspektive doch niemals stattgefunden.

Wegen der Covid-19-Pandemie wurden nämlich neue Wege gegangen. Während des Sommers ist das Freibad normalerweise ein willkommener Ort der Abkühlung – der in dieser Saison der Ansteckungsgefahr wegen Tabu bleiben musste. Ein ähnliches Schicksal ereilte das Ferienprogramm, das in gewohnter Form nicht unter Pandemiebedingungen zu stemmen gewesen wäre.

Entsprechend groß war der Stolz bei Bürgermeister Dr. Ralf Göck, als er bei der Ausstellungseröffnung berichtete, wie man im Rathaus die Idee ersonnen hatte, aus zwei Problemen einfach eine Lösung zu machen. Mit besonderem Lob bedachte er Bäderleiter Patrick Berndt und den lokalen Künstler Michael „Meikel“ Fuchs, deren Engagement es möglich machte, ein abwechslungsreiches Kunstprogramm auf dem Freibadgelände auf die Beine zu stellen und damit nicht nur die Mitarbeiter der Badeanstalt weiter dort beschäftigen zu können, sondern auch die Kinder nicht ohne Ferienprogramm zu lassen.

Mit Meikel Fuchs kam der Verein „Friends of Art“ zum Ferienprojekt und mit ihm eine abwechslungsreiche Bandbreite an Künstlern, die die Kinder in ihren Techniken unterwiesen – Künstler, die durch die Pandemie derzeit kaum Ausstellungsmöglichkeiten haben.

Im Eingangsbereich wurden die Besucher gleich vom Gemälde einer Wassernixe begrüßt, das tatsächlich schon einmal im Freibad zu sehen war. „Für die Ausstellung hat Margot Markmann dazu noch einen Poseidon für uns gemalt, erklärte Berndt, „schließlich soll es bei uns gleichberechtigt zugehen.“ Der Bäderleiter ist von dem Projekt fasziniert, das wird besonders bei einem Rundgang deutlich, bei dem er selbst immer wieder neue Aspekte an den ihm längst bekannten Kunstwerken entdeckt und bewundert.

Holz hat Bäderchef inspiriert

Während des Ferienprogramms hat er sich sogar selbst an die Werkbank gewagt und eine Engelskulptur geschaffen. „Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich das einmal mache, hätte ich ihm nicht geglaubt“, berichtet er, „aber die ungewöhnliche Maserung des Holzes hat mich irgendwie inspiriert und ich wollte es ausprobieren“.

Ähnlich ging es auch Pia Honsel, die derzeit eine Ausbildung im Freibad macht und mit den Kindern kleine Dekofiguren am Stiel bastelte. „Ich bin da einfach so reingeschlittert und total drin aufgegangen“, erzählt sie. Schwimmmeister Marc Herbel bot sich sogar kurzerhand als Schablone an und wurde mir reichlich Farbe als lebensgroße Figur auf dem Malgrund verewigt.

Es scheint fast so, als hätte die Mitarbeiter die gleiche Schaffenslust ereilt, die Meikel Fuchs auch immer wieder bei den Kindern beobachten konnte: „Kinder sind noch völlig frei – die machen einfach“, erklärte er, „dabei kommt für einen als Künstler natürlich auch viel an Inspiration zurück.“ Als Beispiel zeigte Fuchs den Malroboter, der aus einer Idee der Nachwuchskünstler entstanden war. „Ursprünglich haben wir mit den Kindern Putzroboter gebaut“, erläuterte er und platzierte ein buntes Gefährt auf dem Tisch. Per Knopfdruck wurde ein kleiner Motor aktiviert, der eine – je nach Modell auch gleich mehrere – Bürsten wie von Geisterhand über die Tischplatte fahren ließen. Aus diesem Konzept entstand schließlich ein Modell, dass Stifte über ein Papier bewegt und so zufällige Kunstwerke schafft. „Die Bereiche, bei denen wir mit Holz oder Elektronik gearbeitet haben, kamen bei den Kindern besonders gut an“, berichtete Meikel Fuchs. Handwerkliche Fähigkeiten konnten die Kinder auch mit Birgid Staub erproben und Insektenhotels und Vogelhäuschen zimmern.

Wer lieber dekorativer arbeiten wollte, verwandelte alte Konservendosen in ein Windlicht oder gestaltete ein T-Shirt.

Ein Fisch aus Glasstücken

Die Arbeiten dienten bei der Ausstellung als Kulisse für etwas grazilere Werke, denn Staub hatte auch einen Kurs im Drahtbiegen angeboten, bei dem die verschiedensten Schmuckstücke entstanden waren. Nebenan zeigte Katja Stade funkelnde Deko-stücke. Die Glasmalermeisterin gestaltete mit jedem Kind ein buntes Glasquadrat, aus dem ein großer Fisch zusammengestellt werden soll.

Beim heftigen Sturm Anfang August waren zahlreiche Bäume auf dem Freibadgelände beschädigt worden. Äste und Zweige lagen überall verstreut. Doch, statt sich zu ärgern, sammelte die Kunstgemeinde das Holz einfach ein und verwandelte die Stücke in fantasievolle Fabelwesen mit Glubschaugen, die an jeder Ecke der Ausstellung ein wachsames Auge auf die Exponate hatten.

Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

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Brühl: Freischwimmer für Kunstobjekte

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