Heimatmuseum - Philatelistische Raritäten der Sammlung von Kuno Fuchs bei der ersten Ausstellung des Jahres / Viele Erinnerungen

Von Luftschiffern als Postboten

Von 
Ralf Strauch
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Inmitten der hölzernen Relikte des Luftschiffbaus in Brühl platziert Winfried Höhn im Heimatmuseum philatelistische Schätze zu den „fliegenden Zigarren“. © strauch

Brühl. „In den Luftschiffen wurde früher jede Menge Post befördert – die Mengen sind kaum zu fassen“, gerät Winfried Höhn vom Verein für Heimat- und Brauchtumspflege ins Schwärmen. Dennoch ist es eher selten, heute – über 100 Jahre später – Postkarten mit dem Stempel aus den „fliegenden Zigarren“ zu finden. Umso mehr freut sich Höhn nach der erfolgreichen Ausstellung von Poesiealben nun mit den Exponaten der Sammlung von Kuno Fuchs aus Mannheim eine erneute Attraktion vorbereiten zu können, die es wirklich in sich hat.

„Wir haben uns inzwischen in Fachkreisen einen guten Ruf erworben, was die Luftschifffahrt angeht“, hebt Höhn im Gespräch mit unserer Zeitung nicht ohne Stolz hervor. Immer wieder kommen neue Exponate dazu. Beispielsweise freut sich der Verein, seit kurzem ein Thermometer und ein Poly- beziehungsweise Hydrometer präsentieren zu können, die im ersten Schütte-Lanz-Luftschiff ihren Dienst versehen haben. „Auf der Fotografie hier kann man beide Geräte genau erkennen“, erklärt Höhn und verweist auf eine Aufnahme des Führerstandes in der Gondel von SL 1, als das Luftschiff vor weit über 100 Jahren in der Brühler Werft entstand.

Karten mit besonderen Motiven

Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war geprägt vom Wunsch, Postbeförderungen auch mit Luftschiffen durchzuführen, nachdem bereits Ausgang des 19. Jahrhunderts erstmals Briefpost mittels Ballons befördert worden war. Und so wurden Postkarten und Briefe auch mit Schütte-Lanz-Luftschiffen transportiert, unterwegs mit einem speziellen Stempel der fliegenden Postämter versehen und dann über dem Zielort abgeworfen. Die Krönung der Sammlung Fuchs ist dann, dass die Postkarten Aufnahmen von Luftschiffen über Brühl und Mannheim zeigen und zudem teilweise auch noch mit Sondermarken – etwa vom ersten SL-Luftschiff als Motiv – ver-sendet wurden. Von diesen Raritäten hat Fuchs 39 Stück zusammengetragen, die er nun dem Heimatverein für die erste Sonderausstellung des Jahres zur Verfügung gestellt hat.

„Während solche Sonderschauen zur Luftfahrtgeschichte ein bundesweit interessiertes Fachpublikum anzieht, sorgen die weniger spektakulären Stücke aus dem Alltagsleben unserer Brühler Vorfahren bei Besuchern aus dem Ort für Begeisterung, da sie einen hohen Wiedererkennungswert bieten“, sagt Höhn. Und der Vorsitzende des Vereins, Dr. Volker Kronemayer, verweist auf die vielen herzlichen Einträge im Gästebuch des Museums. Auf das Engagement der Besucher hofft er auch bei einer geplanten Ausstellung mit Gruppenfotos aus Brühl. So könnte der reiche Fundus des Vereins durch Fakten und Namen, wer da gemeinsam zur Schule ging oder Kommunion feierte, bereichert werden.

Am Samstag, 2. Februar, startet das Heimatmuseum in seine nächste Saison – es öffnet dann, wie jeden ersten Samstag eines Monats von 15 bis 17 Uhr seine Pforten.

„Und dann gibt es wieder viele neue Überraschungen zu entdecken“, verspricht Höhn, bevor er wieder in den Räumen des Museums verschwindet, um die Ausstellung im Haus mit dem „Rheingold“-Schriftzug neu zu gestalten.

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